Von Bagdad nach Stambul. Karl May
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Von Bagdad nach Stambul - Karl May страница 6
»Schöne Freundschaft das,« brummte er. »Sitze da, verstehe kein Wort! Denke, es soll mir erklärt werden! Da aber machte sich der Kerl aus dem Staube. Hm! Danke sehr!«
»Verzeiht, Sir! Euch hatte ich wahrhaftig vergessen!«
»Mich vergessen! Seid Ihr blind, oder bin ich nicht groß genug?«
»Na, in die Augen fallt Ihr schon, besonders seit Ihr den Leuchtturm im Gesichte habt. Also was wollt Ihr wissen?«
»Alles! Uebrigens mit dem Leuchtturme, das laßt sein, Master! Was habt Ihr denn mit diesem Scheik oder Khan besprochen?«
Ich erklärte es ihm.
»Well, das ist günstig. Nicht?«
»Ja. Drei Tage lang sicher sein oder nicht, das ist ein Unterschied.«
»Ihr habt also gesagt: nach Bagdad? Meint Ihr das wirklich, Master?«
»Es wäre mir allerdings das Liebste, aber es geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Wir müssen zu den Haddedihn zurück, denn Ihr habt Eure Diener noch dort, und sodann fällt es mir auch sehr schwer, mich von Halef zu trennen. Wenigstens verlasse ich ihn nicht eher, als bis ich ihn gesund und sicher bei seinem jungen Weibe weiß.«
»Richtig! Yes! Braver Kerl! Zehntausend Pfund wert. Well! Möchte auch sonst gern wieder hin.«
»Warum?«
»Wegen Fowling-bulls.«
»Oh, Altertümer sind in der Nähe von Bagdad auch zu finden; zum Beispiel in den Ruinen bei Hilla. Dort hat Babylon gestanden, und es gibt da Trümmerfelder von einem Umkreise von mehreren geographischen Meilen, obgleich Babylon nicht so groß gewesen ist, wie Niniveh.«
»Oh! Ah! Hinreiten! Nach Hillah! Nicht?«
»Darüber läßt sich noch nichts sagen. Die Hauptsache ist zunächst, daß wir den Tigris glücklich erreichen. Das Weitere wird sich dann finden.«
»Schön! Wir gehen aber hin! Yes! Well! Good night!«
»Gute Nacht!«
Der gute Lindsay dachte heute nicht, daß wir eher und unter ganz andern Umständen, als er jetzt meinte, nach jenen Gegenden kommen würden. Er wickelte sich in seine Decke und ließ bald ein lautes Schnarchen vernehmen. Auch ich schlief ein, gewahrte aber vorher, daß vier Männer von den Bejat sich zu Pferde setzten und fortritten.
Als ich erwachte, graute der Tag, und einzelne der Turkomanen waren bereits mit ihren Pferden beschäftigt. Halef, der auch schon munter war, hatte gleichfalls am Abend das Wegreiten der vier Bejat bemerkt und meldete es mir nun. Dann fragte er:
»Sihdi, warum senden sie Boten fort, wenn sie es ehrlich mit uns meinen?«
»Ich glaube nicht, daß diese vier just unsertwegen fortgeritten sind. Wir wären ja auch so schon vollständig in der Gewalt des Khan, wenn er Uebles gegen uns vorhätte. Sorge dich nicht, Halef!«
Ich dachte mir, daß die Reiter wegen der Gefährlichkeit der Gegend als Kundschafter vorausgeschickt worden seien, und hatte damit auch wirklich das Richtige getroffen, wie ich auf meine Erkundigung von Heider Mirlam selbst erfuhr.
Nach einem sehr schmalen Frühstück, welches nur aus einigen Datteln bestand, brachen wir auf. Der Khan hatte seine Leute in einzelne Trupps geteilt, welche sich in Abständen von einer Viertelstunde folgten. Er war ein kluger, vorsichtiger Mann, der für die Sicherheit der Seinen nach besten Kräften sorgte.
Wir ritten ohne Rast bis Mittag. Als die Sonne am höchsten stand, machten wir Halt, um unsern Pferden die nötige Ruhe zu gönnen. Wir waren während unseres Rittes auf keinen einzigen Menschen gestoßen und hatten an gewissen Stellen, an Büschen, Bäumen oder am Boden Zeichen der vier vorausgesandten Reiter gefunden, welche uns dadurch die Richtung angaben, der wir folgen mußten.
Diese Richtung war mir rätselhaft. Von unserm gestrigen Ruheplatze aus hatte Sinna im Südosten gelegen, aber anstatt infolgedessen diese Richtung einzuhalten, waren wir fast ganz genau nach Süd geritten.
»Du wolltest zu den Dschiaf?« erinnerte ich den Khan.
»Ja.«
»Dieser wandernde Stamm befindet sich jetzt in der Gegend von Sinna?«
»Ja.«
»Aber wenn wir so fortreiten, kommen wir nie nach Sinna, sondern nach Banna oder gar Nweizgieh!«
»Willst du sicher reisen, Herr?«
»Das versteht sich!«
»Wir auch. Und aus diesem Grunde ist es geraten, daß wir die feindlichen Stämme umgehen. Wir werden noch bis heut abend sehr scharf zu reiten haben und dann können wir uns ausruhen; denn wir müssen morgen erwarten, daß der Weg nach Ost frei wird.«
Diese Erklärung wollte mir nicht ganz einleuchten; aber es war mir nicht möglich, seine Gründe zu widerlegen, und so schwieg ich.
Nach einer zweistündigen Ruhe brachen wir wieder auf. Unser Ritt war ein sehr scharfer, und ich bemerkte, daß er uns oft im Zickzack führte; es hatte also viele Punkte gegeben, von denen uns die vier Kundschafter fernhalten wollten.
Gegen Abend mußten wir eine hohlwegähnliche Vertiefung durchreiten. Ich befand mich an der Seite des Khans, der bei der vordersten Abteilung war. Wir hatten diese Stelle fast zurückgelegt, als wir auf einen Reiter trafen, dessen bestürztes Gesicht uns verriet, daß er nicht gedacht hatte, hier an diesem Orte Fremden zu begegnen. Er drängte sein Pferd zur Seite, senkte die Lanze und grüßte:
»Sallam!«
»Sallam!« antwortete der Khan. »Wohin geht dein Weg?«
»In den Wald. Ich will mir ein Bergschaf[13] erjagen.«
»Zu welchem Stamme gehörst du?«
»Ich bin ein Bebbeh.«
»Wohnest du, oder wanderst du?«
»Wir wohnen zur Zeit des Winters; im Sommer aber führen wir unsere Herden zur Weide.«
»Wo wohnest du im Winter?«
»In Nweizgieh. Im Südost von hier. In einer Stunde kannst du es erreichen. Meine Gefährten werden euch gern willkommen heißen.«
»Wie viel Männer seid ihr?«
»Vierzig, und bei andern Herden sind noch mehr.«
»Gib mir deine Lanze!«
»Warum?« fragte der Mann erstaunt.
»Und deine Flinte!«
»Warum?«
»Und dein Messer! Du bist mein Gefangener!«
»Maschallah!«
Dieses Wort war ein
13
Reh.