Das höllische Automobil: Novellen. Otto Julius Bierbaum

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das höllische Automobil: Novellen - Otto Julius Bierbaum страница 4

Das höllische Automobil: Novellen - Otto Julius Bierbaum

Скачать книгу

fetten Braten,“ sagte Frechdachs und sah dabei den Doktor an, der in der Tat sehr fett war.

      Als sie in die Nähe des Waldes kamen, wo der Riese wohnte, wurde es dem Doktor unheimlich zumute.

      ”Das ist ja der wilde Wald, wo der Menschenfresser haust,“ rief er; ”bist du wahnsinnig, daß du mich dorthin führst?“

      ”Wieso denn,“ sagte Frechdachs, ”es ist ja der Menschenfresser, dem Sie etwas eingeben sollen, weil er Bauchweh hat.“

      ”Um Gottes willen,“ schrie der Doktor, ”was soll ich denn dem Riesen eingeben?“

      ”Sich selber sollen Sie ihm eingeben, denn Sie stecken ja voll von Medizin,“ sagte Frechdachs.

      ”Nein, nein, nein, das will ich nicht,“ rief der Doktor; ”ich muß zu einer alten Frau, die im Sterben liegt. Umkehren, Kutscher, umkehren!“

      ”Das hättest du früher sagen sollen, alter Schuft,“ rief Frechdachs, schlug dem Doktor den Schädel ein, legte ihn quer vor sich auf den Sattel und galoppierte davon, ehe der Kutscher seinem Herrn hätte zu Hilfe kommen können.

      Auch mit dieser Leistung war Rumbo sehr zufrieden, zumal der Doktor in der Tat sehr pikant nach Karbol, Jodoform und anderen Medizinen schmeckte.

      ”Du bist ein verflixter Kerl, Frechdachs,“ sagte er, ”und verstehst Abwechslung in meinen Nachtisch zu bringen. – Was gibt's denn nächsten Sonntag?“

      ”Einen Pfarrer,“ antwortete Frechdachs.

      ”Ah,“ schmunzelte Rumbo, ”einen Pfarrer! Das ist eine ganz herrliche Idee! Such aber einen recht fetten aus, ja?“

      ”Ich weiß schon einen,“ sagte Frechdachs, und dachte an den, der ihm in der Christenlehre immer so heftig ins Gewissen geredet hatte, weshalb er ihn aufrichtig haßte. Ging also zu ihm und sprach: ”Lieber Herr Pfarrer, ich soll Euch zu einer Gastmahlzeit bei meinem Herrn, dem reichen Gutsbesitzer Jörg Maulvoll, einladen für nächsten Sonntag. Mein Herr würde glücklich sein, einen so heiligen Mann nach Verdienst mit den herrlichsten Speisen und Weinen zu bewirten.“

      Und fügte noch viele grobe Schmeicheleien und Erzählungen hinzu, was für schöne und gute Dinge es geben werde.

      Der Pfarrer war aber wirklich ein frommer Mann und sprach: ”Am Sonntag habe ich keine Zeit, viel zu essen und zu trinken, da muß ich meine Predigt halten. Komm du in meine Predigt, Bursche, und dein Herr auch, das ist meine Einladung. Leb wohl!“

      ’Au weh,‘ dachte sich Frechdachs, ’bei dem bin ich schief angekommen. Wenn die Pfarrer alle so sind, kann sich Rumbo den Mund wischen.‘

      Es waren aber nicht alle so. Schon beim nächsten glückte es.

      ”So,“ sagte der, ”gefüllten Truthahn, eingemachte Hammelnieren, Erdbeeren mit Schlagrahm, Apfelsinentorte und Muskatwein? Hm, hm! Und Herr Maulvoll ist ein Mann, der einen heiligen Lebenswandel schätzt? Gut. Gut. Ich komme. Ich komme gleich mit.“

      Während er sich reisefertig machte, kam ein Bote und meldete, daß ein armer Taglöhner am Sterben sei und gerne noch mit dem Herrn Pfarrer beten wolle.

      ”Ich habe eine wichtige Abhaltung,“ sagte der Pfarrer; ”so schnell stirbt sich's nicht; er soll bis morgen warten.“

      ’Du wirst gleich sehen, wie schnell sich's stirbt,‘ dachte sich Frechdachs, half dem dicken Pfarrer in die Kutsche, setzte sich auf den Bock und fuhr los. Die Pferde liefen wie der Wind, die Kutsche sprang und tanzte nur so über Stock und Stein.

      ”Nicht so schnell, nicht so schnell,“ rief der Pfarrer; ”das Essen wird mir nicht bekommen, wenn ich so durchgerüttelt werde.“

      ”Aber mürbe wirst du werden!“ rief Frechdachs.

      ”Mürbe? Wieso? Was heißt das?“ keuchte der Pfarrer.

      ”Das heißt, daß du ein zäher Heuchler bist. Hü! Rappen! Hü! Rumbo hat Hunger.“

      ”O Gott! O Gott! O Gott!“ stöhnte der Pfarrer. ”Der Teufel sitzt auf dem Bocke.“

      ”Nein, des Teufels Küster sitzt in der Kutsche,“ sagte Frechdachs, kehrte die Peitsche um und schlug mit dem dicken Ende den schlechten Pfarrer tot.

      Wie Rumbo diesen dicken Mann sah, lief ihm das Wasser im Munde zusammen, und er wollte sich gleich über ihn hermachen.

      ”Nein, Meister Rumbo, damit wollen wir noch ein bißchen warten,“ sagte Frechdachs. ”Ich habe mir einen herrlichen Spaß ausgedacht. Den Pfarrer soll der Teufel verspeisen, Ihr aber den Teufel!“

      ”Du bist selber des Teufels!“ rief Rumbo. ”Wo denkst du hin! Der Teufel ist stärker als ich.“

      ”Ja, wenn er keinen Pfarrer im Leibe hat. Von dem da aber kriegt er das Bauchgrimmen von wegen der Geweihtheit, und dann werden wir seiner fix Herr.“

      ”Hm. Das läßt sich hören. Wie willst du aber den Teufel herbekommen?“

      ”Das laßt nur meine Sorge sein!“

      Frechdachs, wie ihr wohl schon bemerkt habt, verstand sich auf Teufeleien, und so ist es kein Wunder, daß er sich auch auf den Charakter des Teufels und seiner Großmutter verstand.

      Er ging zu einer Felsenspalte, wo, wie er wußte, der Teufel oft herauskam, Kienäpfel zu suchen, die er zur Heizung der Hölle brauchte.

      ”He,“ rief er da, ”Herr Baron! Herr Baron!“

      ”We…we…wer ruft denn da?“ meckerte es aus der Felsenspalte. ”Mein Enkel hat keine Zeit. Er macht sich eine Klaviatur aus Geizhalsknochen.“

      ”Ah,“ rief Frechdachs, ”hochwohlgeboren die Frau Teufelin-Großmutter! Nein, was für eine schöne Stimme! Sie sollten die Königin der Nacht singen! Ich hab' mein Lebtag keinen solchen Sopran gehört.“

      Des Teufels Großmutter hatte ein Gefühl, als würde sie mit altem Dachsfett eingerieben, so angenehm fuhr ihr diese Schmeichelei über die runzelige Haut. Sie erschien sofort in der Spalte.

      Jeder andere Mensch würde vor ihrer Häßlichkeit in Ohnmacht gesunken sein. – Ihre Nase war ein Schweinsrüssel; ihr Mund eine grüne gezackte Furche, die von Ohr zu Ohr reichte; ihre Ohren aber waren zwei alte, feuchte graugelbe Waschlappen. Von Zähnen hatte sie nur zweie, die aber standen wie die Hauer einer Wildsau krumm empor, ganz braun, und der eine wackelte. Ihre Augen saßen wie Krebsaugen an Stielen und waren gelb und fransig wie Pfifferlinge. Anstatt Haaren hatte sie graugrüne Tannenflechten, die mit schmutzigem Harz verklebt waren. Zwei gräßliche braune, mit gelben Adern überzogene Kröpfe baumelten ihr wie große Flaschenkürbisse am Halse. Als Kleidung trug sie lederne Hosen und eine Jacke aus demselben Stoffe, beides Stücke der Ausrüstung eines eben in der Hölle angekommenen Automobilisten, der als Klecks an einer Gartenmauer geendet hatte, nachdem unter seinem Mordwagen zwanzig Menschen umgekommen waren. Auch die Lärmtrompete dieses Straßenmörders trug sie am Gürtel, und es machte ihr Spaß, zuweilen auf den Gummiball zu drücken, daß es nur so tutete.

      ”Frau Baronin beherrschen auch noch dieses modernste aller Musikinstrumente?“ rief Frechdachs, den ihre Erscheinung durchaus nicht außer Fassung gebracht hatte. ”Nein, wie talentvoll Sie sind! Und wie Sie aussehen! Wie Sie aussehen! Die ewige Jugend! Wirklich, es ist ein Verbrechen, daß Sie sich der Bühne entziehen!“

      Des

Скачать книгу