Die Weisheit und Heilkraft innerer Anteile. Peter Schett
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Das innere Kind wird sich als Junge oder Mädchen darstellen, doch habe ich auch Fälle erlebt, in denen es keines von beiden war. Oft ist es auch verbunden mit einer Art Vision des eigenen Selbst oder damit, was es selbst gerne sein möchte. In meiner Praxis kamen sogar schon ein rosarotes Einhorn sowie ein kleiner Bullterrier als Bilder des inneren Kindes vor. Seien Sie offen für solche Besonderheiten. Das Wesen des inneren Kindes mag tief verletzt sein, oder es hat sich in eine Traumwelt geflüchtet.
Grundsätzlich ist das innere Kind sehr verletzlich, zugleich allerdings hält es unglaublich viel aus. Und dennoch bleibt es die ganze Zeit Kind. Vielleicht äußert es sich schon einmal als die Prinzessin auf der Erbse oder als der verstoßene und verzweifelte Königssohn, aber es ist und bleibt grundsätzlich einer Ihrer sensibelsten Anteile. Demgemäß sollten Sie mit ihm umgehen und auch unter dieser Voraussetzung lernen, wie man Vertrauen zu ihm aufbauen kann.
Wirkliches Vertrauen aufzubauen heißt, das Gegenüber bestmöglich zu behandeln und in guter innerer Balance mit ihm umzugehen. Ihr eigenes Urvertrauen und Selbstvertrauen sinken enorm, wenn Sie mit sich oder dem inneren Kind schlecht umgehen. Auf lange Sicht werden Sie dann mit anderen Menschen genauso umgehen. Der einsetzende Kreislauf führt dazu, dass die anderen mit Ihnen und Sie mit sich selbst ebenfalls schlecht umgehen werden. Jede einseitige Aktion führt hier zu ebenso einseitiger Reaktion, und so wird es immer schwerer, den Teufelskreis zu verlassen.
Auch Ihr inneres Kind wird, wenn Sie sich nicht an die Vereinbarungen mit ihm halten, Ihnen nicht endlos immer wieder Vertrauen schenken und Ihnen zur Seite stehen. Wenn es verärgert ist, wird es seinen Ärger auch kundtun. Mit Gewalt oder Ignoranz darauf zu reagieren, ist keine gute Idee. Denn Ihr inneres Kind reagiert nicht so, um Sie zu ärgern oder eine im Verhältnis zu Ihnen höhere hierarchische Position einzunehmen. Es tut dies allein, um sich Luft zu verschaffen und zu kommunizieren. Sie sind der Erwachsene und halten die Fäden in der Hand. Sie sind es, der versuchen kann, mit anderen Anteilen oder allein aus sich selbst heraus ausgleichende Balance zu schaffen. Wenn ein Kind Sie mit einer Banane bewirft, werden Sie die Banane dann zurückwerfen? Oder kommt Ihnen als dem Erwachsenen vielleicht eine angemessenere Idee, mit dem Thema umzugehen? Bedenken Sie dies auch immer wieder im Verhältnis zu Ihrem inneren Kind! Reagieren Sie nicht mit Gewalt. Es reagiert im Handumdrehen, instinktiv und emotional äußerst treffsicher, wenn Sie es verletzen. Von sich aus wird Ihr inneres Kind jedoch immer versuchen, Frieden und Gleichgewicht herzustellen. Es liebt Ruhe und Frieden. Wenn es also heftig auf Sie reagiert, so ist dies ein deutliches Warnsignal dafür, dass Sie etwas falsch gemacht haben oder dabei sind, dies zu tun. Vernünftig und maßvoll zu reagieren und so, dass Sie im Sinne der inneren Demokratie andere Anteile hilfreich miteinbeziehen, das kann eine vertrauensfördernde Maßnahme sein. Schlagen Sie also niemals zurück. Geeignete Werkzeuge nutzen Sie, wenn Sie ruhig sprechen statt zu schreien, wenn Sie Nähe zulassen, statt auf Distanz zu gehen, wenn Sie Geduld und Liebe im Übermaß zur Verfügung stellen. Im Austausch mit Ihren seelischen Anteilen werden Sie herausbekommen, was am besten zur Lösung der entstandenen Probleme beigetragen werden kann. Versichern Sie Ihrem inneren Kind, wie sehr Sie es lieben und dass Sie ihm vertrauen. Wenn Ihnen dies einmal täglich gelingt, dann wird es stärker und stärker werden, sein Vertrauen zu Ihnen wird wachsen, und es wird lernen, Liebe zum Ausdruck zu bringen. Schreiben Sie ihm die Botschaften, die Sie ihm vermitteln wollen, auch gerne mit großen bunten Buchstaben auf den Spiegel oder wohin immer Sie möchten. Je fantasie- und humorvoller, umso besser. Schließlich ist auch Ihr Kind vor allem ein Kind.
Sprechen Sie mit Ihrem inneren Kind zuerst einmal über belanglose Dinge, zum Beispiel darüber, welches Spielzeug es mag. Oder spielen und lachen Sie und beobachten Sie dabei, wie sich Ihr inneres Kind langsam zu Ihren Aktivitäten hinzugesellt und dabei sein möchte. Sie spielen, was Sie gerne spielen, und solange es kindgerecht ist, wird sich Ihr inneres Kind früher oder später anschließen. Es kommt auf den Anreiz an, dass es mitspielt und sich eingeladen fühlt. Lassen Sie es mitspielen und versichern Sie ihm, dass es geliebt und erwünscht ist, dass Sie ihm vertrauen und dass es Ihnen ebenfalls sein Vertrauen schenken darf. Nehmen Sie es ernst als reale Person, welche Sie im Leben begleitet. Stellen Sie ihm Fragen zum Wetter, zum Obst auf dem Bauernmarkt, zu anderen Menschen beim Einkauf oder auf der Straße oder zu Dingen, die Ihnen spontan einfallen. Es kommt darauf an, gemeinsam Dinge zu erleben, durch die das innere Kind die eigene Lebensberechtigung ganz selbstverständlich erfahren kann. Sie dürfen wieder eins werden mit Ihrem inneren Kind. Es soll und darf die Kindheitsgeschichte umgeschrieben und reichlich ergänzt werden. Der Grad der Sättigung, den das innere Kind benötigt, soll erreicht werden. Dann wird sich nahezu alles im Umgang mit Ihnen und anderen Menschen sowie der Welt verändern. Bringen Sie mit Worten zum Ausdruck, was das innere Kind benötigt, um sich ganz und gar zuhause, angenommen und willkommen zu fühlen:
„Du bist das innere Kind. Du bist hier und Du bist hier willkommen. Du erhältst und schaffst Liebe, Vertrauen und Sicherheit. Du schaffst und erfährst Heilung und die Berechtigung, hier mit uns zu leben. Wir schaffen und erzeugen Liebe, Vertrauen, Lebensberechtigung und tiefe Zufriedenheit.“
In dieser Liebe zu sich selbst verändern Sie alles im Umgang mit sich, Ihren Mitmenschen und der Welt.
Ihr inneres Kind und andere feine Anteile sind grundsätzliche Bestandteile Ihres Wesens und erfahren konkret, was Sie den ganzen Tag lang tun. Sie können keine Geheimnisse vor sich selbst haben. Jede Verletzung wird registriert und erlebt. Sie müssen anschließend immer alle Anteile von Körper und Seele bis hin zum inneren Kind gleichsam ärztlich versorgen, heilen und inneres Gleichgewicht für sie schaffen. Jede Verletzung, die geheilt werden will, bedeutet für Sie einen höheren Aufwand und kostet Sie größere Kraft, als ein hilfreiches Nein der Abgrenzung zu äußern oder auf sich und Ihr eigenes Befinden sorgsam zu achten.
Es gibt unendlich vieles, was dem inneren Kind guttut. Achtsamkeit, Sorgfalt, Wahrhaftigkeit, Schutz und Erdung tun ihm außerordentlich gut. Selbstbewusstsein und Gewaltfreiheit tun ihm gut. Sich mit anderen inneren Anteilen harmonisch verbunden zu fühlen, ist eine wunderbare Erfahrung für das innere Kind. Auch Angstfreiheit, Vertrauen, Liebe und Balance sind reinster Balsam für das innere Kind. Das innere Kind selbst ist ein Anteil, der sich in Frieden und Freiheit des Seins am wohlsten und besten genährt fühlt. Es kann erstaunlich viel zu Entwicklung und Wachstum der Seele beitragen. Es hält alle kreativen Stränge in der Hand. Es gibt dem Verstand den Raum, sich ganz ins Positive zu entfalten. Durch sein liebevolles Dasein schafft das innere Kind Lebensqualität, Beziehungsfähigkeit und viele andere großartige Qualitäten, die auf dem tragfähigen Grund von Urvertrauen, Urliebe und Lebensberechtigung gedeihen.
Der innere Vater
Im Idealfall ist der innere Vater ein Abbild des eigenen leiblichen großartigen und geliebten Vaters. In dem Fall hat der eigene Vater unter anderem Urliebe, Urvertrauen, Selbstwert und Lebensberechtigung erfolgreich vorgelebt, geschenkt und vermittelt. Ist dem nicht so, dann ist der personifizierte innere Vater ein Anteil, der vieles von dem heilen kann, was in der Beziehung zwischen leiblichem Vater, Sohn oder Tochter im Mangel war. Er stellt das fehlende väterliche Urvertrauen, die väterliche Liebe und die väterliche Lebensberechtigung samt der väterlichen bedingungslosen Akzeptanz wieder her.
Der Anteil des inneren