Das Vermachtnis des Inka. Karl May

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Das Vermachtnis des Inka - Karl May

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– Va – ter – Ja – gu – ar?« fragte der Ältere, indem er die einzelnen Silben weit auseinander dehnte. »Der also ist der Vater Jaguar! Der!«

      »So kennst du ihn?«

      »Und ob ich ihn kenne! Also so lange Jahre habe ich mich gesehnt, den Vater Jaguar zu sehen, und der Zufall, oder vielmehr mein gutes Glück hat mir diesen Wunsch stets versagt. Und nun ich ihn sehe, glücklicherweise ohne daß er mich sieht, muß ich erfahren, daß es dieser – dieser – dieser ist! Welch eine Neuigkeit! Welch eine Erfahrung, die ich da mache!«

      Er flüsterte diese Worte abgebrochen, lang gedehnt und doch wie abwesend. Antonio Perillo konnte sich dieses Verhalten seines Gefährten nicht erklären; darum fragte er:

      »Was ist's denn mit dir? Wie redest du? Wer ist er denn?«

      »Wer er ist, das will ich dir sagen; du kennst ja die Geschichte. Dieser Mann wurde bei den nordamerikanischen IndianernMetana Mu genannt.«

      »Dieses Wort verstehe ich nicht.«

      »Die englisch sprechenden Jäger, nennen ihn Lightning-hand

      »Auch Englisch verstehe ich nicht.«

      »So sollst du hören, daß er bei den spanisch redenden Mexikanern El Mano relampagueando hieß.«

      »Wie? Was? Ist das möglich?« fragte Perillo betroffen. »So ist er also der Bruder jenes – jenes – – den du damals – –?«

      »Ja, ja, jenes – – jenes – – den ich damals – –! Dieser Lightning-hand befindet sich schon so lange hier unter dem Namen des Vater Jaguar. Er ist also gleich darauf nach Argentinien gekommen. Er hat meine Fährte entdeckt und ist mir gefolgt, um den Tod seines Bruders zu rächen, hat mich aber nie getroffen, ebenso aus Zufall, wie ich ihn auch nie gesehen habe.«

      »So ist es; ja, so ist es; anders kann es nicht sein. Nimm dich in acht!«

      »Das werde ich. Nun ich die große Gefahr kenne, in welcher ich so lange geschwebt habe, ohne es zu ahnen, werde ich ihr in meiner Weise begegnen. Er sucht mich und hat mich nicht gefunden; ich aber habe ihn gefunden, ohne ihn zu suchen. Er wird mir nicht entkommen.«

      »Du willst ihn – – – ?«

      »Ja.«

      »Gerade wie seinen Bruder?«

      »Geradeso! Oder meinst du etwa, daß ich ihn leben lassen soll, um ihm in die Hände zu laufen? Übrigens was thut er hier bei diesem Bankier Salido, bei dem der kleine Rote wohnt, der sich wie ein Gaucho kleidet, ohne einer zu sein?«

      »Das ist allerdings ein Umstand, welcher auch mir auffällt.«

      »Sollten beide befreundet sein? Dieser Zwerg und dieser Riese? Sie müssen beide verschwinden. Willst du mir helfen?«

      »Frage nicht erst! Es versteht sich ganz von selbst, daß meine Hand, mein Messer und meine Kugel dir gehören. Wir sind verwandt und haben gleiche Interessen.«

      »So müssen wir zunächst erfahren, wo dieser Vater Jaguar wohnt. Horch!«

      Der Gerichtsbeamte entfernte sich zuerst. Er wiederholte zu Perillos Freude mit lauter Stimme, daß dieser unschuldig sei. Dann ging, nachdem er mit dem Bankier noch einige höfliche Worte gewechselt hatte, auch der Vater Jaguar mit seinen drei Gefährten.

      »Jetzt ihm nach!« flüsterte der Kamerad Perillos. »Wir müssen unbedingt erfahren, wo er sich aufhält. Lassen wir ihn also ja nicht aus den Augen!«

      Die Gigantochelonia

      Es war ungefähr vierzehn Tage später, als ein aus Rozario kommender Dampfer an der Landestelle von Santa Fe anlegte. Die Gehbretter wurden ausgeworfen, und die Passagiere beeilten sich, an das Land zu kommen. Am Ufer gingen mehrere Offiziere auf und ab, denen bei der Leblosigkeit der innern Stadt die Landung der Fremden ein willkommenes Schauspiel bot.

      Die letzten beiden an das Land Gehenden waren zwei kleine Gestalten, als Gauchos ganz in Rot gekleidet und zwar so ähnlich, daß man sie in Beziehung auf ihre Anzüge sehr leicht hätte verwechseln können. Sie trugen beide auch genau dieselben Waffen, nämlich jeder ein Gewehr, zwei Revolver, deren Griffe aus dem Gürtel blickten, und ein Messer. Als die Offiziere diese zwei Männer erblickten, schienen sie sehr überrascht zu sein. Einer von ihnen, ein Kapitän, sagte zu den andern:

      »Was ist das? Da kommt Coronel (Oberst) Glotino, und zwar verkleidet! Will er unerkannt bleiben, oder machen wir ihm die Honneurs?«

      »Warten wir ab, ob er uns beachtet,« meinte ein Oberlieutenant.

      Die beiden Roten kamen langsam näher und zwar gerade auf die Offiziere zu. Diese schlugen also die Füße sporenklirrend zusammen und erhoben die Hände zum Salut.

      »Buenos mañanas – guten Morgen!« dankte der kleine Gelehrte, denn dieser war es, indem er Zeig- und Mittelfinger seiner rechten Hand an die Hutkrempe legte. Sein Begleiter, Fritz Kiesewetter aus Stralau, that dasselbe. »Schönes Wetter heute, Señores. Nicht?«

      »Allerdings, mein Oberst,« antwortete der Hauptmann. »Euer Gnaden haben eine gute Fahrt gehabt. Werden der Herr Oberst heute hier bleiben?«

      »Vielleicht.«

      »Befehlen Euer Gnaden die Dienstwohnung?«

      »Ich befehle nichts.«

      »Ich verstehe,« nickte der Hauptmann verständnisinnig. »Aber die Wohnung steht trotzdem zur augenblicklichen Verfügung.«

      »Schön! Ich nehme sie gern an.«

      »Erlauben der Herr Oberst, Sie zu begleiten?«

      »Ich erlaube es gern, bin aber nicht Oberst.«

      »Zu Befehl! Wir begreifen! Diplomatische Sendung oder vielleicht auch gar private militärische Inspektion. Welchen Charakter dürfen wir Euer Gnaden erteilen?«

      »Sie meinen, welchen Namen? Ich bin Zoolog und heiße Doktor Morgenstern aus Jüterbogk.«

      »Ganz recht! Je fremder und unaussprechlicher die Namen, desto tiefer und undurchdringlicher ist das Inkognito. Und dieser Señor neben Euer Gnaden?«

      »Ist Fritz Kiesewetter, mein Diener, aus Stralau am Rummelsburger See.«

      »Das ist noch unaussprechlicher, also noch undurchdringlicher. Gestatten Euer Gnaden, nach dem Cuartel!«

      Die Gruppe setzte sich in Schritt, voran der Gelehrte, zu seiner Linken, respektvoll einen Schritt zurück, der Hauptmann, hinter ihnen Fritz Kiesewetter mit den andern Offizieren zu beiden Seiten.

      Das Cuartel von Santa Fé war ein noch aus der alten spanischen Zeit stammendes, mehrstöckiges Gebäude mit Turm. Die Fenster und selbst die Balkone waren mit starken Eisengittern versehen. Vor der Fassade dieses Gebäudes standen einige Kanonen; Soldaten standen oder saßen vor den Thüren, und zahlreiche Arrestanten schauten durch die vergitterten Fenster.

      »Sapperlot!« meinte der Gelehrte in deutscher Sprache zu seinem Diener. »Das ist ja ein Gefängnis. Hält man uns etwa für Räuber und Diebe, was der Lateiner einen Expilator und Vulturius nennt?«

      »Det jloobe

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