Ingénue. Александр Дюма

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Ingénue - Александр Дюма

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für diese um ihre Streu und um ihre Krippen zu beneiden.

      Zum Glücke hatte aber der Herr Graf von Artois die Einwendung vorhergesehen, als er diese Häuser im englischen Genre bauen ließ, das heißt diese philanthropischen Wohnungen, in welchen menschliche Geschöpfe leben und athmen könnten, ob im ganzen die Respiration, dieses erste Bedürfnis des Lebens zu theuer zu bezahlen, und zwar mit mehr in ihrer Arbeit geschont zu werden, Pferde des Prinzen waren, – vierfüßige Thiere, welche nach unserer Ansicht zu sehr von den Herren Oeconomisten beneidet wurden, denn gab der Herr Graf von Artois seinen Pferden eine glänzende Wohnung, so schonte er sie dagegen ganz und gar nicht.

      In der Zeit, wo die Ereignisse vorfallen, die wir erzählen, war also das Quartier du Roule auf englische Weise gebaut; heute noch, nachdem über sechzig Jahre verlaufen sind, hat es von seinem Princip den Raum und die Regelmäßigkeit bewahrt.

      Der Marstall war vollendet: Pferde, Stallknechte und Pariser von diesem Umkreise hatten sich nicht zu beklagen. Das Colysée allein hätte Einspruch thun können, doch die Gräber schweigen.

      Wir haben gesagt, das Gebäude sei großartig und bequem gewesen: es konnte dreihundert Pferde beherbergen; es gab wohl vierhundert Personen Wohnung, und Herr Bellanger hatte diese nicht,– ohne Zweifel in Gemäßheit des Glückes, das sie genossen, dem elegantesten Prinzen der Zeit attachirt zu sein, – Herr Bellanger hatte diese nicht, nach der englischen Mode, der Sculpturen und der Ornamente beraubt. Es fanden sich dabei mehr oder minder merkwürdige, – von den zwei Schilderhäusern überragt von Trophäen, welche den Haupteingang bezeichneten, bis zu den Giebeln aller Gänge, Gewölbe oder Vestibules des Innern.

      In diesem ungeheuren Gebäude, einer Art von fürstlichem Phalansterium, lebten also ruhig, mit Weibern, Kindern, Hühnern und Hunden, alle Leute vom Hause des Prinzen, die Leute von seinem Marstalle wenigstens; und es war keine kleine Erholung für dieses Dorf, der freie Eintritt in die im zweiten Hofe liegende schöne Reitschule, wo die herrlichen englischen und normannischen Pferde von Monseigneur dressirt wurden.

      Eben dieselben Oeconomisten, Gehalteklauber und Sinecurenjäger wären auf eine boshafte Weise Einem der Angestellten, dem Glücklichsten des Hauses, zuwider gewesen, hätten ihre philanthropischen Angriffe den Herrn Grafen von Artois bestimmt, Philanthrop zu werden wie sie und folglich seine Pferde zu verkaufen und Menschen in seine Ställe einzuquartieren.

      Wir meinen nicht den Arzt des Marstalls, wie man ihn genannt hat, wir Meinen nicht den Veterinär, wie man ihn auch genannt hat, sondern den Wundarzt der Veterinäre, der seine kleine Wohnung zwischen dem ersten und dem zweiten Hofe, in der Sonne und gegen Norden, mit zwölfhundert Livres Gehalt, hatte.

      Das war der Mann, den Danton am vorhergehenden Tage, um Mitternacht, mit dem Versprechen verlassen, ihn am Morgen um zehn Uhr wiederzusehen, ein Versprechen, welches er zu erfüllen sich anschickte, indem er durch das massive Thor des Marstalls, am 26. August 1788, zur bezeichneten Stunde eintrat.

      »Wo wohnt der Herr Doctor Marat?« fragte er den breiten Schweizer, der vergebens auf seinem ungeheuren Bauche zwei am Ende von zwei kurzen Armen hängende kleine Hände zu kreuzen suchte.

      »1es Vestibule, Treppe B, Corridor D, Thüre 12,« erwiederte der Schweizer, ohne sich zu irren, und dennoch ohne dem, was er sagte, die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.

      Danton durchschritt in den Strahlen einer lauen Morgensonne den großen Hof, wo schon einige Piqueurs, angethan mit ihren langen Stiefeln, mit den Sporen klirrend auf und abgingen.

      Durch die offenen Fenster der Kämpfer drang das kräftige Athmen der Pferde hervor, welche die Esparsette und den Hafer, der sie sticht, durchwühlen. Man hörte rechts das Gewieher der Hengste, denen links die ungeduldigen Stuten antworteten.

      Mit diesem Geräusche vermischten sich unter den Arcaden das Geklirr der silbernen Kettchen und das Aneinanderreihen der eisernen Schnallen; die Polirer arbeiteten behende auf den glänzenden Geschirren; das reine Wasser plätscherte in breiten Rinnen am Ende der marmornen Tränken, aus denen die Dienstpferde so eben getrunken hatten.

      Danton hatte während des Ganges, den er durch diesen Hof machte, Zeit, Alles zu sehen und Alles zu hören. Vergebens suchte er unter den philanthropischen Erinnerungen vom vorhergehenden Tage seine Bewunderung für alle diese Herrlichkeiten zu ersticken. Wir haben gesagt, das innere Verlangen von Danton sei auf den Luxus gerichtet gewesen, und wir vermöchten nicht zu behaupten, dieser Mann, der zu Marat als ein Vertheidiger und als ein Freund des Volkes kam, habe in diesem Augenblicke nicht ebenso viel Neid auf den reichen Prinzen, als Sympathie für die armen Proletarier gehabt.

      Er durchschritt nichtsdestoweniger mit geringschätzendem Auge und die Stirne gefaltet den Hof; nur brauchte er fünf Minuten, um ihn zu durchschreiten, dergestalt hatten diese verschiedenen Gegenstände Herrschaft auf die Sinne geübt, die sie bei ihm afficirten.

      Endlich, nachdem er in goldenen, in den Stein eingegrabenen Buchstaben die Nummer 1 gelesen hatte, trat er ein.

      Eine weite Arcade führte durch die Masse des Gebäudes fortlaufend nach der Reitschule, deren zwei, wegen der Milde der Luft, geöffneten Thüren, in einer durch die optische Täuschung verdoppelten Entfernung, die auf dem rothen Sande caracolirenden Pferde, von oben beleuchtet, das Auge in Flammen, glänzend, gepreßt von den silbergalonirten Stallmeistern, sehen ließen; sie zogen im Hintergrunde dieser Perspective wie fantasmagorische Schatten hin und her.

      Danton blieb unwillkürlich unter dieser ersten Arcade stehen und schaute. Er schaute als ein Mensch, der den Werth dieser schönen Dinge kennt, und entriß sich zu rasch dieser Betrachtung für einen Menschen, der nicht begehrt hätte.

      Der griechische Philosoph hatte wenigstens harte Stürme auszuhalten und ging nicht immer siegreich daraus hervor.

      Bei dem ungestümen Sprunge, den ihn seine Philosophie machen ließ, befand sich Danton vor der Treppe B; er stieg die Stufen zu zwei und zwei hinauf, warf sich in den Corridor D und klopfte sachte an die Thüre Nr. 12.

      Er klopfte sachte, haben wir gesagt; nicht als wäre Danton seiner Natur nach schüchtern oder sehr ängstlich bei den Etiquettefragen gewesen; doch es gibt gewisse Häuser, welche Ehrfurcht gebieten, gewisse Wohnungen, welche Altären gleichen.

      Danton wäre vielleicht mit dem Hute auf dem Kopfe beim Gouverneur einer Provinz eingetreten; bei Marat wagte er das aber nicht.

      Da er indessen einen Augenblick, nachdem er geklopft, – in welchem Augenblicke er aufmerksamer horchte, als er es in seinem Leben gethan, – sah, daß man ihm nicht antwortete, und kein Geräusch vernahm, so drehte er den Schlüssel und befand sich in einem geplatteten Corridor, welcher das Licht von dem Gange empfing, den er gerade verlassen hatte. Ein starker Bratengeruch führte ihn nach der Küche links, wo vor einem schmutzigen Ofen eine Frau mit indolentem Wesen saß und Radießchen von ihrem Kraute befreite, während sie das Braten von zwei Cotelettes überwachte, welche eine weiße Rauchwolke umhüllte, die sich begleitet vom Prasseln des auf der Gluth siedenden Fettes erhob.

      Auf einer der Abtheilungen des Ofens sott Milch in einem durch den Gebrauch gesprungenen Pfännchen, indeß auf derselben Abtheilung, ohne Zweifel, um die Kohle zu sparen, in einem irdenen Kaffeetopfe ein schwarzes Kaffeegebräu brodelte und gleichgültig das bisschen Aroma verdunsten ließ, das sein Kochen an zwei vorhergehenden Tagen überlebt hatte.

      Quer über der Feuerzange endlich, welche unmittelbar neben dem Roste lag, auf dem die Cotelettes brieten, verkohlten sich drei Brodschnitten auf der Gluth, welche über den Rost hinausging.

      Danton brauchte also keine lange Beobachtungen anzustellen, um mit einem Blicke den Küchenzettel des Frühstücks, das ihm sein neuer Freund vorbehielt, zu umfassen.

      Der

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