Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz. Леопольд фон Захер-Мазох

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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - Леопольд фон Захер-Мазох Легко читаем по-немецки

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denke mir das sehr amüsant, einen Mann, der mich interessiert, der mich liebt, so ganz in meiner Hand zu haben. Es wird mir mindestens nicht an Zeitvertreib fehlen. Sie waren so unvorsichtig, mir die Wahl zu lassen. Ich wähle also, ich will, dass Sie mein Sklave sind. Ich werde mein Spielzeug aus Ihnen machen!»

      «Oh! tun Sie das», rief ich halb schauernd, halb entzückt. «Wenn eine Ehe nur auf Gleichheit, auf Übereinstimmung gegründet sein kann, so entstehen dagegen die größten Leidenschaften durch Gegensätze. Wir sind solche Gegensätze, die sich beinahe feindlich gegenüberstehen. Daher ist diese Liebe bei mir, die zum Teil Hass, zum Teil Furcht ist. In einem solchen Verhältnisse aber kann nur eines Hammer, das andere Amboss sein. Ich will Amboss sein. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich auf die Geliebte herabsehe. Ich will ein Weib anbeten können. Das kann ich nur dann, wenn es grausam gegen mich ist.»

      «Aber, Severin», entgegnete Wanda beinahe zornig, «halten Sie mich denn für fähig, einen Mann, der mich so liebt wie Sie, den ich liebe, zu misshandeln?»

      «Warum nicht, wenn ich Sie dafür um so mehr anbete? Man kann nur wahrhaft lieben, was über uns steht, ein Weib, das uns durch Schönheit, Temperament, Geist, Willenskraft unterwirft, dass unsere Despotin wird.»

      «Also das, was andere abstößt, zieht Sie an?»

      «So ist es. Es ist eben meine Seltsamkeit.»

      «Nun, am Ende ist an allen Ihren Passionen nichts so Apartes oder Seltsames. Denn wem gefällt nicht ein schöner Pelz? Und jeder weiß und fühlt, wie nahe Wollust und Grausamkeit verwandt sind.»

      «Bei mir ist dies alles aber auf das Höchste gesteigert», erwiderte ich.

      «Das heißt, die Vernunft hat wenig Gewalt über Sie. Und Sie sind eine weiche hingebende sinnliche Natur.»

      «Waren die Märtyrer auch weiche sinnliche Naturen?»

      «Die Märtyrer?»

      «Im Gegenteil, es waren übersinnliche Menschen, welche im Leiden einen Genuss fanden, welche die furchtbarsten Qualen, ja den Tod suchten wie andere die Freude. Und so ein Übersinnlicher bin ich, Madame.»

      «Geben Sie nur acht, dass Sie dabei nicht auch zum Märtyrer der Liebe, zum Märtyrer eines Weibes werden.»

      Wir sitzen auf Wandas kleinem Balkon in der lauen, duftigen Sommernacht. Ein Dach über uns. Zuerst den grünen Plafond von Schlingpflanzen, dann die Himmelsdecke. Aus dem Park tönt der leise, verliebte Lockton einer Katze. Und ich sitze auf einem Schemel zu den Füßen meiner Göttin und erzähle von meiner Kindheit.

      «Und damals schon waren alle diese Seltsamkeiten bei Ihnen ausgeprägt?» fragte Wanda.

      «Gewiss, ich erinnere mich keiner Zeit, wo ich sie nicht hatte, ja schon in der Wiege. So erzählte mir meine Mutter später, war ich übersinnlich. Man musste mich mit Ziegenmilch nähren. Als kleiner Junge zeigte ich eine rätselhafte Scheu vor Frauen. Darin hat sich eigentlich nur ein unheimliches Interesse für sie ausgedrückt. Das graue Gewölbe, das Halbdunkel einer Kirche beängstigten mich. Vor den glitzernden Altären und Heiligenbildern fasste mich eine förmliche Angst. Dagegen schlich ich heimlich zu einer Venus aus Gips. Sie stand in dem kleinen Bibliothekszimmer meines Vaters. Ich kniete nieder und sprach zu ihr die Gebete. Das hat mir man gelehrt. Das Vaterunser, das Gegrüßt seist du Maria und das Credo.

      Einmal verließ ich nachts mein Bett, um sie zu besuchen. Die Mondsichel leuchtete mir und ließ die Göttin in einem kalten Licht erscheinen. Ich warf mich vor ihr nieder, küsste ihre kalten Füße. Ich habe es bei unseren Landleuten gesehen, wenn sie die Füße des toten Heilands küssten.

      Eine unbezwingliche Sehnsucht ergriff mich.

      Ich stieg empor und umschlang den schönen kalten Leib und küsste die kalten Lippen. Da sank ein tiefer Schauer auf mich herab und ich entfloh. Und im Traum war es mir, als stünde die Göttin vor meinem Lager und drohe mir mit erhobenem Arm.

      Man schickte mich frühzeitig in die Schule. So kam ich bald an das Gymnasium und ergriff alles mit Leidenschaft, was mir die antike Welt zu erschließen versprach. Ich war bald mit den Göttern Griechenlands vertrauter als mit der Religion Jesu. Ich gab mit Paris Venus den verhängnisvollen Apfel. Ich sah Troja brennen und folgte Odysseus auf seinen Irrfahrten. Die Urbilder alles Schönen senkten sich tief in meine Seele. So zeigte ich zu jener Zeit, wo andere Knaben sich roh und unflätig gebärden, einen unüberwindlichen Abscheu gegen alles Niedere, Gemeine, Unschöne[22]. Als etwas ganz besonders Unschönes erschien dem reifenden Jüngling die Liebe zum Weib. Ich mied jede Berührung mit dem schönen Geschlecht, kurz, ich war übersinnlich bis zur Verrücktheit.

      Meine Mutter bekam – ich war damals etwa vierzehn Jahre alt – ein reizendes Stubenmädchen, jung, hübsch, mit schwellenden Formen. Eines Morgens, ich studierte meinen Tacitus und begeisterte mich an den Tugenden der alten Germanen, kehrte die Kleine bei mir aus. Plötzlich hielt sie inne, neigte sich, den Besen in der Hand, zu mir, und zwei volle frische köstliche Lippen berührten die meinen. Der Kuss der verliebten kleinen Katze durchschauerte mich. Aber ich erhob meine ›Germania‹ wie ein Schild gegen die Verführerin und verließ empört das Zimmer.»

      Wanda brach in lautes Lachen aus. «Sie sind in der Tat ein Mann, der seinesgleichen sucht. Aber fahren Sie nur fort.»

      «Eine andere Szene aus jener Zeit bleibt mir unvergesslich», erzählte ich weiter. «Gräfin Sobol, eine entfernte Tante von mir, kam zu meinen Eltern auf Besuch. Eine majestätische schöne Frau mit einem reizenden Lächeln. Ich aber hasste sie, denn sie galt in der Familie als eine Messalina. Sie benahm mich so unartig, boshaft und täppisch, wie nur möglich gegen sie.

      Eines Tages fuhren meine Eltern in die Kreisstadt. Meine Tante beschloss ihre Abwesenheit zu benützen und Gericht über mich zu halten. Unerwartet trat sie in ihrer Veste herein. Die Köchin, Küchenmagd und die kleine Katze folgten ihr. Ohne viel zu fragen, ergriffen sie mich trotz meiner heftigen Gegenwehr. An Händen und Füßen. Dann schürzte meine Tante mit einem bösen Lächeln den Ärmel empor. Sie begann mich mit einer großen Peitsche zu hauen. Sie hieb so tüchtig, dass Blut floß. Ich schrie und weinte zuletzt, trotz meinem Heldenmut und um Gnade bat. Sie ließ mich, aber ich musste ihr kniend für die Strafe danken und die Hand küssen.

      Nun sehen Sie den übersinnlichen Toren! Unter der Peitsche der schönen üppigen Frau, welche mir in ihrer Pelzjacke wie eine zürnende Monarchin erschien, erwachte in mir zuerst der Sinn für das Weib. Meine Tante erschien mir als die reizendste Frau auf Gottes Erdboden.

      Meine katonische Strenge, meine Scheu vor dem Weib war eben nichts, als ein auf das Höchste getriebener Schönheitssinn. Die Sinnlichkeit wurde in meiner Phantasie jetzt zu einer Art Kultur. Und ich schwur mir, ihre heiligen Empfindungen ja nicht an ein gewöhnliches Wesen zu verschwenden. Sondern spare ich für eine ideale Frau auf, womöglich für die Liebesgöttin selbst.

      Ich kam sehr jung an die Universität und in die Hauptstadt, in welcher meine Tante wohnte. Meine Stube ähnelte mein Zimmer damals dem Zimmer von Doktor Faust. Alles stand in derselben wirr und kraus, hohe Schränke mit Büchern vollgepfropft. Ich habe sie um Spottpreise bei einem jüdischen Antiquar in der Servanica erhandelt. Globen, Atlanten, Phiolen, Himmelskarten, Tiergerippe, Totenköpfe, Büsten großer Geister. Hinter dem großen grünen Ofen konnte jeden Augenblick Mephistopheles als fahrender Scholast hervortreten.

      Ich studierte alles durcheinander, ohne System, ohne Wahl, Chemie, Alchimie, Geschichte, Astronomie, Philosophie, die Rechtswissenschaften, Anatomie und Literatur; las Homer, Virgil, Ossian, Schiller, Goethe, Shakespeare, Cervantes, Voltaire, Molière, den Koran, den Kosmos, Casanovas Memoiren. Ich

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<p>22</p>

So zeigte ich zu jener Zeit, wo andere Knaben sich roh und unflätig gebärden, einen unüberwindlichen Abscheu gegen alles Niedere, Gemeine, Unschöne. – Таким образом, в то время, когда другие мальчики вели себя грубо и некрасиво, я испытывал непреодолимое отвращение ко всему низменному, подлому, неприглядному.