Die Piccolomini. Friedrich von Schiller
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Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde.
Nicht für den Kaiser, wohl die Hälfte kam
Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber,
Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend
Wie unterm Löwen und den Lilien.
Doch alle führt an gleich gewalt'gem Zügel
Ein einziger, durch gleiche Lieb' und Furcht
Zu einem Volke sie zusammenbindend.
Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell,
Geleitet an der Wetterstange, läuft,
Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten,
Der an die Dünen branden hört den Belt,
Der in der Etsch fruchtbare Täler sieht,
Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus
Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.
Was ist der langen Rede kurzer Sinn?
Daß der Respekt, die Neigung, das Vertraun,
Das uns dem Friedland unterwürfig macht,
Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt,
Den uns der Hof aus Wien herübersendet.
Und ist in treuem Angedenken noch,
Wie das Kommando kam in Friedlands Hände.
War's etwa kaiserliche Majestät,
Die ein gemachtes Heer ihm übergab,
Den Führer nur gesucht zu ihren Truppen?
– Noch gar nicht war das Heer. Erschaffen erst
Mußt' es der Friedland, er empfing es nicht,
Er gab's dem Kaiser! Von dem Kaiser nicht
Erhielten wir den Wallenstein zum Feldherrn.
So ist es nicht, so nicht! Vom Wallenstein
Erhielten wir den Kaiser erst zum Herrn,
Er knüpft uns, er allein, an diese Fahnen.
Es ist nur zur Erinnerung, Herr Kriegsrat,
Daß Sie im Lager sind und unter Kriegern. -
Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. -
Vermöcht' er keck zu handeln, dürft' er nicht
Keck reden auch? – Eins geht ins andre drein. -
Die Kühnheit dieses würd'gen Offiziers,
(auf Buttlern zeigend)
Die jetzt in ihrem Ziel sich nur vergriff,
Erhielt, wo nichts als Kühnheit retten konnte,
Bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung
Dem Kaiser seine Hauptstadt Prag.
(Man hört von fern eine Kriegsmusik)
Das sind sie!
Die Wachen salutieren – Dies Signal
Bedeutet uns, die Fürstin sei herein.
So ist auch mein Sohn Max zurück. Er hat sie
Aus Kärnten abgeholt und hergeleitet.
Gehn wir zusammen hin, sie zu begrüßen?
Wohl! Laßt uns gehen. Oberst Buttler, kommt!
(zum Octavio.)
Erinnert Euch, daß wir vor Mittag noch
Mit diesem Herrn beim Fürsten uns begegnen.
Dritter Auftritt
Octavio und Questenberg, die zurückbleiben.
Was hab ich hören müssen, Gen'ralleutnant!
Welch zügelloser Trotz! Was für Begriffe!
– Wenn dieser Geist der allgemeine ist —
Drei Viertel der Armee vernahmen Sie.
Weh uns! Wo dann ein zweites Heer gleich finden,
Um dieses zu bewachen! – Dieser Illo, fürcht ich,
Denkt noch viel schlimmer, als er spricht. Auch dieser Buttler
Kann seine böse Meinung nicht verbergen.
Empfindlichkeit – gereizter Stolz – nichts weiter! -
Diesen Buttler geb ich noch nicht auf; ich weiß,
Wie dieser böse Geist zu bannen ist.
Nein! das ist schlimmer, oh! viel schlimmer, Freund!
Als wir's in Wien uns hatten träumen lassen.
Wie sahen's nur mit Höflingsaugen an,
Die von dem Glanz des Throns geblendet waren;
Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn,
Den allvermögenden, in seinem Lager.
Hier ist's ganz anders!
Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser!
Der Gang, den ich an Ihrer Seite jetzt
Durchs Lager tat, schlägt meine Hoffnung nieder.
Sie sehn nun selbst, welch ein gefährlich Amt
Es ist, das Sie vom Hof mir überbrachten —
Wie mißlich die Person, die ich hier spiele.
Der leiseste Verdacht des Generals,
Er würde Freiheit mir und Leben kosten
Und sein verwegenes Beginnen nur
Beschleunigen.
Wo war die Überlegung,
Als wir dem Rasenden das Schwert vertraut
Und solche Macht gelegt in solche Hand!
Zu stark für dieses schlimmverwahrte Herz
War