Das Lied von Licht und Finsternis. Georg Martin

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Das Lied von Licht und Finsternis - Georg Martin Lickie

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der in einem dunklen Reich im Osten, einer Art verbotenen Zone, lebt. Am Anfang des ersten Bandes betritt der Erl nun diese verbotene Zone, um Fürst Luzius zu einem Pakt zu überreden. Und damit geht dann der ganze Ärger sozusagen los. Die Folgen dieser Begegnung sind buchstäblich verheerend!

      Diebma: Wir sind also schon mittendrin in der Handlung. Aber dann gibt es noch eine völlig andere Ebene, die mich persönlich sehr stark an Diana Gabaldon erinnert hat ...

      Martin: Sie meinen den Gernot-Natascha-Strang.

      DIEBMA: Erraten.

      Martin: Es stimmt, dass diese Verbindung in unsere Gegenwart – das ist ja die Welt, in der Gernot und Natascha leben – ein bisschen an Claires Zeitsprung in »Outlander« erinnert. Aber ich hoffe, Sie nehmen mir ab, dass ich diese Idee schon hatte, als ich noch kein einziges Buch von Diana Gabaldon und keine einzige Folge der Serie kannte. Die ursprüngliche Idee zu »Das Lied von Licht und Finsternis« stammt nämlich aus dem Jahr 1999!

      DIEBMA: Wie viele Bände von »Das Lied von Licht und Finsternis« sind geplant?

      Martin: Das Konzept sieht neun Bücher vor. Aber da der Trend in der Fantasy-Literatur zu dicken Wälzern geht, glaube ich nicht, dass es am Ende auch neun Bände werden. Man muss sehen, wie viel Stoff sich aus den einzelnen Storylines am Ende ergibt.

      DIEBMA: Wir sind gespannt, Herr Martin. Vielen Dank für das Gespräch.

      ODE AN DEN KÖNIG

      Wem dienet Elibur als Thron?

      Wer schuf aus einem das, was ist?

      Wer trägt seit je die Königskron',

      die den nur ehrt, der ehrbar ist?

      Godot – Herr im ganzen Reich!

      Wer ist diesem König gleich?

      Wer schuf den dreimal einen Stein,

      in allerhöchster Schöpfermacht?

      Vor wem wird auch der Größte klein?

      Wes Licht erhellt die tiefste Nacht?

      Godot – Herr im ganzen Reich!

      Wer ist diesem König gleich?

      Wen hat kein Menschenaug' gesehen?

      Wer kennt allein Gerechtigkeit?

      Vor wem muss das, was ist, vergehen

      im Angesicht der Herrlichkeit?

      Godot – Herr im ganzen Reich!

      Ihm ist nichts und niemand gleich!

      Godot – Herr im ganzen Reich!

      Ihm ist nichts und niemand gleich!

      (Die heiligen Schriften von Carringrod, Vele 1,20-39,

      nach der Übersetzung aus dem Godischen von Volkhard von Eissel­gaard)Prolog

       Ele mut-bur,

       ele hashim.

       Ele mut-mur?

      Ein dunkler Glanz ging von der Wasseroberfläche aus. Menschen aus exotischen Ländern hatten manchmal die gleiche Augenfarbe: ein tiefes, unergründliches Schwarz­braun, das einen förmlich einlud, diese Person näher zu erforschen: Was für ein Gemüt, welcher Charakter mögen demjenigen begegnen, der die Einladung annimmt, die diese Augen auszu­sprechen scheinen? Welcher Mensch mag sich hinter diesen Fenstern der Seele verbergen? Hatte so nicht alles begonnen mit Natascha? Hatte er sich nicht zuerst in ihre Augen verliebt? Vielleicht hatte er auch gleich den ganzen Menschen geliebt. Natascha ...

      Das waren die Gedanken, die Gernot hier draußen, wo er ganz allein war, durch den Kopf gingen. Doch was dort vor ihm lag, in was er hineinsah, waren nicht die Augen einer exotischen Schön­heit. Es war das kalte, modrige Wasser eines Weihers. Was konnte ihn denn daran nur so anziehen? Worin lag die Faszination, die die braune Brühe dieses vergessenen Tümpels, dieses Wasserlochs im Moor, auf ihn ausübte? Warum war es so schwer, sich selbst zu verstehen?

      Wie tief mochte es dort hinunter­gehen? Gernot erinnerte sich daran, wie ihn schon als Kind, wenn er am Wochen­ende mit seinen Eltern einen Ausflug in die freie Natur gemacht hatte und sie an Teiche oder Tümpel wie diesen gestoßen waren, dieselbe Frage beschäftigt hatte. »Wie tief ist das Wasser?«, hatte er seinen Vater gefragt. »Kann man da drin ertrinken?« In dem Menschen steckt irgendwie der Drang, sagte Gernot still zu sich selbst, das Unergründ­liche zu ergründen. Wäre das Wasser kristall­klar gewesen und hätte man problemlos bis auf den Grund des kleinen Teichs blicken können, hätte es diese Neugier nicht gegeben. Diese dunkle, trübe, undurch­sichtige Brühe jedoch, die forderte es einfach heraus, dass man sich in sie hinein­begab, um endlich zu wissen, was da unten verborgen lag. Viele Gedanken gingen Gernot durch den Kopf, während er auf die Ober­fläche des stillen Teiches sah.

      »Komm!«, schien das Wasser zu ihm zu sagen, schien ihm sagen zu wollen: »Wenn die Angst dich lähmt, wirst du einer von denen da draußen bleiben, die mich nicht kennen und niemals etwas wissen werden von dem, was unten verborgen liegt. Das sind die Ober­flächen­menschen. Arme Wichte sind sie. Bist du ein Oberflächen­mensch?« So schien das Wasser des Tümpels zu ihm zu sprechen.

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