Mir wurde Gewalt angetan - Was tun?. Antonio Rudolphios

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Mir wurde Gewalt angetan - Was tun? - Antonio Rudolphios

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verfolgt und dann die Täter reden hört: „Ich wollte mal jemanden sterben sehen!“ Wie lange es jemand aushalte, wenn man ihn quäle, wie er um sein Leben bettelte, wie das Blut spritzt und so weiter. Es sind mitunter abscheuliche Schilderungen, die man nur schwer ertragen kann. Welche bestialische Gewalt manchmal aus Menschen ausbricht, ist unvorstellbar. Blutrausch hört man dann, von Kriegen kennt man Verbrechen.

       Die auffälligste Form von Gewalt ist natürlich die physische: Ich schlage oder trete jemanden, verletze ihn/sie mit einem Messer oder einer Pistole, fessele ihn/sie und quäle ihn/sie; ich erzwinge sexuelle Handlungen wie Geschlechtsverkehr, Oralverkehr oder Analverkehr, indem ich jemanden in meine Gewalt bringe, ihn/sie fessele oder mit einer Waffe bedrohe; ich bedrohe Menschen mit Feuer, Säure, Gas oder Benzin; ich nehme Geiseln und erpresse Geld, ich manipuliere technische Geräte und provoziere so Unfälle/ Katastrophen, die gleich vielen Menschen Gewalt zufügen; ich benutze Fahrzeuge, um Menschen damit bewusst zu Schaden zu bringen; ich übe Gewalt durch Lärm aus, indem ich nachts unter dem Schlafzimmerfenster meiner Nachbarn den Motor extra aufdrehe, wobei jede Form von Lärm in den gesetzlichen Ruhezeiten Gewaltanwendung bedeutet; Gewalt durch Worte sind ständige Beleidigungen, die ich gegenüber einer bestimmten Person vornehme („Du fette Sau“, „Du Kinder-Schänder“, „Du billige Bitch“, „Du schwuler Ars..fi..er“ und so weiter); Gewalt ist es auch, wenn ständig anonym hinter einem gelästert wird und Unwahrheiten verbreitet werden – Mobbing also; Gewalt ist Stalking, wenn ein vermeintlicher Fan seinem Idol nachstellt und auch vor dessen Privatleben nicht haltmacht; Gewalt ist Mobbing am Arbeitsplatz oder das Versenden intimer Fotos in sozialen Netzwerken; Gewalt ist das wiederholte Niedermachen auch Schutzbefohlener wie Schüler – „Du kannst nichts, du wirst nichts, aus dir wird nie etwas!“ Gewalt ist das Ausnutzen von Hilflosigkeit und Machtposition – „Du bekommst die Wohnung, wenn du mit mir ins Bett gehst“ oder „Ich stelle dich beim nächsten Meisterschaftsspiel auf, wenn du jetzt zu mir in die Trainerkabine kommst und dich ausziehst!“; Gewalt sind Einbruch und Diebstahl, denn Opfer leiden darunter, dass jemand in ihren persönlichen Dingen herumgewühlt hat und in ihre Intimsphäre vorgedrungen ist.

       Auch Sexismus ist eine Form von Gewalt, die in der Regel Frauen widerfährt. Ob es nur Sprüche sind - „Na, wie teuer waren den deine Brüste?“ – „Dich würde ich aber auch nicht von der Bettkante stoßen!“ – oder: „Kommt ´ne Blondine ins Büro, hahaha …“- oder es sind eindeutige „Handreichungen“ wie das Grabschen der Brüste, im engen Aufzug das Anschmiegen an den Po, am Filmset das Zupfen am Büstenhalter, um ihn richtig in die Kameraszene zu setzen (das macht doch besser die Stylistin!), das unter den Rock Greifen (Pussy Grabbing) bis hin zur Vergewaltigung. Diese Liste ist beliebig und individuell fortzusetzen. Jeder empfindet anders. Viele Menschen haben einfach keine Vorstellung davon, dass Sie beispielsweise anderen Leuten Gewalt damit antun, indem sie über Nachbarn lästern und herziehen. Es ist ihnen nicht mal bewusst. Gerade im Internet ist es heutzutage doch so einfach, mit einem Klick Menschen zu zerstören. Da werden Lehrer und Klassenkameraden schnell mal anonym an den Pranger gestellt und die sind dann am Boden zerstört, weil sie sich in dieser Gemeinschaft nicht mehr blicken lassen können.

       Ja, es hat schon Fälle gegeben, in denen Jungs sich einen Scherz daraus gemacht haben, auf der Toilette jemanden zu filmen und das Handy-Video mit dem kleinen Stümmelchen oder der Selbstbefriedigung ins Netz zu stellen. Der Junge ist aus Verzweiflung von der Brücke gesprungen. Lehrer haben sich versetzen lassen, weil sie von Schülern im Internet mies bewertet oder mit unmöglichen Fotos gepostet wurden. Gottseidank springen Gerichte immer mehr auf den modernen Kommunikations-Zug und bewerten solche Dinge als Gewalttaten. Oder Männer haben intime Fotos aus besseren Tagen nach der Scheidung aus Rache in soziale Netzwerke gestellt, um die Ex vor aller Welt fertig zu machen – und umgekehrt: Die Betrogene rächt sich. Auch das ist Gewaltanwendung.

       Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Gewalt aber auch – eher unbedacht – durch Tiere erfolgen kann, durch eigene Unachtsamkeit und durch falsches Bedienen von Maschinen aller Art. Gegen all dies kann man sich durch gute Vorsichtsmaßnahmen und durch Prävention selbst schützen. Wir beschäftigen uns hier aber nur mit der bewussten Anwendung von Gewalt durch andere.

      Folgen der Gewalt

      Unmittelbare Folgen durch Gewalt sind Angst, Panik, ja bis hin zur Todesangst, Abwehrreaktionen, Kampfmodus, Ohnmacht, Zittern, Weinkrämpfe, Schock, Entsetzen, Starre, Hilflosigkeit, Schutzhaltung, Albträume, Schlaflosigkeit, Depression, Rückzug, Flucht, Misstrauen, Waschzwang, über lange Zeit traumatisiert und dergleichen mehr. Opfer von Gewalt sind oft monate- oder jahrelang arbeitsunfähig, manchmal auch ein Leben lang gezeichnet. Sie brauchen psychologische Betreuung und Medikamente, Krankenhausaufenthalte und besondere Zuwendung. Man bedenke nur einmal den volkswirtschaftlichen Schaden für Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen durch Arbeitsausfall.

       Je nach Art der Gewalt und Verletzung braucht die Heilung Zeit, manchmal auch noch zusätzliche Operationen danach, etwa wenn ein Gesicht von Säure entstellt wurde oder Haut verbrannt ist. Oft sind Gewaltopfer gerade noch einmal so mit dem Leben davongekommen. Welche Kosten entstehen hier für Ärzte, Krankenhäuser und Versicherungen?

       Man kann sich kaum vorstellen, wie es sich anfühlt, dem Tod in die Augen geschaut zu haben – auch wenn man nur daneben gestanden hat und selbst nicht physisch betroffen war. Und manche Opfer überleben die Gewalt nicht. Welches Leid hier für Angehörige entsteht, ist unvorstellbar – ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, etwa wenn Kinder zu Waisen werden und zu versorgen sind. Die Folgen von Gewalt sind immer groß.

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