Der Unternehmer-Mythos. Joachim Gerlach
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Derartige Denkweisen mögen im ersten Moment als eine Ausnahmeerscheinung empfunden werden. Kratzt man aber den Lack von all den eloquenten Umschreibungen des Unternehmertums hinsichtlich Motivation und Bestimmung ab, gelangt man unweigerlich punktgenau wieder genau dorthin. Selbstgefälligkeit, Machtanspruch, Profitgier. So entnahm ich erst vor Tagen einer in Managerkreisen vorgenommenen Analyse, dass die befragten hochkarätigen Wirtschaftsfunktionäre ohne Ausnahme dem Umstand, eine wichtige Position einzunehmen und mit Hilfe dieser nicht nur ein enormes Gehalt sondern darüber hinaus auch gigantische Boni zu beziehen, das Wichtigste Ziel in ihrem Leben sei. So wichtig, dass sie selbst um des Preis eines möglichen nachfolgenden jähen und tiefen Absturzes eben diese Position anstrebten. Koste es was es wolle. Wir haben kein Problem damit zu sehen, dass Menschen mit den oben genannten Eigenschaften selbstredend alles daran setzen werden, die einmal erreichte Position mit Klauen und Zähnen zu verteidigen und, wenn es nur irgendwie geht, auszubauen.
Zurück zu Steve Jobs. Worin bestand bei sachlichem Lichte besehen seine Leistung, auf welcher am Ende sein gigantisches persönliches Vermögen beruht? Dass er in seiner Garage mit Gleichgesinnten aufopferungsvoll, fleißig und mit aller Hingabe werkelte, ist unbestritten. Jedoch kreative Genialität? Wohl kaum. Auch er nutzte gleich Zuckerberg nur, was an technischen und technologischen Erkenntnissen nicht nur geistig sondern längst auch schon materiell vorlag: Er passte die ursprünglich für industrielle und militärische Belange erdachten und eingesetzten Rechenmaschinen so an, dass sie vom Umfang und Preisgestaltung her auch für Otto-Normalverbraucher eingesetzt werden konnten, vordergründig angedacht damals für elektronische Spielereien. Das ist genau besehen nicht einmal eine ingenieur-technische Leistung sondern, auch wenn es denn schal klingen mag, eher dem Bereich des Handwerks zuzuordnen. Was sich daraus einst entwickeln würde, konnte Jobs nicht voraussehen. Seine unternehmerische Leistung war im Kern eine kaufmännische. Sie bestand schlussendlich darin, ein im engeren Sinne Werkzeug für den massenhaften Alltagsgebrauch in jedem Haushalt marktfähig zu machen. Die Beantwortung der Frage, inwieweit allein diese Idee schon ein Milliardenvermögen rechtfertigt, gehört zum moralisch-ethischen Bereich, aus rein ökonomischer Sicht lässt sie sich nicht begründen. Dass aber am Ende das Jobs-Vermögen einer solch fulminanten Inflation zugeführt werden konnte, ist wohl doch viel eher der in seinem Unternehmen eingesetzten Arbeitskräfte zu verdanken. Allein gelassen mit seiner Idee hätte er sich mit den Umsätzen, welche er im Kreise seiner Kameraden in der Garage erwerkelte, wohl geradeso über Wasser halten können.
„Reicher Mann und armer Mann / Standen da und sah'n sich an. / Und der Arme sagte bleich: / Wär' ich nicht arm, wärst du nicht reich“, schrieb einst Bert Brecht. Worin aber kann sie liegen, die Ursache für die geradezu wundersame Reichtumsmehrung in den Händen eines Unternehmers? Nun, wir sahen es schon: Schlichtweg in der Umverteilung von Wertschöpfungsanteilen, der Reichtum der Wenigen ist eine Funktion der Armut von Vielen. Wie geht das so ohne weiteres? Ohne dass auch nur im leisesten der Verdacht krimineller Aktivitäten ruchbar wird? Ohne dass diejenigen, welchen man die Wertschöpfungsanteile unbezahlt aus der Tasche zupft, dagegen aufbegehren? Antworten versuche ich, in den folgenden Abschnitten zu geben.
Ich stelle voran, dass meine Auslassungen nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit haben. Auch stellen sie nicht im geringsten den Versuch dar, ein derartig komplexes Thema in seiner Vollständigkeit abzudecken. Diejenigen, welche Quellenangaben und Querverweise suchen, werden enttäuscht sein, ich habe solche mit Bedacht außen vor gelassen. Dies betrifft gleichermaßen detaillierte statistische Quantifizierungen meiner Aussagen. Ich gehe dabei davon aus, dass die Churchill wohl vom Goebbelschen Propagandaministerium in den Mund gelegte These: ‚Ich vertraue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe‘, wohl ihre prinzipielle Richtigkeit hat. Beide letztgenannten Merkmale akademischer Unterfangen, also Quellennachweise und Quantifizierungen, sind indes ohne besondere Schwierigkeiten, dies selbstredend vor allem dank Steve Jobs Initiative, per Internet recherchierbar.
Ich habe mit dieser Schrift nicht vor, die soziale Schicht der Unternehmer verbal in Grund und Boden zu stampfen. Ich weiß, sie ist notwendig, denn ohne ihre wie auch immer motivierte Umtriebigkeit wäre unsere Welt technisch-technologisch noch weit hinter dem Berg. Aber ich sehe diese Welt auch so, dass unregulierte private unternehmerische Umtriebigkeiten auf Grund ihrer unternehmerischen Kernmotivation nicht nur im nationalen sondern zunehmend im globalen Rahmen zu gigantischen gesellschaftlichen Verwerfungen und Spannungen führen. Spannungen, welche, so ihnen nicht rechtzeitig mit geeigneten Mitteln entgegnet wird, für die Menschheit insgesamt eine Gefährdung darstellen. Denn wie naiv muss man sein zu glauben, dass eine Wirtschaftswelt, so komplex und global wie die unsere, ohne jegliche Regulierung allein mittels des von privaten Interessen getragenen Marktes, der Smithschen „unsichtbaren Hand“, und dies zumal ja erst im Nachhinein, optimal zu verwalten wäre. Oder wie bösartig verlogen, solcherart Irrglauben noch zu verbreiten. Dies alles angesichts dessen, dass einerseits wirtschaftliche Prozesse innerhalb der Unternehmen bis hin zu Großkonzernen sehr wohl konsequenten Planungsritualen unterliegen, und andererseits auch jede Menge an Indizien und Beweisen für das Nichtfunktionieren der kapitalistischen Selbstregulierung vorliegen.
Ich lasse mich in meinen Überlegungen im wesentlichen davon leiten, was ich in sieben Lebensjahrzehnten selbst aus den diversesten Gegebenheiten im Sinne des Themas gesehen, gehört, erkannt und erfahren haben. Dass ich dabei zuweilen auf andere Quellen als die meinen, so dies im Interesse meiner kleinen Streitschrift steht, zurückgreifen werde, ist unterstellt.
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