Das Horoscop. Александр Дюма

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Das Horoscop - Александр Дюма

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e (père)

      Das Horoscop

      Erster Band

      Prolog

      I.

      Die Landimesse

      Gegen Mitte Juni des Jahres 1559, an einem herrlichen Sommermorgen, drängte sich eine Volksmenge, die man etwa auf dreißig bis vierzigtausend Personen schätzen konnte, auf dem Sankt-Genovefaplatz zusammen.

      Ein Mensch, der ganz frisch aus seiner Provinz gekommen und auf einmal mitten in die Straße St. Jacques gerathen wäre, wo er diese Menge hätte sehen können, würde sich gewiß gewaltig den Kopf darüber zerbrochen haben, was diese zahlreiche Versammlung auf diesem Punkt der Hauptstadt bedeuten solle.

      Das Wetter war herrlich: man wollte also nicht wie im Jahr 1551 das Reliquienkästchen der heiligen Genovefa hervorholen, um das Aufhören des Regens zu erlangen.

      Es hatte zwei Tage vorher geregnet: man führte also nicht das besagte Reliquienkästchen der heiligen Genovefa in Prozession herum, um wie im Jahr 1556 Regen zu erflehen.

      Man hatte keine unglückliche Schlacht nach Art der von St. Quentin zu beklagen: man zog also nicht wie im Jahr,1557 mit dem Reliquienkästchen der heiligen Genovefa umher, um den Schutz Gottes zu erlangen.

      Nichtsdestoweniger war es augenscheinlich, daß diese ungeheure Volksmasse, die sich auf dem Platz der alten Abtei versammelt hatte, irgend eine große Feier begehen wollte. Aber welche Feier?

      Sie war nicht Religiös denn, obschon man da und dort unter der Menge einige Mönchskutten bemerkte, so waren diese verehrungswürdigen Gewande doch nicht in genügender Anzahl vorhanden, um dem Fest einen religiösen Charakter zu geben.

      Sie war nicht militärisch, denn der Kriegerstand war nur schwach vertreten, und die anwesenden Mitglieder desselben hatten weder Partisanen noch Musketen.

      Sie war nicht aristokratisch, denn man sah über den Köpfen nicht die wappengeschmückten Fahnen der Edelleute, noch die Federbüsche auf den Castetten der vornehmen Herren flattern.

      Was in dieser tausendfarbigen Menge, wo Edelleute, Mönche, Diebe, Bürgersfrauen, Freudenmädchen, Greise, Hanswurste, Zauberer, Zigeuner, Handwerker, Bettelreimer, Verkäufer von Kräuterbier, die Einen zu Pferd, die Andern zu Maulesel, Diese zu Esel, Jene in Kutschen – man hatte just in diesem Jahr die Kutschen erfunden – sich unter einander drängten, und deren Mehrzahl gleichwohl hin und herging, sich herumstieß, herumwimmelte und sich abmühte, um in den Mittelpunkt des Platzes zu gelangen; was, sagen wir, in dieser Menge vorherrschte, das waren die Studenten: Studenten der vier Nationen, Schotten, Engländer, Franzosen, Italiener.

      Es verhielt sich in der That so: man hatte den ersten Montag nach dem St. Barnabastag, und diese ganze Menge war versammelt, um auf die Landimesse zu gehen.

      Aber vielleicht verstehen die Leser dieses Wort nicht, das der Sprache des sechzehnten Jahrhunderts angehört. Erklären wir ihnen also, was die Landimesse war.

      Gebt Achtung, liebe Leser, wir müssen jetzt Etymologie treiben, nicht mehr und nicht weniger als ein Mitglied der Academie der Inschriften und schönen Wissenschaften.

      Das lateinische Wort indictum bedeutet einen Tag und Ort, die für irgend eine Volksversammlung indicirt oder bezeichnet sind.

      Das i wurde Anfangs in e, dann später bleibend in a verwandelt. Man sagte also statt indictum nach einander: l'indit, l'endit, dann l'arndit und endlich landit.

      Daraus folgt, daß dieses Wort Tag und Ort bedeutet, die zu seiner Versammlung bezeichnet sind.

      Zur Zeit Carls des Großen, des in Aachen residirenden Teutonenkönigs, zeigte man den Pilgern jedes Jahr einmal die heiligen Reliquien in der Kapelle.

      Carl der Kahle versetzte diese Reliquien von Aachen nach Paris, und man zeigte sie dem Volk einmal im Jahr auf einem Markt, der in der Nähe des Boulevards St. Denis abgehalten wurde.

      Der Bischof von Paris, welcher fand, daß bei der zunehmenden Frömmigkeit der Gläubigen das Marktfeld in keinem Verhältnis: zu der Menge der Herbeiströmenden stand, verlegte das Landifest in die Ebene von St. Denis.

      Die Geistlichkeit von Paris brachte die Reliquien in Procession dahin; der Bischof predigte daselbst und ertheilte dem Voll seinen Segen; aber es verhielt sich mit dem Segen wie mit den Geistern des Nebenmenschen oder den Früchten des Nachbars: nicht Jeder der will kann ihn ertheilen; die Geistlichen von St. Denis behaupteten, ihnen allein stehe auf ihrem Gebiete das Recht der Segnung zu, und sie verklagten den Bischof beim Parlament von Paris wegen Eingriffs in ihre Gerechtsame.

      Die Sache wurde von beiden Seiten hartnäckig und mit solcher Beredtsamkeit verfochten, daß das Parlament, da es nicht wußte, wem es Recht geben sollte, allen beiden Unrecht gab, und in Anbetracht der Unruhen, die sie veranlaßten, sowohl den Bischöfen auf der einen, als den Abbé's auf der anderen Seite verbot sich auf der Landimesse blicken zu lassen.

      Der Rector der Universität war es, der die in Anspruch genommenen Vorrechte ererbte: er hatte das Recht sich alljährlich am ersten Montag nach St. Barnabas auf die Landimesse zu begeben, um daselbst das nothwendige Pergament für alle seine Collegen auszuwählen; den auf dem Markt sitzenden Kaufleuten war sogar verboten auch nur ein einziges Blatt zu verkaufen, bevor der Herr Rector alle seine Einkäufe gemacht hatte.

      Dieser Spaziergang des Rectors, der mehrere Tage dauerte, brachte die Studenten auf die Idee ihn zu begleiten, und sie ersuchten ihn um Erlaubnis. Sie wurde ihnen gewährt, und von diesem Augenblick an wurde die Reise alljährlich mit allem Pomp und aller Pracht veranstaltet, die man sich nur denken kann.

      Professoren und Studenten versammelten sich zu Pferd auf dem St. Genovefaplatz und zogen von da in guter Ordnung auf das Marktfeld. Die Cavalcade kam ziemlich ruhig an ihrem Bestimmungsort an, dort aber schlossen sich ihnen alle Zigeuner und Hexenmeister – man zählte ihrer damals dreißigtausend in Paris – alle zweideutigen Frauenzimmer – die Zahl von diesen hat noch nie ein Statistiker angegeben – in Mannskleidern so wie sämmtliche Fräulein vom Vald'Amour, von Chaud-Gaillard, von der Straße Froid-Mantel an; eine wahre Armee, ähnlich jenen großen Völkerwanderungen vom vierten Jahrhundert, nur mit dem Unterschied, daß diese Damen keine Barbarinnen oder Wilde, sondern vielmehr nur allzu civilisirt waren.

      Auf der Ebene St. Denis machte Jeder Halt, stieg von seinem Pferd, seinem Esel oder Maulthiere, schüttelte einfach den Staub von seinen Stiefeln, Schuhen und Camaschen ab, wenn er zu Fuß gekommen war, mischte sich in die ehrenwerthe Gesellschaft und versuchte auf ihren Ton einzugehen oder ihn zu steigern. Man setzte sich, man aß Blutwürste, Bratwürste und Pasteten, man trank auf die blumigen Wangen der Damens schreckliche Quantitäten weißer Weine von allen Hügeln der Umgegend, von St. Denies, la Briche, Epinaylez, St. Denis und Argenteuil. Die Köpfe wurden warm bei den Liebesreden und Trinksprüchen, dann entstand ein Lärm, Geschrei, und Gejohle, es wurden Wettkämpfe im Trinken gehalten, die Zecher forderten immer mehr und mehr, sie behaupteten ein rechter Kellner müßte wie Briareus hundert Hände haben, um unermüdlich einschenken zu können. Kurz und gut, man führte förmlich das fünfte Capitel von Gargantua auf.

      Die schöne Zeit oder vielmehr, das müßt Ihr selbst zugeben, die lustige Zeit, wo Rabelais, Pfarrer von Meudon, den Gargantua, und wo Brantome, Abt von Bourdeille, galanten Damen schrieb.

      War man einmal betrunken, so sang man, umarmte sich fing Händel an, machte tausend Tollheiten, verhöhnte die Vorübergehenden. Man mußte sich doch lustig machen, zum Teufel!

      Man knüpfte daher mit dem ersten besten Ankömmling, der unter die Hand fiel, Gespräche an,

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