Hörbuch und Self-Publishing. Peter Eckhart Reichel
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Der Hörbuchmarkt in Deutschland
Branchenkenner gehen gegenwärtig (2016) von ungefähr 40.000 lieferbaren Hörbuch-Titeln insgesamt, sowie über 2500 bis 3000 Neuerscheinungen pro Jahr aus, die im deutschen Sprachraum von 500 bis 600 Verlagen angeboten werden – wobei hier alle Verlagsgrößen mitgerechnet werden, auch Kleinst-Label mit nur einer oder zwei Erstproduktionen. Ein Blick zurück: 2003 existierten etwa 400 Hörbuchverlage, die ca. 8000 lieferbare Titel anboten. Immerhin etwa 60 Prozent des gesamten Hörbuchmarktes werden heute allein von den Top 20 der Hörbuchverlage angeboten.
Die erfolgreichsten Hörbuchverlage 2004, 2008 und 2009
Abbildung 4: SOI Discussion Paper 2011-01 2004 / buchreport 29. April 2009 / buchreport.express 17/2009 / buchreport Hörbuch Juni 2010, Verlagsangaben / * geschätzt
Die typischen Käufer von Hörbüchern leben in Großstädten, sind mittleren Alters (30 bis 50 Jahre), überdurchschnittlich gebildet, mit höherem Einkommen. Auf einen Käufer entfielen 2001 im Durchschnitt noch 2,5 Hörbücher, 2007 waren es bereits 3,4 Hörbücher, so die Zahlen des GfK Consumer Panels 2008. Im Jahr 2010 waren es bereits rund 2,59 Millionen Personen, die mindestens ein Hörbuch kauften. Im Jahr 2013 lag die Anzahl der physischen Hörbuchkäufer in Deutschland bei rund 3,4 Millionen.
Im März 2015 vermeldete der Arbeitskreis Hörbuchverlage neue Absatzrekorde bei Hörbüchern [8]:
„Nach Jahren der Stagnation geht es weiter aufwärts fürs Hörbuch, ausgerechnet das oftmals totgesagte Trägermedium CD sorgt für den Aufschwung und lässt den Arbeitskreis Hörbuchverlage wie im Vorjahr über einen neuen Absatzrekord jubeln: Laut „Handelspanel Buch“ (GfK Entertainment) wurden 2014 insgesamt 14,3 Millionen Hörbücher verkauft. Damit sei der Umsatzanteil von physischen Hörbüchern am Buchmarkt auf 4,2 Prozent gewachsen.
Weitere Befunde:
• Unter den verschiedenen Genres führt das Kinder- und Jugendhörbuch mit 44,3 Prozent knapp vor der Belletristik (43,5 Prozent).
• Als Einkaufsort gewannen die größeren stationären Filialisten an Bedeutung, über sie wurden 27 Prozent des Umsatzes mit physischen Hörbüchern generiert.
• Konstant in Absatz und Umsatz bleibt seit Jahren schon die Relation zwischen physischen Hörbüchern (80 Prozent) und digitalen Angeboten (20 Prozent).
• 3,7 Millionen Käufer haben 2014 im Schnitt insgesamt 4,5 physische und/oder digitale Hörbücher erworben und dafür ein Durchschnittsbudget von 49 Euro ausgegeben.
• Käufer von Hörbüchern auf CD waren zu 60 Prozent Frauen.
• Auch bei den Downloads liegen die weiblichen Kunden mit 53 Prozent leicht vor den Männern.
Eine potente Käuferschaft, auf die alle großen Verlage fest bauen. Hörbücher sind als Einnahmequellen innerhalb ihrer Verlagsprogramme inzwischen ein relativ krisensicherer Wirtschaftsfaktor. Sie generieren seit 2007 etwa konstant 4 bis 5 Prozent des gesamten Branchenumsatzes. Etwa 8 Prozent der Hörbücher sind Ratgeber, 5 Prozent Schul- oder Lernbücher und 4 Prozent Sachbücher. Wissenschaftliche Bücher spielten und spielen im Hörbuchmarkt praktisch keine Rolle.
Abbildung 5: Die vorliegende Statistik zeigt die prozentuale Verteilung der verkauften Hörbücher in Deutschland in den Jahren 2007, 2009, 2010 und 2014, aufgeteilt nach Kinder- und Jugendhörbuch und Belletristik. Laut GfK Entertainment lag der Anteil von Belletristik am Umsatz mit Hörbüchern im Jahr 2014 bei 47,20 Prozent und bei Kinder- und Jugendhörbüchern 44,30 Prozent.
Die Entwicklung hin zum hybriden Hörbuch
Es zeichnet sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend ab. Das Medium E-Book soll mit dem akustischen Medium Hörbuch und dem visuellen Medium Film technisch miteinander kombinierbar werden. Geschriebene Sprache wird in gesprochene Sprache übertragbar und gleichzeitig miteinander konfigurierbar sein. Das klassische E-Book wird immer mehr interaktiv.
Text-to-Speech
An ähnlichen Modellen wird ja nicht erst seit gestern herum laboriert. Schon seit Jahren werden Versuche angestellt, das Text-to-Speech-System in Fließtexte einzuspeichern, die dann eine akustische Sprachausgabe ermöglichen. Digitale Bücher mit Vorlesefunktion sind aber nur der erste Schritt. Digitale Bücher mit Verweisen ins benachbarte Web oder mit Videos anzureichern, wäre daher der nächste kommende, konsequente Schritt.
EPUB3
Eine App zeigt an, wie man Buch, Audio und Video miteinander verzahnen kann. Gerade in Apps lassen sich Animationen mit hoher Komplexität erstellen. Diese Funktion kann Dokumentarfilme oder Videotrailer enthalten, Originaldokumente mit Vorlesefunktion präsentieren und abspielen, historische Audioaufnahmen (beispielsweise von ausländischen Schriftstellern) mit Übersetzung ins Deutsche zum Mitlesen einflechten. Sie können auch Zoomfunktionen auf Dokumenten enthalten, Bilder zum Scrollen bringen oder Landkarten als Pop-up aufrufbar machen.
Ich sehe darin eine Chance, die bisher unterrepräsentierten Marktsegmente des Mediums Hörbuch, wie etwa Schul- oder Lernbücher, Sachbücher und auch wissenschaftliche Bücher, deutlich attraktiver zu gestalten und damit aufzuwerten. Allerdings könnten bei zunehmender Multimedialisierung auch diejenigen Mechanismen in Kraft treten, die wir bereits von Internet her kennen. Die Benutzer werden daran gewöhnt, kurze Einheiten ohne ausreichenden Kontext zu konsumieren. Durch zu viele Bilder, Videos, Kommentare oder verlinkte weitere Ressourcen, entsteht zwangsläufig ein Ablenkungseffekt und die Vorstellungskraft des Nutzers wird geschwächt.
Möglich macht diese Entwicklung das Format ePub3, das auch Audio- und Videodateien einblenden kann. Das Hörbuch wird zum integrierten Bestandteil eines E-Books, das als MP3-Link eingebettet wird. Technische Weiterentwicklungen der neueren Generation von Abspielgeräten, E-Reader und Tablets zeichnen sich bereits in dieser multimedialen Richtung ab. Hörbücher in ePub3-eBooks zu integrieren wird sicher ein Bestandteil der Zukunft sein. Alles in allem eine spannende Entwicklung.
Whispersync for Voice
Obwohl E-Books immer kostengünstiger bleiben werden, als es gedruckte Bücher (und erst recht aufwendig produzierte Hörbücher) je sein können, wird dennoch jede weitere Vermarktungsmöglichkeit die Chancen erhöhen, das ein guter Text, ganz gleich ob lesbar oder akustisch, von einem immer größeren Publikum wahrgenommen wird. Idealer Weise sollten diese Zusatzmöglichkeiten in bereits existente Vermarktungs- bzw. Vertriebskonzepte einzufügen sein und zugleich das Potential besitzen, neue Zielgruppen zu erschließen.
Beim Marktführer Amazon entstehen immer wieder neue technische Innovationen, die die Attraktivität dieser Verkaufsplattform zusätzlich noch steigern. Eine dieser Entwicklung nennt sich Whispersync