Das Vermachtnis des Inka. Karl May

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Das Vermachtnis des Inka - Karl May

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sie selbst sagen; meine Zunge ist nicht im stande, sie auszusprechen. Ich will lieber einem Elefanten alle beide Zähne ziehen, als mich an diesen beiden Namen vergreifen, welche mit Mor – Mor – und –Kies – Kies – anfangen und sodann mit Silben enden, welche mir höchst unbegreiflich sind.«

      Morgenstern nannte seinen und Fritzens Namen und wurde mit diesem nach dem Rancho geführt, welchen der Lieutenant bewohnte. Der letztere hatte schon einige Male nach ihnen ausgeschaut, da der Peon sein Versprechen wirklich gehalten und sie angemeldet hatte.

      Die Soldaten besaßen Pferde und Rinder, welche sie am Tage im Freien weiden ließen und abends in das Innere des Forts trieben. Die Rinder gehörten mit zur Verproviantierung des Ortes. Fleisch gab es also genug. Es wurde den Gästen so viel vorgelegt, daß diese es gar nicht zu bewältigen vermochten.

      Im Laufe der Unterhaltung bemerkte der Offizier gar bald, wes Geistes Kinder er vor sich hatte. Ein Mensch, der in die Pampas oder gar in den Gran Chaco ritt, um Knochen auszugraben, mußte seiner Ansicht nach wenn nicht ganz, so doch wenigstens halb wahnsinnig sein. Er sah ein, daß gegen diese Idee nichts zu machen sei; aber in Beziehung auf die Ausführung derselben wollte er denn doch einige Bemerkungen machen, welche er für notwendig hielt. Er sah, in welch unvollkommener Weise diese drei Männer ihre Vorbereitungen zu einer so beschwerlichen und gefährlichen Reise getroffen hatten, und fragte deshalb in wirklich neugierigem Tone Morgenstern:

      »Sie verweilen jedenfalls einige Zeit hier, um Gefährten oder Diener zu erwarten, welche noch zu Ihnen stoßen werden, Señor?«

      »Nein. Ich habe nur einen Gefährten; das ist Señor Parmesan, und auch nur einen Diener; das ist Fritze Kiesewetter, den Sie hier vor sich sehen.«

      Parmesan hielt sich nämlich nicht beim Lieutenant, sondern bei dessen Soldaten auf.

      »Wie?« meinte der Offizier verwundert. »So kommt niemand, der Ihnen diejenigen Gegenstände nachbringt, die Ihnen im Gran Chaco unentbehrlich sind?«

      »Niemand. Was ich brauche, das habe ich bereits.«

      »Sie irren, Señor. Wovon wollen Sie dann leben? Haben Sie Mehl?«

      »Nein.«

      »Dürrfleisch, Fett und Speck?«

      »Nein.«

      »Kaffee und Thee? Kakao und Tabak?«

      »Nein.«

      »Pulver, Zündhölzer und alle diejenigen Kleinigkeiten, welche ein gebildeter Mann nicht entbehren kann? Kleider, Schuhzeug, Scheren und andres Handwerkszeug?«

      »Meine Kleider habe ich an. Pulver habe ich einen ganzen Lederbeutel voll.«

      »Das ist nicht genug. Und das andre alles fehlt Ihnen auch. Was wollen Sie trinken und essen? Haben Sie Geschirr zum Kochen?«

      »Das brauche ich nicht, da ich nicht kochen werde. Trinken werde ich Wasser, und essen werde ich Fleisch.«

      »Aber das finden Sie nicht überall.«

      »O doch. Wasser gibt's an allen Orten, und Fleisch werde ich mir schießen.«

      »Sind Sie ein guter Schütze?«

      »Fritze schießt ausgezeichnet.«

      »So will ich Ihnen sagen, daß es Wasser nicht überall gibt. Jenseits des Rio Salado kommen Sie in Montes impenetrabiles sin agua, in die undurchdringlichen und wasserlosen Waldungen. Da können Sie wochenlang dürsten, ohne einen Schluck Wasser zu finden. Und Fleisch? Wenn Sie kein guter Jäger sind, müssen Sie verhungern.«

      »Schwerlich! Ich habe gelesen, daß Hunderte von Trappern und Fallenstellern in Nordamerika von dem Fleische wilder Tiere leben. Hunger, was der Lateiner Fames nennt, werden wir nicht leiden.«

      »Südamerika ist nicht Nordamerika. Dann die Indianer!«

      »Die werden mir nichts thun, weil ich ihnen nichts thue.«

      »Sie irren. Wir müssen ihnen zu bestimmten Zeiten einen Tribut – wir nennen es freilich Geschenk – an Pferden, Rindern und Schafen geben, damit sie unsre Herden nicht lichten und uns unsre Tiere nicht stehlen. Dennoch kommen sie häufig über die Grenze, und treiben uns das Vieh zu Hunderten von Stücken weg. Dabei nehmen sie auch Menschen gefangen und schaffen sie nach dem Chaco, um sie nur gegen Geld freizugeben. Sie kommen dann ganz offen in unsre Städte und zu unsern Behörden, um das Lösegeld zu fordern.«

      »So gebt es ihnen nicht, sondern bestraft sie!«

      »Das geht nicht, Señor. Würden wir einen solchen Boten von ihnen züchtigen, so wären die weißen Gefangenen, um welche es sich handelt, verloren. Wie nun, wenn Sie auch von ihnen festgenommen werden?«

      »Mich bekommen sie nicht. Ich bin außerordentlich schlau und vorsichtig, was der Lateiner astutus und catus oderprudens nennt.«

      »Mag sein. Ich will das nicht untersuchen. Aber Ihre Kleidung! Wie lange wird sie bleiben, wie sie ist? In der Wildnis geht sie bald in Stücke.«

      »Ich nehme sie in acht.«

      »Und die Stiefel. Sie haben ja Gauchostiefel ohne Sohlen an. Meinen Sie, daß Ihre Füße über die Dornen und Stacheln des Gran Chaco auch kommen werden?«

      »Ich reite ja!«

      »Ihr Pferd kann krepieren!«

      »So haben wir Reservepferde. O, ich habe an alles gedacht. Übrigens sind wir nicht ganz allein auf uns angewiesen. Wir werden Freunde finden.«

      »Wer ist das?«

      »Die Truppe des Vaters Jaguar.«

      »Ah! Kennen Sie diesen?«

      »Ja. Wir haben uns in Buenos Ayres getroffen. Er ist uns vorangeritten, und wir werden ihn einholen.«

      »Wenn das der Fall ist, so werden Sie sich allerdings in sehr guten Händen befinden. Er war hier; er wollte nach der Laguna Porongos, um dort zwei Tage zu bleiben.«

      »Dann treffen wir ihn gewiß, denn wenn wir morgen zeitig aufbrechen, kommen wir gegen Abend bei der Laguna an.«

      »Weiß er denn, daß Sie vorweltliche Tiere ausgraben wollen?«

      »Ja. Er hat mir versichert, daß im Chaco welche zu finden sind.«

      »Und hat Sie aufgefordert, dorthin ihm nachzukommen?« fragte der Offizier ungläubig.

      »Das nicht. Ich bat ihn, mich mitzunehmen; er aber verweigerte es mir.«

      »Das konnte ich mir denken. Er hat andres zu thun, als mit Ihnen nach alten Knochen zu suchen. Und so sind Sie ihm also heimlich gefolgt, ohne daß er es weiß?«

      »Ja, heimlich, was der Lateiner clanculum oder clandestinus, auch furtinus und latito nennt.«

      »Ich befürchte, Sie sind des Lateinischen sicherer, als einer freundlichen Aufnahme von seiten dieses berühmten Mannes. Kehren Sie um! Graben Sie auf der Pampa nach alten Resten! Das ist nicht so gefährlich, wie eine Reise durch den Chaco, wo hinter jedem Baume ein Jaguar oder Indianer lauern kann!«

      »Daß ich mich vor den Indianern

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