Blutland. Josef Hahn

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Blutland - Josef Hahn

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Streithähne dargestellt. Das ist insofern wenigstens zum Teil richtig, als es im Juli 1191 in oder vor Akkon im Heiligen Land zu einem handfesten Eklat zwischen Herzog Leopold und König Richard um Beuteansprüche in der eroberten Seefestung gekommen war.

      Doch ging es bei der >Causa Löwenherz< um weit mehr: Ihr politisches Substrat bildeten einmal die massiven Interessengegensätze, die zwischen König Philipp II. von Frankreich und seinem königlichen Bruder und zugleich Lehnsmann, dem englischen König, im Hinblick auf dessen französische Besitzungen, bestanden. Andererseits gab es die Probleme, die der römisch-deutsche Kaiser Heinrich VI. mit einer mächtigen Fürstenopposition im Reich hatte, allen voran mit den Welfen, den Erzfeinden der Staufer.

      Der Herzog von Österreich stand in dieser geschichtsträchtigen Auseinandersetzung treu und loyal auf der Seite des Kaisers. Insofern erscheint die Gefangennahme des englischen Königs keineswegs als Alleingang eines in seiner Ehre verletzten Ritters, sondern als konsequenter Höhepunkt eines gegen Löwenherz inszenierten Kesseltreibens. Dessen Ziel war es, Richard als Erzfeind des Reiches zu brandmarken, nach Möglichkeit gefangen zu nehmen, vor des Kaisers Gericht zu stellen und - ganz im Stile der Zeit - politisch und finanziell auszupressen wie eine Zitrone. Die Grundlage dazu dürfte auf einem Gipfeltreffen in Mailand im Spätherbst 1191 gelegt worden sein, auf dem eine konzertierte Aktion gegen den König von England beschlossen wurde.

      Von Erdberg aus ließ Leopold seinen prominenten Gefangenen auf den Dürren Stein21 an der Donau bringen. Ohne Verzug sandte er Botschaft an den Kaiser nach Regensburg. Prompt und energisch forderte der seinerseits den Babenberger auf, ihm das unschätzbare Faustpfand so bald wie möglich zu übergeben. Notgedrungen kam der Herzog diesem Auftrag nach und präsentierte den >Englischen Goldfasan< 1193 auf dem Reichstag zu Regensburg. Zur Übergabe kam es allerdings nicht, da Kaiser und Herzog sich vorerst nicht über die Bedingungen der Auslieferung Richards einigen konnten. Um einem Handstreich des Kaisers zuvorzukommen, der seinen englischen Widerpart nur allzu gerne und so schnell wie möglich in seine Gewalt gebracht hätte, eskortierte Leopold den gefangenen König zurück nach Dürnstein. Erst nach intensiven Verhandlungen fanden Kaiser und Herzog am 14. Februar 1193 in Würzburg zu einer Einigung. Deren wichtigster Punkt lautete: Das Lösegeld beträgt 100.000 Mark Silber in Kölner Gewicht22 und wird zwischen Kaiser und Herzog fifty-fifty geteilt. Die Erpressung von Lösegeld gehörte zu den üblichen Kriegszielen und galt als legitimes Mittel, den Gegner wirtschaftlich und militärisch zu schwächen.

      Auf der Grundlage dieser Vereinbarung brachte Leopold den englischen König nach Speyer, wo er ihn dem Kaiser übergab. Der gefangene Richard wurde in der Folge nacheinander in Speyer, dann in Hagenau, Koblenz, Worms und zuletzt in Mainz inhaftiert.

      Und Leopold? Er befand sich tatsächlich, was von der österreichischen Geistlichkeit vertuscht worden war, wegen Gefangennahme eines Kreuzfahrer-Pilgers im Kirchenbann und hätte nach seinem Tode in ungeweihter Erde verscharrt werden müssen. Um sich ein christliches Begräbnis neben seinen Vorfahren im Stift Heiligenkreuz zu sichern, versprach er, die englische Geisel freizulassen und nach England zurückzuschicken.

      Kurios finde ich, dass der Geiselgangster Leopold mit dem Beinamen >Der Tugendreiche(?)< vom Papst später heiliggesprochen wurde und heute immer noch als Schutzpatron von Wien und Niederösterreich firmiert.

      Von einem Sänger Blondel, der seinen König nach langer Suche in Dürnstein entdeckte, erzählt leider keine der alten Geschichten; eigentlich schade.

      Das klingt doch so romantisch.

      Das an den Babenberger gefallene anteilige Lösegeld wurde in einen städtebaulichen Investitionsschub investiert und führte zur Gründung der Wiener Münze, die damit eine gut zwei Jahrhunderte hindurch gültige Leitwährung im Südosten des Reiches schuf.

      Damit zurück zu Schlom und unserer Geschichte. Als bestellter Münzmeister gründete auch die Münzstätte Am Hof, gleich neben der Burg der Babenberger; er war also ein durchaus geschätzter Mitarbeiter der Babenberger.

      Diese waren ausgesprochen judenfreundlich; vor allem, weil die Juden immer offene Geldbeutel für sie hatten. Im Gegenzug war die von ihnen erlassene Judenordnung die toleranteste Minderheitenregelung des deutschsprachigen Raums im Mittelalter. Sie beinhaltete sogar die Todesstrafe für die Ermordung von Juden und für die Schändung von jüdischen Friedhöfen.

      Aufgrund dieser judenfreundlichen Haltung entwickelte sich Wien zu einem geistigen Zentrum des Judentums im Laufe des 13. Jahrhunderts. Unter König Ottokar II. Přemysl wurde die Wiener Judengemeinde zur größten im deutschen Sprachraum.

      Judenhass in Wien

      Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam es aber bereits zu den ersten antisemitischen Ausschreitungen in Wien. Kreuzfahrer, eine mordlustige Terrorbande, die auf ihrem Weg ins Heilige Land durch Wien zogen, ermordeten 16 Juden – unter ihnen war auch Schlom.

      Um 1267 erschwerten sich die Lebensumstände der Juden in Wien. Aufgrund der Beschlüsse des 4. Laterankonzils23 wurden die Regierenden gezwungen, harte Bestimmungen gegen die Juden zu erlassen: Juden mussten ab sofort einen gehörnten gelben Hut tragen, dem katholischen Pfarrer ihres Wohnsprengels eine Stolagebühr zahlen – wozu? -, sie durften kein öffentliches Amt mehr annehmen, keine Bäder und Gasthäuser betreten und keine christlichen Dienstboten einstellen (Das mit den christlichen Dienstboten wurde allerdings sehr großzügig gehandhabt. Vor allem deswegen, weil es den christlichen Hausangestellten bei ihren jüdischen Dienstherren wesentlich besser ging, als bei christlichen).

      Juden durften nicht in der Landwirtschaft, im Handel oder Gewerbe tätig sein. Somit blieben ihnen nur die Geldgeschäfte und der Altwarenhandel. Die Folge waren oft Feindseligkeiten bei christlichen Schuldnern, wenn die Juden versuchten zu dem Geld wieder zu kommen, das sie an Christen verliehen hatten. Das unheilbringende Geschwafel von den wucherischen und ausbeuterischen Juden kam auf.

      Ein erster Ansatz von Judenhass, der im Dritten Reich seinen entsetzlichen Höhepunkt fand und immer noch – meist in muslimischen Ländern – vorhanden ist.

      Das Wiener Stadtrecht sah zwar für Streitigkeiten zwischen Christen und Juden einen eigenen Judenrichter vor. Dieser wurde allerdings von den Christen fast nicht beansprucht. Sie hatten bereits ein zu starkes Misstrauen gegenüber den Juden entwickelt.

      Für Konflikte von Juden untereinander war der Judenrichter komischerweise nicht zuständig, außer eine der beiden – jüdischen - Parteien erhob bei ihm Klage. Soweit man es heute noch nachvollziehen kann, ist dies nie geschehen.

      Vier Grundstücke im Gebiet der heutigen Seitenstettengasse bildeten um etwa 1250 herum die Basis für die Besiedlung des heutigen Judenplatzes. Es entstand die Wiener Judenstadt24. Sie erstreckte sich nach Norden bis zur Kirche Maria am Gestade, die Westseite wurde vom >Tiefen Graben<, die Ostseite von der >Tuchlauben< begrenzt. Die Südseite bildete der Platz >Am Hof<.

      Dieses Ghetto umfasste in etwa 70 Häuser, die so angeordnet waren, dass ihre Rückwände eine geschlossene Begrenzungsmauer bildeten. Durch vier Tore konnte das Ghetto betreten werden, die beiden Haupteingänge lagen an der Wipplingerstraße. Um 1400 lebten hier 800 Einwohner: Händler, Kreditgeber, Rabbiner, Gelehrte und ihre Familien.

      Zentrum war der vorher genannte Judenplatz. Dort befand sich vom 13. bis zum 15. Jahrhundert die Or-Sarua-Synagoge25, der einzige Steinbau unter den anderen Privat- und Gemeindehäusern, sowie das jüdische Spital und das jüdische Badehaus.

      Der

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