Als der Efeu sich verliebte. Sonja Spitteler
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Wenn es regnet, halte ich mit meinen Baumfreunden den Erdboden zusammen und helfe den Dryaden beim verteilen des Wassers an alle Pflanzen. Selbstverständlich behalte ich einen großen Teil immer für mich selbst, schließlich habe ich genügend Mäuler zu stopfen. Bei Sturm biete ich vielen Tieren Schutz. Die Sturmgeister sind mir manchmal etwas zu hektisch und sie können nie still stehen für ein kurzes Schwätzchen. Dafür helfen sie den Luftgeistern sich zu erholen, und sie bringen immer neue Geschichten aus fernen Ländern mit.
Wir Tannen mögen die Stille und die Routine, wir mögen die Ruhe der Berge und den weiten Himmel über uns.
Im Winter sorgen wir dafür, dass der Boden nicht ganz zufriert, denn sonst haben es die armen Erdbewohner gar zu kalt. Außerdem bieten wir vielen Tieren Schutz vor Schnee und Eis. Vom Winter habe ich nicht allzu viele Erinnerungen. Diesen verbringe ich ein einer Art Dämmerzustand, sammle Kraft für den Frühling. Andere Bäume wie die Buchen und Eichen, die ihr ganzes Laub abwerfen, schlafen sogar noch tiefer als wir Tannen. Wir aber mögen den Schnee und die Kälte, dann ist es so friedlich. Dann kann man wunderbar träumen...
Das ist ungefähr das, was ich tue. Nebenbei bin ich, wie alle meine Baumfreunde, ein Wissenshüter. Ihr könnt mich mit einer Bibliothek vergleichen und wer höflich fragt, der bekommt vielleicht eine Antwort. Es gibt so vieles, was wir wissen und gerne mit der Welt teilen, aber dafür muss man die richtigen Fragen stellen...“
Zeitgefüge
Gestern, Heute, Morgen – für mich sind dies alles Begriffe. Unwichtig und begrenzt. Das mag ich nicht. Jetzt, Hier, Alles, Überall – so ist mein Leben“ sagte die schöne Buche mit ihrer tiefen Bassstimme. Sie war schon alt, die silbern schimmernde Dame und ich noch ein kleines Mädchen, damals. Ich verstand, was sie mir damit sagen wollte und habe es bis heute nicht vergessen. Es begleitet mich durch mein Leben, macht es leicht und fröhlich.
Die Bäume haben ihre eigene Art zu kommunizieren. Sie teilen sich mit noch viel weniger Worten mit, als die anderen Naturwesen. Tiefgründig und weise sind die Baumgeister. Ihre Beschreibungen sind kurz und zutreffend, jedes Wort hat sein Gewicht und ist mächtig. Folglich wird zuerst nachgedacht, ehe ein Baumgeist spricht und dann tut er oder sie es in einigen wenigen Sätzen und alles ist gesagt. Man muss es mögen, ihre Eigenheit, und sich darauf einlassen. Baumwesen sprechen gerne und auch viel, nur in einem anderen Tempo als wir uns das gewohnt sind. Ein Baum kann viele hundert Jahre alt werden, er kennt keine Eile. Sorgfältig und gewissenhaft wächst er jedes Jahr ein kleines bisschen mehr. Für ihn ist jeder Augenblick unersetzbar, einzigartig.
Wenn du an einen Baum mit einer Frage herantrittst, so hört er sich diese an. Dann denkt er darüber nach, wie dir am besten geholfen werden könnte. Aus der Sicht eines Menschen kann dies schon einmal Stunden dauern. Man kann in der Zwischenzeit also beruhigt einen Spaziergang machen oder gleich am nächsten Tag nochmals vorbeikommen. Die Ratschläge eines Baumes sind aber auch nicht immer gleich verständlich. Denn am Ende sind sie nicht da, um einem das Denken abzunehmen, sondern um es zu erweitern.
Bevor wir uns also den Geschichten der Naturwesen zuwenden, gibt es noch etwas Wichtiges zu beachten: die Zeit.
Naturwesen kennen keine Stunden oder Daten, wie wir. Sie kennen die Sonnen- und Mondphasen, Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Wenn es regnet, dann regnet es und hört erst wieder auf, wenn es vorbei ist. Wenn die Sonne scheint, dann scheint sie wunderschön, bis sie nicht mehr scheint. So einfach ist das Leben in ihren Augen. Der Moment wird gelebt und geschätzt.
Nicht nur hat dies eine herrliche Auswirkung auf ihr Sein, sondern auch auf ihre Geschichten und Ansichten. Überanstrengung ist ein Wort, das die Naturwesen gar nicht verstehen. Ein solcher Zustand existiert in ihrem Leben nicht. Natürlich kennen sie geschäftiges oder nervöses Herumeilen, aber meistens nur im Frühling. Sie lieben ihre Arbeit, wieso sollte dieser Umstand ihnen also Mühe bereiten?
Zwetschgengeistchen
Beim Niederschreiben ihrer Erzählungen haben sich manch lustige und knifflige Situationen ergeben. Schließlich konnte ich nicht einfach schreiben: Er stieg auf den riesigen Berg, sprach mit dem Windgeist und wurde ein anderer Mensch. Dazwischen „fehlten“ mir sämtliche Zeitangaben und Gespräche. Für die Naturwesen spielt es keine wirkliche Rolle, ob jemand ein, zwei oder zehn Jahre braucht, um etwas zu erreichen. Das Erreichen an sich zählt.
So habe auch ich bewusst auf solche Zeiteinteilungen verzichtet. Wenn immer möglich, benutzte ich Begriffe wie „nach einer Weile“, „Tage oder Zyklen später“ und nur ganz selten gebe ich eine Zahl an. Es ist wirklich fast ein wenig wie in unseren Märchen und diese beginnen traditionell mit Es war einmal...
ERZÄHLUNGEN UND BERICHTE VON NATURWESEN
„In den Märchen sehe ich eines eurer größten Vermächtnisse, denn sie setzten dort an, wo euer Verstand und eure Vernunft enden und wo Träume geboren werden.“
– Pan
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