Geh nicht dorthin. Marc Pain
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Nicht weit von seinem Freund entfernt, fand auch das Leben von Georgy ein grausames Ende. Ein Ende, in lähmender Kälte und in der absoluten Ungewissheit darüber, warum er hatte sterben müssen.
Die Ankunft
Ein eisiger Wind begrüßte die zehn Expeditionsmitglieder, als sie am 25. Januar den verschneiten Bahnhof in Iwdel erreichten. Die Stadt am gleichnamigen Fluss lag rund 500 Kilometer nördlich der Gebietshauptstadt Swerdlowsk. Der Großteil der Gruppe bestand aus Studenten und Absolventen des polytechnischen Instituts des Urals. Die Studenten erhofften sich durch eine erfolgreiche Expedition zum Berg Gora Otorten einen verbesserten Abschluss ihres Sportstudiums.
Alexander Zolotariov war der einzige Teilnehmer, der das Institut in Swerdlowsk nicht besuchte. Er war der Älteste und nicht nur deshalb einer der erfahrensten Expeditionsteilnehmer. Als Ski- und Wanderlehrer hatte er ausreichend Erfahrungen sammeln können, die ihn für diese Expedition qualifizierten. Ein Sportverein aus Swerdlowsk hatte ihm das Team um Gruppenführer Igor Djatlow empfohlen. Außerdem kannten sich Igor und Alexander von früheren Expeditionen und so stand einer weiteren Zusammenarbeit nichts mehr im Wege.
Alle Teilnehmer waren erfahrene Skiläufer, Kletterer, Bergsteiger und in bester körperlicher Verfassung. Die sportliche Herausforderung stand daher auch im Fokus der Teilnehmer. Für niemanden war es die erste Expedition, wenn auch für die Meisten, die bisher schwierigste.
Iwdel stellte nur einen Zwischenstopp dar. Als Ausgangspunkt sollte eine Unterkunft in einer kleinen Siedlung namens Vizhai dienen, die direkt vor den Bergen des Urals lag und die nördlichstgelegene, bewohnte Gegend darstellte.
Ein organisierter Lkw brachte die Gruppe nach Vizhai. Die Unterkunft, alles wurde mithilfe des Sportvereins organisiert, lag am Fuß des Urals und bot einen prächtigen Ausblick.
Sie trafen am Sonntagabend ein und bezogen insgesamt drei Zimmer einer Blockhütte. In der Unterkunft wollten sie Kräfte für die bevorstehende Expedition sammeln und sich am Dienstag, dem 27. Januar, auf den Weg machen.
»Gora Otorten bedeutet in der Sprache der ansässigen Mansen: Geh nicht dorthin«, sagte Alexander mit einem vielsagenden Tonfall, um mit Georgy ins Gespräch zu kommen.
»Ein passender Name, für einen Berg der schwersten Kategorie«, sagte Georgy und lachte. Doroshenko stimmte mit ein und folgte seinem Freund danach in die Blockhütte. Alexander blieb noch eine Weile stehen und schaute sich das mächtige Gebirge am Horizont an. Er atmete tief durch die Nase ein und langsam durch seinen Mund wieder aus. Die kühle Luft wirkte sich beruhigend auf sein Gemüt aus und die Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung war jetzt kaum noch zu bändigen.
Neben den drei Schlafzimmern stand der Expeditionsgruppe der Speisesaal zur freien Verfügung. Die Unterkunft wurde zu dieser Jahreszeit nicht gut besucht und dadurch entstand schnell ein familiäres Gefühl.
In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar versammelten sich alle Mitglieder im Speisesaal und lauschten den Worten ihres Gruppenführers.
»Wie ihr alle wisst, haben manche Züge so ihre Tücken und nicht selten rückt das Ziel dabei in unerreichbare Ferne. Um so glücklicher bin ich, dass bis hierhin alles so reibungslos geklappt hat. Wir haben uns lange auf so eine Möglichkeit vorbereiten können und jetzt stehen wir vor einer großen Herausforderung. Es ist schon spät, aber ihr alle dürft morgen ausschlafen. AUS-SCHLA-FEN!«, Igor wiederholte lauthals sein letztes Wort und forderte damit eine Reaktion seines Teams heraus. Alle Mitglieder schlugen im Gleichtakt mit der flachen Hand auf die Tischplatten der Esstische und erzeugten einen besonders lauten Applaus. Ein breites Grinsen machte sich auf Igors ohnehin sehr freundlichem Gesicht breit.
»Die Anreise war anstrengend und ich will, dass wir uns ausgeruht auf den Weg machen. Zu dieser Jahreszeit fällt unsere Strecke unter die Kategorie drei und ihr alle wisst, das ist die schwerste. Doch genug jetzt! Ich bin froh hier zu sein – ich bin froh mit EUCH hier zu sein und ich kann es kaum noch erwarten, endlich mit der Expedition zu beginnen.«
Die Gruppe spendete ihrem Führer auf die gleiche laute Weise Applaus und Igor setzte sich auf seinen Platz.
Alexander lehnte sich zurück und strich sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand durch seinen schwarzen Schnauzer.
Es bildeten sich Gesprächsgruppen und Alexander hörte, wie die Zimmeraufteilung besprochen wurde.
»Wir Männer müssen die Vierbettzimmer beziehen, Zina und Lyudmila nehmen das Doppelbettzimmer. Willst du zusammen mit mir, Doroshenko und Nicolas auf ein Zimmer?«, fragte Georgy, der sich auf den Tisch abstützte und Alexander ansprach.
»Klar, warum nicht?«, antwortete Alexander und lächelte freundlich.
Der lange Tag und die Reisestrapazen steckten in den Gliedern jedes einzelnen Gruppenmitgliedes und alle sehnten sich nach einem weichen Bett und einer erholsamen Nacht.
Bevor Alexander sich schlafen legte, ging er noch einmal vor die Tür, um sich eine Zigarette anzustecken.
»Alexander, oder?«, fragte Kolevatov und zog an einer alten Pfeife.
»Ja«, antwortete Alexander.
»Ich heiße auch Alexander, aber wie du sicherlich schon mitbekommen hast, nennen mich hier alle bei meinem Nachnamen. Darf ich fragen, wie alt du bist?«
»Siebenunddreißig … noch!«, antworte Alexander und lachte, »ich werde meinen 38. Geburtstag mit dieser Expedition krönen«, fügte er nach einer kleinen Pause, in der er den Zigarettenrauch tief inhalierte, hinzu.
»Wie bist du auf unser Team gekommen?«, fragte Kolevatov. Er entzündete ein Streichholz und zog paffend an der Pfeife.
»Ich war zusammen mit Igor auf verschiedenen Expeditionen. Als ich erfahren habe, dass er eine zum Goro Otorten plant, war ich umgehend interessiert. Ich suche ständig nach neuen Herausforderungen und ich hoffe, dass mir diese Expedition bei meinem Masterabschluss dienlich sein wird.«
»Eine Herausforderung ist es allemal, gerade zu dieser Jahreszeit«, sagte Kolevatov und schaute verträumt in den Sternenhimmel. Alexander verlor sich ebenfalls in den Sternen und in seinen Gedanken. Der Schnee in der Umgebung, die vom abnehmenden Sichelmond erhellt wurde, reflektierte das Licht und brachte alles bläulich zum Schimmern.
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