Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке. Эрих Мария Ремарк

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Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке - Эрих Мария Ремарк Moderne Prosa

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es kippte auch.

      „Heftig, heftig”, sagte Alfons und schlurfte zur Theke zurück.

      „Schmeckt Ihnen der Korn?” fragte ich.

      Sie schüttelte sich. „Etwas kräftig. Aber ich kann mich doch vor Alfons nicht blamieren.”

      Die Schweinerippchen hatten es in sich. Ich aß zwei große Portionen und auch Patrice Hollmann aß bedeutend mehr, als ich ihr zugetraut hatte. Ich fand es großartig, dass sie so gut mitmachte und sich so ohne weiteres in das Lokal fand. Sie trank auch ohne Ziererei noch einen zweiten Korn mit Alfons.

      Der zwinkerte mir heimlich zu, er fände die Sache richtig. Und Alfons war ein Kenner. Nicht gerade in Bezug auf Schönheit und Kultur, – wohl aber in Bezug auf Kern und Gehalt.

      „Wenn Sie Glück haben, lernen Sie Alfons in seiner menschlichen Schwäche kennen”, sagte ich.

      „Das möchte ich mal”, erwiderte sie. „Er sieht aus, als hätte er keine.”

      „Doch!” Ich zeigte auf einen Tisch neben der Theke. „Da – ”

      „Was? Das Grammophon?”

      „Nicht das Grammophon. Chorgesang! Alfons hat eine Schwäche für Chorgesang. Keine Tänze, keine klassische Musik, – nur Chöre: Männerchöre, gemischte Chöre, – alles, was da an Platten liegt, sind Chöre. Da, sehen Sie, er kommt.”

      „Geschmeckt?” fragte Alfons.

      „Wie bei Muttern[60]”, erwiderte ich.

      „Die Dame auch?”

      „Die besten Schweinerippchen meines Lebens”, erklärte die Dame kühn.

      Alfons nickte befriedigt. „Spiele euch jetzt mal meine neue Platte vor. Werdet staunen.”

      Er ging zum Grammophon. Die Nadel kratzte und machtvoll erhob sich ein Männerchor, der mit gewaltigen Stimmen das „Schweigen im Walde” sang. Es war ein verflucht lautes Schweigen.

      Vom ersten Takt an wurde alles im Lokal still. Alfons konnte gefährlich werden, wenn jemand keine Andacht zeigte. Er stand an der Theke, die haarigen Arme aufgestützt. Sein Gesicht veränderte sich unter der Macht der Musik. Ghorgesang hatte eine unbeschreibliche Gewalt über ihn.

      Die Platte lief aus. Alfons kam heran.

      „Wunderbar”, sagte ich.

      „Besonders der erste Tenor”, ergänzte Patrice Hollmann.

      „Richtig”, meinte Alfons und wurde zum ersten Male lebhafter. „Sie verstehen was davon! Der erste Tenor ist ganz große Klasse.”

      Wir verabschiedeten uns von ihm. „Grüßt Gottfried”, sagte er. „Soll sich mal wieder sehen lassen.”

      Wir standen auf der Straße.

      Patrice Hollmann schauerte ein wenig.

      „Im Cadillac ist es warm”, sagte ich. „Zur Vorsicht habe ich auch eine Decke mitgebracht.”

      Ich half ihr in den Wagen und legte ihr die Decke über die Knie. Sie zog sie höher hinauf. „Herrlich! So ist es wunderbar. Kälte macht traurig.”

      Ich ließ den Motor an und wir fuhren langsam und planlos durch die Stadt. Es war die Zeit, wo der Abendverkehr am stärksten ist. Wir glitten fast unhörbar hindurch, so leise summte die Maschine. Es war, als sei der Wagen ein Schiff, das lautlos über die bunten Kanäle des Lebens trieb.

      Wir kamen in die ruhigen Straßen der Vororte. Der Wind wurde stärker. Er schien die Nacht vor sich her zu treiben. An einem großen Platz, um den rundherum kleine Häuser in kleinen Gärten schliefen, hielt ich den Wagen an.

      Patrice Hollmann machte eine Bewegung, als erwache sie.

      „Schön ist das”, sagte sie nach einer Weile. „Wenn ich einen Wagen hätte, würde ich jeden Abend so langsam herumfahren. Es hat etwas Unwirkliches, so lautlos überall vorüberzugleiten. Man ist wach und träumt zur selben Zeit. Ich kann mir denken, dass man dann keine Menschen mehr brauchte abends – ”

      Ich zog ein Paket Zigaretten aus der Tasche. „Abends braucht man welche, was?”

      Sie nickte. „Abends schon. Das ist eine sonderbare Sache, wenn es dunkel wird.”

      Ich riss das Paket auf. „Es sind amerikanische Zigaretten. Mögen Sie die?”

      „Ja. Lieber als andere sogar.”

      Ich gab ihr Feuer. Einen Augenblick beleuchtete das warme, nahe Licht des Streichholzes ihr Gesicht und meine Hände und ich hatte plötzlich den verrückten Gedanken, als gehörten wir seit langem zusammen.

      VII

      Zwei Tage später kam Köster eilig aus der Bude. „Robby, dein Blumenthal hat telefoniert. Du sollst um elf mit dem Cadillac zu ihm kommen. Er will eine Probefahrt machen.”

      Ich schmiss Schraubenzieher und Engländer[61] hin. „Mensch, Otto – wenn das was würde!”

      „Was habe ich euch gesagt”, ließ sich Lenz aus der Grube unter dem Ford her vernehmen, „Er kommt wieder, habe ich gesagt. Immer auf Gottfried hören!”

      „Halt den Schnabel, die Situation ist ernst”, schrie ich herunter.

      „Otto, wie viel kann ich äußerst vom Preis nachlassen?”

      „Äußerst zweitausend. Alleräußerst zweitausendzweihundert. Wenns gar nicht anders geht, zweifünf. Wenn du siehst, dass du einen Wahnsinnigen vor dir hast, zweisechs. Aber sag ihm, dass wir ihn dann in alle Ewigkeit verfluchen werden.”

      „Gut.”

      Wir putzten den Wagen blitzblank. Ich stieg ein. Köster legte mir die Hand auf die Schulter. „Robby, bedenke, dass du als Soldat andere Sachen mitgemacht hast. Verteidige die Ehre unserer Werkstatt bis aufs Blut. Stirb stehend, die Hand an Blumenthals Brieftasche.”

      „Gemacht”, grinste ich.

      Lenz kramte eine Medaille aus der Tasche und hielt sie mir vors Gesicht. „Faß mein Amulett an, Robby!”

      „Meinetwegen.” Ich fasste zu.

      „Abrakadabra, großer Schiwa[62]”, betete Gottfried, „segne diese Memme mit Mut und Stärke! Halt, hier, noch besser, nimms mit! So, jetzt spuck noch dreimal aus.”

      „In Ordnung”, sagte ich, spuckte ihm vor die Füße und fuhr los, vorbei an Jupp, der aufgeregt mit dem Benzinschlauch salutierte.

      Unterwegs kaufte ich ein paar Nelken und dekorierte sie künstlerisch in den Kristallvasen des Wagens. Ich spekulierte damit auf Frau Blumenthal.

      Leider empfing mich Blumenthal in seinem Büro, nicht in der Wohnung. Ich musste eine Viertelstunde warten. Liebling, dachte ich, den Trick kenne ich, damit machst du mich nicht mürbe. Ich forschte im Vorzimmer eine hübsche Stenotypistin, die ich mit der Nelke aus meinem Knopfloch bestach, über das Geschäft aus. Trikotagen,

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<p>60</p>

wie bei Muttern (разг.) – как дома, как у матери

<p>61</p>

Engländer m – гаечный ключ

<p>62</p>

Abrakadabra n – этим словом обозначают бессмыслицу; в старину ему приписывалась магическая сила. Ленц произносит это слово и упоминает одного из богов индуизма Шиву как заклинание, чтобы Роберту удалось продать кадиллак.