Вопросы телезрителей. Александр Снегирёв
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Leckerli
„Lassen Sie ihre Hunde ruhig los.“
„Nein. Das tue ich lieber nicht. Die sind im Erstkontakt etwas schwierig.“
„Das macht nichts. Meiner kann dann endlich mal sehen, wie das ist.“
„Aha. Die Lektion müsste ich Ihnen aber berechnen.“
„…?“
Schafft Deutschland sich wirklich ab oder war Winnetou doch kein Indianer?
Ein fröhlicher Frühlings-Sonnen-Sonntag lockt mich und meine Hündin raus in die weite Welt der Pankower Grünanlagen. Heute lassen wir das Auto mal stehen und genießen die nähere Umgebung. Es ist noch früh am Morgen und wir hegen die Hoffnung, wenige Familien mit kleinen Kindern und Präventiv-Alle-Hunde-Sind-Kampfhunde-Trauma zu treffen.
Stattdessen treffen wir unterwegs Doreen mit ihrem Vierbeiner, einem dicken Kumpel meiner Hündin. Gemeinsam setzen wir den Weg Richtung Bürgerpark fort, gut gelaunt und fröhlich schnatternd, wie es sich für anständige Hundebesitzerinnen an einem sonnigen Sonntag gehört. Im Bürgerpark angekommen, toben unsere Fellpfoten erst einmal ordentlich über das satte Grün der Wiese. Eigentlich wollen wir noch weiterziehen in die Schönholzer Heide, aber lassen wir die Beiden doch erst einmal toben und schauen mit einem verzückten Lächeln dabei zu.
Nach wenigen Minuten gesellt sich ein älterer Herr mit seinem Rüden zu uns auf die Wiese und setzt auch gleich mit dem Ballspiel ein. Doreen und ich schauen uns an; Augenbrauen hoch, Mundwinkel nach unten, Augen verdreht. Wir verstehen uns. Klarer Fall von Balljunkie. Dieser Hund wird, ein Hoch auf unsere Vorurteile, einige Zeit damit verbringen, seinem Beuteverhalten zu frönen und dem Ball hinterher zu hecheln. Und Herrchen wird – stolz wie Bolle – zehn, 20, 30, 50 mal den Ball werfen und sich freuen, was für einen ausgelasteten Hund er später wieder mit nach Hause bringen wird.
Aber da haben beide die Rechnung ohne Gioia gemacht. La Gioia, möchte man fast sagen, wenn man sieht, wie athletisch sie sich in die Flugbahn des Balles schraubt, diesen aus der Luft angelt, fest zwischen die Hauer nimmt und – ab damit.
Doreen und ich stehen inzwischen mit verschränkten Armen da und schauen als selbsternannte Sonntagmittaghundeflüsterer dem Ganzen amüsiert zu. Oh ja, wir sind stolz auf Gioa, mächtig stolz. Und weder Doreen noch ich kommen auch nur ansatzweise auf die Idee, ihr den Ball wieder abzunehmen. Warum denn auch? Zum einen, um allen Ungehorsamspeinlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Und zum anderen ist der Mann selber schuld. Kommt auf eine Wiese, auf der schon zwei Hunde toben und fängt mit dem Ballspiel an. Dass das Probleme gibt, das dürfte ja mal klar sein.
Das sieht der Herr allerdings zunächst einmal anders. Er hat offensichtlich extrem viel Hundeerfahrung sammeln dürfen im Laufe seines Lebens, das bereits deutlich länger andauert als unseres. Und das müsste sich auf jeden Fall bis zu Gioia herumgesprochen haben. Und wenn nicht, dann merkt das ein Hund ja offensichtlich sofort an Mimik und Gestik, woran er bei diesem Manne ist. Daher schreitet er auch sogleich strammen Schrittes auf Gioia zu und schmettert kurz vor ihr ein munteres „Aus!“ über die Wiese.
Wow!
Doreen und ich schauen uns an.
Noch unsicher, was das jetzt werden soll.
Gioia hingegen bleibt relativ unbeeindruckt, da sie weder Befehl noch Mann kennt. Dass sie aber den Ball behalten möchte, das weiß sie ziemlich genau und passt die letzte Sekunde ab, bevor die Hand des Mannes sich ums Bällchen im Mäulchen schließen kann und rennt mit diesem in die andere Ecke der Wiese.
Mann gibt nicht so leicht auf und läuft energischen Schrittes hinterher. „Aus!“, tönt es von 100 Metern auf 9 Uhr.
Gioia legt den Kopf schief, grinst, lässt die Zunge heraushängen und wiegt den Gegner kurz in Sicherheit. Aber schon Sekunden später ist sie wieder mit dem Ball auf und davon.
Der Mann schreitet hinterher, ach was, er rennt geradezu. Ich sehe Doreen fragend an.
„Wir sind weit und breit die einzigen Menschen hier auf der Wiese weit und breit. Wir haben jeder eine Hundeleine in der Hand. Da liegt doch die Vermutung nahe, dass das unsere Hunde sein können. Oder?“
„Jawoll!“
„Warum spricht der Mann nicht mit uns?“
„Keine Ahnung!“
„Aha.“
„Der will das offensichtlich alleine schaffen!“
„Na gut!“
Um ein langes Drama abzukürzen, es ging noch einige Male hin und her, denn wer es einst mit dem Panzer bis nach Stalingrad geschafft hat, der wird vor einem lausigen Vierbeiner nicht klein beigeben. Die Aggressivität des Mannes stieg dabei exponential zu Gioias Sprintstärke.
Als guter Rudelführer sah ich mich irgendwann genötigt, meinen Hund vor den speichelzersetzten Befehlen des Mannes zu schützen und stoppte diesen mit einer leichten Berührung an seinem Arm und dem Satz „Entschuldigen Sie, das ist mein Hund. Vielleicht kann ich Ihnen ja…“.
Weiter kam ich nicht. Der Mann schlug meinen Arm weg, als hätte ich ihn durch bloße Berührung verbrannt. Mit wutverzerrtem Gesicht quetschte er folgenden Satz durch die Dritten: „Ach Du, lass mich. Du bist doch auch nur so ein Mischblut!“ (Meine Wurzeln liegen zu 25 % in Amerika, in Afro-Amerika, um genau zu sein. Anm. d. Red.)
Stille.
Stille.
Immer noch Stille.
Ich starrte Doreen an. Doreen starrte mich an.
Und dann spürte ich es.
In mir.
Ein Schrei machte sich breit.
Worte formten sich in meinem Kopf.
Stiegen langsam vom Bauchraum in das Zwerchfell und weiter am Kehlkopf entlang in die Mundhöhle. In mir schrie es ‚NEIN! Ich bin kein Mischblut. Ich bin ein MUGGEL!‘
Heraus kam allerdings ein munteres „Heil Hitler!“ gefolgt von einer adäquaten Bewegung meines rechten Arms.
Schließlich haben wir Mischblüter über Jahre gelernt, uns ratz fatz den äußeren Umständen anzupassen. Sonst hätten wir nie so lange überleben können. Charles Darwin. Survival of the fittest.
Das funktioniert bei den menschlichen Mischblütern