Francisco Pizarro. Arthur Schurig

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Francisco Pizarro - Arthur  Schurig

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zum Zeichen, daß sie den neuen Herrn anerkenne, das Banner zu schwenken. Die Indianerin, der ein Dolmetscher die Worte vermittelte, nahm es lachend entgegen und tat wie ihr geheißen. Pizarro küßte ihr die Hand, stolz und frohgemut, daß ihm die erste Eroberung im fremden Lande so leicht geworden war.

      Im Vorbeifahren landete man abermals in Tumbez. Der verliebte Alonso de Molina und noch ein andrer blieben in der Stadt. An ihrer Stelle schifften sich zwei oder drei Tumbezianer ein, um mit nach Panama zu fahren und Spanisch zu lernen. Schließlich sollten die beiden Kranken von der Isla Gargona geholt werden. Einer war gestorben; der andre samt den Indianern, die ihn gepflegt hatten, wurde mitgenommen.

      Nach einer Abwesenheit von 18 Monaten, genau am letzten Tage der vom Statthalter gewährten Frist, wohl am 31. Oktober 1527, lief Pizarros Schiff im Hafen von Panamá ein.

      Seine Wiederankunft erregte das größte Aufsehen. Allgemein hatte man geglaubt, Pizarro und Genossen seien verlorene Leute. Jetzt bestaunte man alle die mitgebrachten Beutestücke, besonders die seltsamen Schafe. Man gönnte und neidete den Entdeckern ihren Ruhm, je nachdem man an die Aussicht auf ein zweites Mexiko glaubte oder bezweifelte.

      Pedro de los Rios, der Statthalter, verhielt sich den Hoffnungen und Plänen des Capitano gegenüber gänzlich ungläubig; zum mindesten stellte er sich aus Mißgunst so. Das Vorhandensein eines reichen Kulturlandes im Süden war zwar unleugbar. Es zu unterwerfen, forderte aber zweifellos erhebliche militärische und wirtschaftliche Mittel. Die Sache erheischte also Geld und Menschen, die seiner Kolonie abgingen, und eine gewisse Verantwortung hatte er obendrein. Alle Utopien abwehrend, erklärte er gemessen und nüchtern, einen neuen Staat errichten auf Kosten des von ihm verwalteten älteren, dünke ihn untunlich. Und weitere Menschenleben aufs Spiel zu setzen, könne er nicht zulassen. Für die paar goldenen und silbernen Kleinigkeiten und das Dutzend Lamas seien schon genug brave Leute geopfert.

      Keiner der drei Verbündeten ließ sich abschrecken. Das nötige Geld mußte beschafft werden, und es gab keine andre Hilfe als einen Appell an den Kaiser, und dies wiederum konnte nur durch die Person eines der drei Entdecker mit Erfolg geschehen. Wer war der geeignetste dazu? Luque war durch sein Amt an Panama gefesselt. Der von Gestalt kleine, im Verkehr mit hohen Herren unbeholfene, obendrein durch den Verlust des einen Auges entstellte Almagro, eine brave Wachtmeisternatur ohne diplomatische Fähigkeiten, traute sich selber nicht an diese schwierige Mission. Es blieb Franz Pizarro übrig, der Weltmann genug war, bedachtsam und zielbewußt, um auch am allerhöchsten Ort die rechten Worte zu finden. Seine Geistesgegenwart verließ ihn nie. Feigheit und Furcht kannte er nicht, und keiner konnte die Mühsale und Gefahren der bisherigen Entdeckungsfahrten und die Wunder und Schätze des neuen Goldlandes so anschaulich und verführerisch schildern wie er. Er war ein geborener Erzähler.

      Gleichwohl sträubte er sich vor seinen beiden Gefährten. Insgeheim mißtraute er ihnen, überzeugt, daß auch sie ihm innerlich mißtrauten. Er hatte keine Freunde in der Welt als sich selber und seinen Stern. Vor einer neuen Fahrt in den Süden, vor einem verwegenen Zug ins unbekannte Innere seines ihm vom Schicksal verheißenen Reiches, davor bangte ihm nicht Was der kühne Cortes zu seinem Glück gewagt, wollte auch er wagen! Vor seinem Kaiser frei und ehrlich zu reden, das bereitete ihm kein Herzeleid. Aber alle die unumgänglichen Katzbuckeleien, ehe er zur Audienz gelangte, waren wenig nach seinem Geschmack. Hier sah er Gefahren, in denen er sich nicht auskannte.

      Almagro legte wieder und wieder alle Gründe dar. Luque unterdrückte seinen heimlichen Zweifel und pflichtete ihm bei. Und so gab Pizarro schließlich die Zusage, indem er den beiden andern beteuerte, er werde ihren Vorteil wahren wie den seinen.

      Man brachte 1500 Dukaten zusammen, damit sich der Abgesandte höfisch ausstatten konnte. Pizarro überquerte die Landenge und ging in Nombre de Dios auf ein Schiff, das im Frühjahr 1528 nach Spanien absegelte. Der Ritter Pedro de Candia, der weltgewandteste aus der kleinen Schar der Getreuen, ward ihm als Adjutant mitgegeben. Ferner wurden drei Soldaten, zwei Peruaner und drei Lamas mitgenommen; dazu eine kleine Auswahl von Schmucksachen, Gefäßen aus Gold und Silber, Waffen und Gerät als greifbare Zeichen aus dem Wunderlande.

      VII

      Im Mai 1528 erreichte Pizarro mit seinen Begleitern Palos, den Hafen von Sevilla. Offenbar war sein Kommen bereits im Heimatlande bekannt, jener Oberrichter zu Santa Maria namens Enciso, dem Pizarro von Anno 1513 her eine Geldsumme schuldete, empfing ihn mit einer Vollstreckungsurkunde, und da Pizarro zu andern Dingen nach Europa gekommen war als eine veraltete Schuld zu begleichen, zahlte er nicht einen Pfennig, worauf ihn der pfiffige Pandektenmann einfach in den Schuldturm stecken ließ.

      Das war ein übles Debüt. Zum Glück gelang es dem Ritter Pedro, seinen Kommandeur den Klauen des rücksichtslosen Gläubigers zu entreißen, indem er sich an die Öffentlichkeit wandte. Der Kaiser gab Befehl, den Entdecker Perus seine Reise fortsetzen zu lassen.

      Karl V. {bekanntlich von 1519 bis 1556 deutscher Kaiser) befand sich damals im zweiten Kriege gegen Franz I. Drei Jahre zuvor hatte er bei Pavia gesiegt. Hinterher hatte der ewig kampflustige Franzosenkönig den Madrider Frieden von 1526 als erzwungen und somit ungültig erklärt. Im Mai 1527 war Rom von den deutschen Landsknechten gestürmt worden. Jetzt stand der Kaiser auf der Höhe seines Ruhmes. Die amerikanischen Kolonien lagen ihm wenig am Herzen. Er hat sie zu keiner Zeit wirklich gefördert. Aber berichten ließ er sich immer gern von den Abenteuern seiner kühnen Kapitäne. Eben hatte er den Eroberer von Neu-Hispanien (Mexiko) in Toledo, wo er Hof hielt, empfangen und sich von dessen leidensvollen Feldzuge nach Honduras (1524 bis 1526) erzählen lassen. Huldvoll nahm er jetzt Pizarros Bericht entgegen. Er betrachtete die exotischen Schätze und Stoffe, bewunderte das stattliche Lama, das man ihm vorführte, und vergoß Tränen, als ihm der beredte Kondottiere von der Seefahrt ins Unbekannte, von der Hungerinsel, von den Gefechten der tapferen kleinen Schar gegen Legionen Indianer, von all den Entbehrungen und Todesgefahren und zuletzt von den Tempeln, Goldschätzen und Seltsamkeiten des großen Reiches Peru erzählte. Er ernannte ihn zum Statthalter und Obergeneral von Neu-Kastilien (Peru), knöpfte ihm den Sankt-Jago-Orden an den Feldrock und sagte ihm allergnädigst, seine Sache werde dem »Rate von Indien« zur Prüfung und Förderung übergeben werden.

      Ferdinand Cortes bekam erst im Juli 1529 Bescheid, und auch Pizarros »Kaiserlicher Vertrag« trägt kein früheres Datum als den 26. Juli 1529. Dies Dokument ist in mancher Hinsicht merkwürdig.

      Pizarro ward zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannt, wobei das ihm untertänige Reich eine Küstenlänge von 200 Leguas haben sollte. Er erhielt alle Rechte eines Vizekönigs, gewisse hohe richterliche Würden auf Lebenszeit und ein Jahresgehalt von 725 000 Maravedis (1600 Goldpesos), selbstverständlich aus den Einkünften der Kolonie, die erst erobert werden sollte.

      Seine Pflichten bestanden darin, daß er binnen sechs Monaten eine wohlgerüstete Streitmacht von 250 Mann aufzustellen hatte, davon 100 Mann aus den amerikanischen Kolonien. Zur Aufbringung der Artillerie und des Kriegsgeräts wurde ihm eine unbedeutende staatliche Beihilfe gewährt. Sechs Monate nach seiner Wiederankunft in Panama hatte er daselbst mit seinem Expeditionskorps sich einzuschiffen und nach Peru zu segeln.

      Almagro bekam 300000 Maravedis (700 Goldpesos) Jahresgehalt zugesichert und wurde zum Befehlshaber der Festung Tumbez ernannt. Dazu erhielt er den Rang und die Rechte eines Hidalgo.

      Pater Luque bekam (wunschgemäß) das Bistum Tumbez, dazu den grotesken Titel »Schutzherr der Indianer Perus«. Sein Jahreseinkommen ward auf l000 Dukaten festgesetzt.

      Bartolomäo Ruiz heimste den Titel »Großlotse der Südsee« ein, dazu eine Dotation. Ritter Pedro de Candia wurde Artillerie-Kommandeur. Auch die übrigen elf Getreuen von der Insel Gallo bekamen ihren wohlverdienten Lohn in Titeln und Ämtern in spe.

      Am wenigsten Ehren und Würden winkten in diesem Vertrage dem Capitano Don Diego de Almagro. Hier verrät sich Pizarros Passivität seinem in Panama verbliebenen Genossen gegenüber. Er hätte gewiß ohne

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