Straßen der Tränen. Helmut Lauschke

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Straßen der Tränen - Helmut Lauschke

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Teil der Sowjetunion

      Nach dem politischen Umbruch in Russland (1917) und der Gründung der Sowjetunion (1922) wurde die Ukraine als Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der UdSSR.

      Die Sowjetunion wurde nach sprachlich-ethnischen Kriterien gegliedert. Die Ukrainische Sowjetrepublik umfasste demzufolge die Territorien mit einer ukrainischen Bevölkerungsmehrheit. Ihre Kompetenzen blieben zwar beschränkt und sie musste sich der Parteiherrschaft der KPdSU unterordnen, doch war sie der Kern des heutigen Nationalstaates. Die Ukrainer wurden, im Gegensatz zum Zarenreich, in der Sowjetunion als eigene Nation anerkannt.

       Holodomor

      (Ukrainisch: holod = Hunger, moryty = Leid, Tötung, Vernichtung)

      1931 zwang die Sowjetregierung ukrainische Bauern zu solch hohen Getreideabgaben, dass 1932 eine große Hungersnot ausbrach, die bis September 1933 andauerte. Nach neuesten Schätzungen von Historikern starben 3,5 Millionen Menschen, das heißt über 10 Prozent der damaligen ukrainischen Bevölkerung eines Hungertodes. Wer fliehen wollte, wurde von den Organen der Staatsmacht daran gehindert. Dieser Massenmord ist unter der Bezeichnung Holodomor (Ukrainisch: holod = Hunger, moryty = Leid, Tötung, Vernichtung) in die Geschichte eingegangen.

      Zum Thema „Holodomor 1932–33. Politik der Vernichtung“ hat die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg am 24. November 2007 eine Tagung in Mannheim veranstaltet.

      Professor Dr. Gerhard Simon: Der Holodomor als Völkermord. Tatsachen und Kontroversen (Textmanuskript) Dr. Ernst Lüdemann: Stalins Feldzug gegen die Bauern in deutschen Schulbüchern (Textmanuskript)

      Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg

      Neben Polen, Weißrussland und dem Baltikum war die Ukraine einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkrieges. Das Land litt enorm mit über acht Millionen Toten, darunter geschätzte fünf Millionen Zivilisten, die im deutschen Vernichtungskrieg ihr Leben lassen mussten. Darunter waren auch rund 1,6 Millionen ukrainische Juden, die im Holocaust ermordet wurden. Mehr als 2,4 Millionen Männer und Frauen wurden aus der Ukraine als sogenannte „Ostarbeiter“ in das Deutsche Reich verschleppt, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten und oftmals daran starben. In der deutschen Erinnerungskultur an die NS-Barbarei stehen diese Tatsachen oftmals im Schatten der Erinnerung an die Opfer Russlands und anderer ehemaliger Länder der Sowjetunion.

      Im August und September 1941 fand mit der Schlacht um Kiew eine der großen Kesselschlachten des Zweiten Weltkriegs statt. Am 19. September 1941 wurde Kiew von der deutschen Wehrmacht eingenommen und zwei Jahre lang besetzt, bis es im Dezember 1943 von der Roten Armee befreit werden konnte.

      Die Weltkriege und ihre Folgen

      Die Nachkriegszeit war in der Ukraine vom Wiederaufbau und starker Industrialisierung gekennzeichnet. In der Folge des Zweiten Weltkriegs kam es auf dem Gebiet der Ukraine zu großen Bevölkerungsumsiedlungen: Die gesamte polnische Bevölkerung in der Westukraine wurde ausgesiedelt oder vertrieben, die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt. Die Ukraine blieb Teil der Sowjetunion.

      Chruschtschow machte der Ukrainischen Sowjetrepublik 1954 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Russisch-Ukrainischen Einheit die Halbinsel Krim zum Geschenk.

      Tschernobyl

      In den 1980er Jahren ereignete sich eine folgenschwere Katastrophe. Am 26. April 1986 explodierte im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl ein Kernreaktor, wodurch eine Fläche von fast 150.000 km² radioaktiv verseucht wurde und enorme Schäden für Menschen und Umwelt entstanden. Tschernobyl steht bis heute für den weltweit größten Unfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie.

      Unabhängigkeit, Orangene Revolution und innere Machtkämpfe

      Nach der Auflösung der Sowjetunion erhielt die Ukraine 1991 ihre staatliche Unabhängigkeit. Ihre nationale Identität und internationale Rolle zwischen westlicher Orienterung, bspw. Integration in die Europäische Union und einer politischen Orientierung zu Russland hin, hat die Ukraine seither nicht dauerhaft gefunden. Unter Leonid Kravtschuk und Leonid Kutschma, den ersten zwei Präsidenten des Landes, hatte sich ein System etabliert, zu dessen Merkmalen Machtmissbrauch, Korruption, Clanwirtschaft und organisierte Kriminalität gehörten.

      Nach dem Zerfall der UdSSR 1991 erbte das osteuropäische Land 176 strategische und mehr als 2.500 taktische Atomraketen, allerdings waren alle Kontrollsysteme in Russland. Die ukrainischen Raketen wurden bis 1996 nach Russland abtransportiert oder zerstört. Als Kompensation erhielt die Regierung in Kiew finanzielle Hilfe aus den USA, günstige Energielieferungen aus Russland und Sicherheitsgarantien, die im Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 festgehalten wurden. Darin verpflichteten sich die USA, Russland und Großbritannien, die territoriale Unversehrtheit und politische Unabhängigkeit der Ukraine weder durch Gewalt noch durch deren Androhung zu verletzen, keinen wirtschaftlichen Zwang auszuüben, auf jegliche militärische Besetzung zu verzichten und solche keinesfalls anzuerkennen.

      Als Vorläufer der Proteste auf dem Maidanplatz 2013 gilt die „Orangene Revolution" von 2004. Sie war eine Serie von Protesten, Demonstrationen und einem geplanten Generalstreik in der Ukraine. Auslöser waren die ukrainischen Präsidentschaftswahlen 2004, bei denen Wahlfälschungen der jeweiligen Gegenseite gemeldet wurden. Die Proteste gingen von den Anhängern des während des Wahlkampfs durch eine Vergiftung angeschlagenen Präsidentenanwärters Wiktor Juschtschenko (dessen Wahlfarbe Orange war) aus. Als Kandidat des Oppositionsblocks „Unsere Ukraine" war er laut erstem offiziellen Ergebnis der Zentralen Wahlkommission dem offen von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch unterlegen. Aufgrund der wochenlangen Protesten erreichte die Bewegung der „Orangen Revolution“ und die Opposition, dass die erste Stichwahl für ungültig befunden wurde. Juschtschenko erhielt bei der Wiederholung der Stichwahl für das Präsidentenamt am 26. Dezember 2004 die meisten Stimmen.

      Seither ist das politische Geschehen in der Ukraine von inneren Machtkämpfen geprägt. Bereits 2005 entließ Viktor Juschtschenko die Regierung unter Julia Tymoschenko. Nach den Parlamentswahlen 2006 führten erneute Streitigkeiten dazu, dass der Präsident das Parlament auflöste. 2007 einigte man sich auf eine Koalition der Parteien von Juschtschenko und Tymoschenko; die Machtkämpfe hielten allerdings an. In den Präsidentschaftswahlen 2010 erfolgte daraufhin ein Führungswechsel: Wiktor Janukowitsch wurde zum Präsidenten gewählt und Mykola Asarow übernahm das Amt des Ministerpräsidenten.

      Der Ukraine-Konflikt

      Ende 2013 kam es zu Unruhen auf dem Maidan-Platz in Kiew, die sich gegen die Regierung richteten. Auslöser war die überraschende Erklärung der ukrainischen Regierung, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union vorerst nicht unterzeichnen zu wollen. Präsident Janukowitsch wurde im Februar 2014 per Beschluss abgesetzt.

      Nach Unruhen auf der Krim und einem anschließenden Referendum kam es im Frühjahr 2014 zur Abspaltung der Krim. Die Halbinsel wurde von Russland völkerrechtswidrig annektiert.

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