Der Oelprinz. Karl May

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Der Oelprinz - Karl May

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style="font-size:15px;">      »Schwerlich. Dieser Gedanke liegt so nahe, daß ihn jedes Kind haben muß.«

      »Da will ich Euch doch sagen, wohin ich will. Ich bin von diesen Deutschen entlassen worden und kann also nicht hier bei ihnen bleiben; meine Ehre verbietet mir das. Darum will ich hinaus zu den Soldaten, um bei ihnen bis zum Tagesanbruch zu bleiben. So, das ist meine Absicht, und nun laßt mich fort!«

      Dick Stone ließ sich, durch diese Lüge für einen Augenblick getäuscht, die Zügel, welche er ergriffen hatte, aus der Hand zerren; der Scout gab seinem Pferde einen Hieb und ritt davon, der Richtung zu, in welcher sich der Lieutenant nach Sams und Parkers Entfernung mit seinen zwanzig Mann zurückgezogen hatte. Aber schon eine Sekunde später war Dick Stone wieder klar. Er sprang nach der Stelle, an welcher sein Gewehr lag, und rief:

      »Der Schuft hat mich belogen; er will uns doch verraten; ich schicke ihm eine Kugel nach!«

      Da schnellte Schi-So zu ihm hin und sagte:

      »Schießt nicht, Sir! Es ist dunkel; die Kugel würde fehlgehen. Ich bringe Euch den Mann zurück.«

      Nach diesen Worten schoß der Jüngling fort, in die dunkle Nacht hinaus.

      »Ihn zurückbringen? Dieser Knabe?« fragte Dick. »Sollte ihm schwer fallen. Ich muß ihm selbst nachreiten.«

      Er wollte zu seinem Pferde; da ergriff ihn Adolf Wolf am Arme und bat:

      »Bleibt hier! Er holt ihn wirklich.«

      »Ist unmöglich!«

      »Er holt ihn! Ihr könnt es glauben. Schi-So bringt, obgleich er noch so jung ist, noch ganz andre Dinge fertig.«

      Der bestimmte Ton und die überzeugungsvolle Miene Wolfs blieben nicht ohne Wirkung.

      »Hm,« brummte Dick, »würde wohl zu nichts führen, wenn ich ihm nachritte. Kann doch nicht sehen, wohin er ist. Will er wirklich zu den Finders, so wird er wahrscheinlich auf Sam und Will stoßen, die ihn nicht weiterlassen werden. Bleib also hier. Aber eine verteufelte Geschichte ist es doch, wenn er entkommt. Was wird Sam dazu sagen!«

      Dieser sagte gar nichts, sondern er stand gerade in diesem Augenblicke noch neben Parker und horchte mit diesem nach der Richtung, in welcher das Pferd an ihnen vorüber verschwunden war. Man hörte es noch deutlich schnauben, aber keine Huftritte mehr. Doch nach einiger Zeit waren sie wieder zu vernehmen; sie kamen wieder zurück, näher und näher und viel langsamer als vorher.

      »Sonderbar!« brummte Sam. »Die beiden Reiter kommen retour, und zwar im Schritt. Wir legen uns nieder, weil wir dann besser sehen können, wer es ist.«

      Sie duckten sich auf den Boden. Jetzt kam das Pferd; es saß nur ein Reiter darauf, aber es zog einen dunklen Gegenstand hinter sich her. Jetzt erkannten die beiden den Reiter.

      »Schi-So!« rief Sam. »Ihr seid es, Ihr? Wie kommt Ihr hierher?«

      Der Gefragte hielt das Pferd an und antwortete in bittendem Tone:

      »Sagt du zu mir, Sir! Ich habe Euch schon einmal darum ersucht. Der Scout ließ sich sein Geld geben und ritt gegen unsern Willen fort. Er wollte uns den Finders verraten; da sprang ich ihm nach, ereilte ihn und schwang mich hinter ihm auf das Pferd. Als ich ihn mit dem Revolverkolben betäubt hatte, hielt ich das Tier an und warf ihn herunter; nun zieht es ihn an meinem Lasso hinter sich her.«

      »Tausend Donner! Nacheilen, aufs Pferd springen, betäuben, herunterwerfen! Du bist ja der reine, richtige Old Shatterhand geworden! Braver Bursche! Werde es deinem Vater erzählen. Du hast den Verräter vielleicht gar erschlagen?«

      »Nein; er ist nur betäubt.«

      »Wahrhaftig, der wirkliche Old Shatterhand! Und das alles so ruhig, ohne einen Schuß oder sonstigen Lärm, wenn ich mich nicht irre!«

      Der Jüngling antwortete einfach und bescheiden —

      »Lärm durfte doch nicht sein, weil die Feinde sich in der Nähe befinden.«

      »All right; hast deine Sache so brav gemacht, daß jedes Lob überflüssig ist, Komm jetzt mit nach dem Lager! Wir wollen uns beeilen, mit den Finders fertig zu werden. Es ist besser, sie nicht lange warten zu lassen.«

      Es ging wieder dem Feuer entgegen. Dem Scout kehrte infolge der Schmerzen, welche das auf der Erde schleifen verursachte, die Besinnung zurück. Er begann zu wimmern, doch wurde nicht darauf geachtet, bis das Lager erreicht worden war. Dort raffte er sich langsam auf. Der Lasso war ihm um die Hände gebunden, unter den Armen hindurchgeschlungen und dann an den Sattel befestigt worden. Es läßt sich leicht denken, wie er empfangen wurde. Er starrte finster vor sich nieder und beantwortete kein an ihn gerichtetes Wort. Ebenso schweigsam verhielt sich Schi-So zu dem Lobe, welches ihm von allen Seiten gebracht wurde. Er ging ganz still davon, konnte es aber doch nicht verhindern, daß Frau Rosalie ihn sehr fest beim Arme ergriff und fragte:

      »Herr Schi-So, haben Se vielleicht eenmal die Geschichte von der verzauberten Prinzessin gelesen?«

      »Welche?« antwortete er. »Es gibt sehr viele Geschichten, welche diesen Titel haben.«

      »Ich meene nämlich diejenigte Prinzessin, die in eenen Kirchturmknopf hineingezaubert war.«

      »Die kenne ich nicht.«

      »Der Kirchturm war hundertundelf Ellen hoch; darum mußte derjenige, der die Prinzessin erlösen wollte, hundertundelf Heldenthaten verrichten, uff jede Elle eene. Viele tausend Jahre hat das arme Wurm im Knopfe geschteckt, ohne daß es jemand nur bis zur dritten oder vierten Heldenthat gebracht hat, bis endlich een junger Rittersmann aus Schleswig-Holschteen kam und alle hundertundelf Heldenthaten, eene nach der andern, mit dem Schwerte um das Leben brachte. Da schprang der Kirchturmknopf uff und entzwee und die erlöste Prinzessin trat holdselig heraus, reichte dem Erretter die rechte Hand und führte ihn hinunter in die Sankristei.«

      »So!« lächelte Schi-So. »Und die Nutzanwendung dieser ebenso schönen wie rührenden Geschichte?«

      »Nutzanwendung? Was meenen Sie damit? Was soll das heeßen? Wenden Se den Nutzenwenigstens nich zu Ihrem Schaden an! Ich habe Ihnen von diesem Turmknopf erzählt, weil ich sehe, daß Sie ooch so een tapferer Schleswig-Holschteener sind.

      Gibt es bei den Indianern ooch verzauberte Prinzessinnen?«

      »Nein.«

      »Jammerschade! Ich gloob, Sie brächten’s ooch bis hundertundelf. Rechnen Sie uff meine Hochachtung und uff meine Dankbarkeet!«

      Sie wollte noch weiter sprechen, wurde aber von jemand fortgeschoben, der sich zwischen sie und ihn drängte. Es war der Kantor, welcher, seine Hand ergreifend, sagte:

      »Teurer Freund und junger Mann, Sie wissen, daß ich im Begriffe stehe, eine große Heldenoper zu komponieren?«

      »Ja; Sie haben uns das oft und wiederholt gesagt.«

      »Und daß diese Oper zwölf Akte haben wird?«

      »Ich glaube allerdings, daß es zwölf waren, von denen Sie sprachen.«

      »Schön! In welchem Akte wollen Sie erscheinen?«

      »Warum ich?«

      »Weil Sie ein Held sind, wie ich ihn für meine Komposition brauche. Sie werden auftreten, indem Sie den Verräter zu Pferde

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