Angst? Frag doch einfach!. Barbara Schmidt M.

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Angst? Frag doch einfach! - Barbara Schmidt M. Frag doch einfach!

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Rolle spielen. Es gibt eine lange Liste von möglichen Ängsten, in der folgenden Tabelle gebe ich einige Beispiele von spezifischen Phobien.

Phobie griechischer/lateinischer Objektname Bedeutung
Akrophobie akros: Gipfel, Spitze, Höhe Angst vor Höhe
Arachnophobie arachne: Spinne Angst vor Spinnen
Aviophobie avis: Vogel Flugangst
Brontophobie bronte: Donner Angst vor Donner
Canophobie canis: Hund Angst vor Hunden
Dentophobie dens: Zahn Angst vor Zahnbehandlung
Emetophobie emeein: erbrechen Angst vor Erbrechen
Hemaphobie haima: Blut Angst vor Blut
Klaustrophobie claustrum: Verschluss, Riegel, Schloss Angst vor engen Räumen
Musophobie mus: Maus Angst vor Mäusen
Xenophobie xenos: Fremder Angst vor Fremden/Unbekannten
Zoophobie zoon: Lebewesen Angst vor Tieren

      Tabelle 1 |

      Verschiedene Phobien und ihre sprachliche Herkunft

      Spezifische Phobien kann man recht gut behandeln. In der Regel werden die Betroffenen den angstauslösenden Reizen unter Begleitung einer Therapeutin ausgesetzt. Diese Therapieform nennt sich ExpositionstherapieExposition-therapie. Ich beschreibe die Expositionstherapie später noch genauer. Nach einer bis fünf solcher Expositionssitzungen ist die Behandlung der Störung in der Regel abgeschlossen laut S3-Leitlinie für Angststörungen. Manchmal reicht sogar eine einzige Sitzung.

      Unspezifische AngststörungenAngststörungunspezifische sind dagegen schwerer zu behandeln. Meist wird hier mit Medikamenten und Psychotherapie gearbeitet. Oft werden auch AntidepressivaAntidepressiva gegeben, also Medikamente, die auch bei → Depression eingesetzt werden. Welche Medikamente genau bei welcher Angststörung gegeben werden, können Sie auch in der S3-Leitlinie nachlesen, die ich unten verlinkt habe. Diese Medikamente wurden auf ihre Wirksamkeit getestet, unter anderem in Tierstudien mit Nagetieren. Da in diesen Studien vor allem männliche Nagetiere untersucht wurden, kann es sein, dass sich in Zukunft die Medikamente für Männer und Frauen mit Angststörungen unterscheiden werden.

      Linktipp | Eine Liste mit allen Phobien findet sich hier: https://phobie-wissen.de/phobienliste/. Die S3-Leitlinie für Angststörungen kann man hier einsehen: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-028.html.

      Wovor haben wir Angst?

      Hier ist spannend, dass es Objekte oder Situationen gibt, die wahrscheinlicher Angst auslösen als andere. Es gibt zum Beispiel keine bisher bekannte → Phobie vor kleinen Schafen, dafür aber Angst vor Tieren, die potenziell gefährlich sind wie Spinnen oder Schlangen. Hier geht man davon aus, dass wir genetisch dazu veranlagt sind, vor gefährlichen Dingen schneller Angst zu entwickeln als vor ungefährlichen, was an sich ja sehr sinnvoll ist. Das nennt man PreparednessPreparedness, also „Vorbereitet-​Sein“. Arne Öhman, ein schwedischer Psychologe, hat sich mit der Forschung zu Preparedness einen Namen gemacht und saß sogar im Nobelpreiskomitee. In seinem meistzitierten Paper von 2001 fasst er vier Charakteristiken von Furchtlernen zusammen. Das erste Kriterium ist, dass → Furcht vor allem von Reizen ausgelöst wird, die in einem evolutionären Sinn gefährlich sind. Das zweite ist, dass die Furchtreaktion auf solche Reize automatisch abläuft. Das dritte, dass man mit bewusster Kontrolle wenig ausrichten kann gegen Furchtreaktionen, und das vierte, dass die → AmygdalaAmygdala und mit ihr verbundene Gehirnbereiche hauptverantwortlich sind für die ausgelösten Furchtreaktionen (Öhman & Mineka, 2001).

      Diese Preparedness wird von Beutetieren auch als Schutz vor dem Gefressen-​Werden genutzt. Die Fähigkeit bestimmter Tiere, sich zu schützen, indem sie sich der Gestalt oder Farbe solcher Tiere anpassen, die von ihren Feinden gefürchtet werden, nennt sich MimikryMimikry. Beispiele hierfür sind harmlose Schwebfliegen, die sich durch gelb-​schwarze Wespenfarben als giftig ausgeben, und wehrlose Schmetterlinge, zum Beispiel das Pfauenauge, deren Flügelmuster den Augen eines gefährlichen Raubvogels ähneln.

      Für viele Phobien spielen soziale Situationen eine große Rolle, vor allem Situationen, in denen die Betroffenen von anderen Personen kritisch bewertet werden könnten.

      Bei den unspezifischen AngststörungenAngststörungunspezifische treten die Symptome der AngstAngstSymptome, auf die wir später nochmal genauer eingehen, nicht nur bei ganz bestimmten Objekten oder Situationen auf, sondern scheinbar zufällig. Es gibt auch Zusammenhänge zwischen Phobien und der sogenannten generalisierten Angststörung. Wenn Personen beispielsweise erleben, dass sie unvorhersehbaren Angstattacken ausgeliefert sind, also eine generalisierte Angststörung haben, dann werden sie auch öffentliche Plätze meiden, an denen Hilfe nicht so einfach zur Verfügung steht. Sie entwickeln also möglicherweise eine Agoraphobie aufgrund der generalisierten Angststörung.

      Linktipp | In diesem eindrucksvollen Video „verwandelt“ sich eine Raupe in eine Schlange und schlägt den Affen, der die Raupe ansonsten gerne gefressen hätte, in die Flucht. Damit nutzt die Raupe die Angst des Affen vor Schlangen aus, um sich selbst zu schützen. Sehr clever! https://www.reddit.com/r/NatureIsFuckingLit/comments/m6vkrn/this_caterpillar_impersonating_a_snake/.

      Wie hängen die Störungen untereinander zusammen?

      Die beiden häufigsten psychischen Störungen, → Angst und → DepressionDepression, treten oft gemeinsam auf. Das nennt man → KomorbiditätKomorbidität. Bei 60 % der Betroffenen von Angststörungen wird auch eine Depression festgestellt (Kaufman & Charney, 2000). Oft sind Angststörungen auch verbunden mit psychosomatischen Störungen wie Schmerzen. Es kann passieren, dass Betroffene wegen körperlicher Beschwerden zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Hier muss der Arzt oder die Ärztin dann genau nachfragen und hinhören, damit er oder sie die den körperlichen Beschwerden zugrunde liegende Angststörung entdeckt. Oft versuchen sich die Betroffenen

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