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Ich frag ihn, was er will. – Rieft Ihr uns, Herr? —
Herr, Ihr habt brav gekämpft und mehre noch
Besiegt als Eure Feinde.
Komm doch, Mühmchen.
Ich komme schon. Lebt wohl!
(Rosalinde und Celia ab.)
Welch ein Gefühl belastet meine Zunge?
Ich kann nicht reden, lud sie gleich mich ein.
(Le Beau kommt.)
Armer Orlando! du bist überwältigt,
Charles oder etwas Schwächers siegt dir ob.
Mein guter Herr, ich rat aus Freundschaft Euch
Verlaßt den Ort; wiewohl Ihr hohen Preis
Euch habt erworben, Lieb und echten Beifall,
So steht doch so des Herzogs Stimmung jetzt,
Daß er mißdeutet, was Ihr nun getan.
Der Fürst ist launisch; was er ist, in Wahrheit,
Ziemt besser Euch zu sehn, als mir zu sagen.
Ich dank Euch, Herr, und bitt Euch, sagt mir dies:
Wer war des Herzogs Tochter von den beiden,
Die hier beim Ringen waren?
Von beiden keine, wenn's nach Sitten gilt;
Doch wirklich ist die kleinste seine Tochter,
Die andre, Tochter des verbannten Herzogs,
Von ihrem Oheim hier zurückbehalten
Zu seiner Tochter Umgang; ihre Liebe
Ist zärtlicher als schwesterliche Bande.
Doch sag ich Euch: seit kurzem hegt der Herzog
Unwillen gegen seine holde Nichte,
Der auf die Ursach bloß gegründet ist,
Daß sie die Welt um ihre Gaben preist
Und sie beklagt um ihres Vaters willen;
Und, auf mein Wort, sein Ingrimm auf das Fräulein
Bricht einmal plötzlich los. – Lebt wohl, mein Herr!
Dereinst in einer bessern Welt als diese
Wünsch ich mir mehr von Eurer Lieb und Umgang.
Ich bleib Euch sehr verbunden; lebet wohl!
(Le Beau ab.)
So muß ich aus dem Dampf in die Erstickung,
Von Herzogs Druck in Bruders Unterdrückung. —
Doch Engel Rosalinde! —
(Ab.)
Dritte Szene
Ein Zimmer im Palast
(Celia und Rosalinde treten auf)
Ei, Mühmchen! ei, Rosalinde! Cupido sei uns gnädig, nicht ein
Wort?
Nicht eins, das man einem Hunde vorwerfen könnte.
Celia. Nein, deine Worte sind zu kostbar, um sie den Hunden vorzuwerfen; wirf mir einige zu. Komm, lähme mich mit Vernunftgründen.
Rosalinde. Da wär es um zwei Muhmen geschehen, wenn die eine mit Gründen gelähmt würde und die andre unklug ohne Grund.
Aber ist das alles um deinen Vater?
Rosalinde. Nein, etwas davon ist um meines Vaters Kind. O wie voll Disteln ist diese Werktagswelt!
Celia. Es sind nur Kletten, Liebe, die dir bei einem Festtagsspaß angeworfen werden. Wenn wir nicht in gebahnten Wegen gehen, so haschen unsre eigenen Röcke sie auf.
Vom Rocke könnt ich sie abschütteln; diese Kletten stecken mir im
Herzen.
Huste sie weg.
Das wollte ich wohl tun, wenn ich ihn herbeihusten könnte.
Ei was! ringe mit deinen Neigungen.
Ach, sie nehmen die Partei eines bessern Ringers, als ich bin.
Celia. Helfe dir der Himmel! Du wirst dich zu seiner Zeit mit ihm messen, gilt es auch eine Niederlage. – Doch laß uns diese Scherze abdanken und in vollem Ernste sprechen. Ist es möglich, daß du mit einem Male in eine so gewaltige Zuneigung zu des alten Herrn Roland jüngstem Sohn verfallen konntest?
Der Herzog, mein Vater, liebte seinen Vater über alles.
Folgt daraus, daß du seinen Sohn über alles lieben mußt? Nach
dieser Folgerung müßte ich ihn hassen, denn mein Vater haßt seinen
Vater über alles, und doch hasse ich den Orlando nicht.
Nein gewiß, hasse ihn nicht, um meinetwillen!
Warum sollte ich? verdient er nicht alles Gute?
(Herzog Friedrich kommt mit Herren vom Hofe.)
Um deswillen laß mich ihn lieben, und liebe du ihn, weil ich es tue.
– Sieh, da kommt der Herzog.
Die Augen voller Zorn.
Fräulein, in schnellster Eile schickt Euch an und weicht von unserm
Hof.
Ich, Oheim?
Ja, Ihr, Nichte.
Wenn in zehn Tagen du gefunden wirst
Von unserm Hofe binnen zwanzig Meilen,
Bist du des Todes.
Ich ersuch Eur Gnaden,
Gebt mir die Kenntnis meines Fehlers mit.
Wenn ich Verkehr pfleg mit dem eignen Selbst,
Ja irgend meine eignen Wünsche kenne,
Wenn ich nicht träum und nicht von Sinnen bin,
Wie ich nicht hoffe: nie, mein werter Oheim,
Selbst nicht mit ungeborenen Gedanken
Beleidigt ich Eur Hoheit.
So sprechen stets Verräter;
Beständ in Worten ihre Reinigung,
So sind sie schuldlos