Kommando-Operation: Drei Military Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
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„Was ist mit unseren Leuten?“, platzte es aus Boulanger heraus.
„Ich habe keine Ahnung!“, erwiderte Joe Keller ziemlich düster. Er schluckte. Sein Gesicht wirkte blass. Er schien noch ganz unter dem Schock des Geschehenen zu stehen. „Gerade als wir Funkkontakt hatten, waren plötzlich Schussgeräusche zu hören. Frank rief noch, dass sie angegriffen würden. Dann wurde der Kontakt unterbrochen. Das Letzte, was ich hörte war ein Schrei oder so etwas.“ Er zuckte die Achseln. „Ich bin mir da aber nicht hundertprozentig sicher. Das Mikro des Funkgeräts hat ziemlich übersteuert, sodass alles vollkommen verzerrt wurde!“
Boulanger nickte düster.
„Ich glaube nicht, dass Frank und Randy noch jemand helfen kann.“
Inzwischen war Teresa Gonzales hinzugetreten. „Was sollen wir tun?“, fragte sie.
„Ich nehme an, dass die Killer auf dem Weg hier her sind.“
„Dann müssen wir sehr schnell sein, um uns in Sicherheit zu bringen…“, meinte Joe Keller.
Boulanger lachte heiser.
Verzweiflung klang darin mit.
„In Sicherheit? Was könnte das für eine Sicherheit sein? Mit dem nötigsten Gepäck in die Eiswüste zu fliehen klingt für mich nicht gerade nach Sicherheit. Aber wir haben wohl kleine andere Wahl. Die Chance, dass wir durchhalten, bis uns irgendjemand aufspürt und abholt ist wahrscheinlich doch etwas größer, als, dass diese Killer uns am Leben lassen.“
„Ich sage den anderen Bescheid“, kündigte Teresa Gonzales an.
Boulanger nickte. „Tun Sie das. Aber zuerst müssen wir dafür sorgen, dass sämtliche Daten noch über den Äther gehen…“ Er wandte sich an Keller. „Stellen Sie schon einmal eine Satellitenverbindung her.“
Keller zögerte.
Wie angewurzelt saß er an seinem Platz.
„Die werden uns anpeilen“, stellte er fest.
Boulanger bestätigte dies. Der Blick seiner eisgrauen Augen wirkte entschlossen. „Ich weiß“, murmelte er. „Aber das, was hier geschieht, muss unter allen Umständen bekannt werden…“
…auch wenn wir dafür mit dem Leben bezahlen müssen!, fügte der Professor in Gedanken hinzu. Aber die Sache, der Boulanger und sein Team eher zufällig auf die Spur gekommen waren, sprengte einfach alle Maßstäbe. Eine Gefahr bisher ungeahnten Ausmaßes begann sich auf dem weißen Kontinent zu manifestieren.
Und die Zeit wurde knapp.
*
An einem anderen kalten Ort, Tausende von Kilometern entfernt, 0605 OZ
Lieutenant Mark Haller schälte sich aus dem Spezialschlafsack. Sein Atem gefror augenblicklich zu Raureif. Er vermochte sich kaum zu bewegen. Selbst die aus mehreren Schichten von High-Tech-Fasern bestehende Spezialkleidung für Einsätze unter Polarbedingungen hatte ihn nicht wirklich vor der mörderischen Kälte schützen können.
„Haller, Sie sind der Letzte!“, stellte Colonel Ridge fest. „Beeilen Sie sich!“
„Ja, Sir!“, gab der deutsche Nahkampfspezialist zurück, der im Alpha Team der Omega Force One den Rang eines Lieutenant bekleidete.
Gleichzeitig war er Ridges Stellvertreter.
Haller blickte sich um.
Die anderen waren längst fertig und hatten die Kampfausrüstung angelegt.
Haller ärgerte sich über sich selbst. Es ging dem ehrgeizigen Lieutenant, der eigentlich als Mister Perfect der Truppe berüchtigt war, entschieden gegen den Strich, dass er so weit im Felde war.
Ina Van Karres, Militärärztin und Psychologin des Teams, stand nur zwei Meter von ihm entfernt. Die blonde Niederländerin legte gerade Kältemaske und Schneebrille an. Von ihrem Gesicht war jetzt so gut wie gar nichts mehr zu sehen. Aber bei längerem Aufenthalt im Freien war es unbedingt erforderlich, sich gegen die schneidende Kälte zu schützen. Vor allem dann, wenn Wind aufkam. Andernfalls riskierte man Erfrierungen im Gesicht, wie Ridge ihnen immer wieder eingeschärft hatte.
„Soll ich dir helfen Mark?“, fragte Ina.
„Danke!“, knurrte Haller ärgerlich. „Ich komme schon zurecht!“
Schließlich war auch Haller fertig.
Ridge begutachtete kritisch die Ausrüstung seiner Teammitglieder.
Haller hasste die ultramodernen Kampfanzüge für den Einsatz in arktischen Gebieten. Außer den verschiedenen Schichten zur Wärmeisolierung, die möglichst keine Körperwärme oder gar Feuchtigkeit nach außen dringen lassen durften, enthielten diese Anzüge auch noch eine Kevlar-Schicht, die zumindest gegen leichte Projektile einen gewissen Schutz bot.
Haller fühlte sich damit noch deutlich unbeweglicher als mit einer normalen Splitterweste. Aber angesichts der Temperaturen war das wohl nicht zu ändern.
„Merde!“, durchdrang plötzlich ein Fluch auf Französisch die eiskalte, klare Luft.
Pierre Laroche, der Kommunikationsexperte des Teams, saß zusammen mit dem russischen Techniker Miroslav „Miro“ Chrobak vor einer Ausrüstungskiste, auf der sich ein Laptop befand.
„Was ist los?“, wollte Ridge mit zusammengekniffenen Augen wissen. Sein Atem wurde zu einer Wolke.
„Abgestürzt“, kommentierte Chrobak gewohnt lakonisch.
Pierre Laroche hatte versucht, sein Speziallaptop mit ein paar Finessen so auszustatten, dass es auch bei extrem niedrigen Temperaturen betriebsbereit blieb. Auf allen Expeditionen in Polargebiete war dies heut zu Tage eines der gravierendsten Probleme.
„Tja, sieht so aus, als kämst du doch nicht darum herum, jedes Mal das Biwak aufzuschlagen und gut zu heizen, bevor du dein Wunderding aufklappst“, meine Marisa „Mara“ Gomez spöttisch. Die argentinische Elitekämpferin hatte den Bemühungen von Laroche und Chrobak von Anfang an skeptisch gegenübergestanden.
„Ich bekomme das noch hin“, versprach Laroche hartnäckig. Der Franzose war einfach nicht bereit aufzugeben.
„Wenn mehr Kriege in arktischen Gebieten geführt würden, wäre das Problem sicher längst gelöst worden“, meldete sich nun Alberto Russo, der Italiener im Alpha-Team der Omega Force One zu Wort. „Offenbar will aber partout niemand ein paar Eisbrocken erobern!“
Marisa Gomez wandte ihm den Kopf zu.
Auf Grund ihrer Maskierung war von ihrem Gesicht nicht mehr als die Augen zu sehen. Aber Russo konnte sich den verächtlichen Ausdruck durchaus vorstellen. Sie stand in einem permanenten Wettbewerb mit Russo und schien ihm ständig zeigen zu wollen, dass sie besser war als er. Russo wiederum dachte im Hinblick auf Gomez an ganz andere Dinge. Auch wenn ihm die Argentinierin in schöner Regelmäßigkeit abblitzen ließ, so konnte der Italiener es doch nicht