Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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schließen die Tapferkeit der stolzen Ilion in Fesseln.
Unterwirf die Götter deiner Herrschaft.
Venus, herrsche durch deine Schönheit über alle Herzen,
pflücke in einem lachenden Wahnsinn
die Rosen der Wollust,
aber lächle freundlich unsern Wünschen zu
und gib dem erschütterten Neptun die Ruhe wieder.
Ulysses, dieser den Trojanern schreckliche Sterbliche,
den du in reinem Zorne verfolgst,
ist für die Schönheit nur furchtbar,
wenn er auf seinen Knieen seufzt.22
»Offenbar, Sire,« sprach die Gräfin, mehr gereizt, als dankbar für die poetische Sendung, »offenbar will sich Herr von Voltaire mit Ihnen aussöhnen.«
»Oh! was das betrifft, das ist verlorne Mühe,« erwiederte Ludwig XV.; »es ist ein Zänker, der Alles in den Sack stecken würde, wenn er nach Paris käme. Er mag zu seinem Freunde, meinem Vetter Friedrich II., gehen. Es ist schon genug, daß wir Herrn Rousseau haben. Aber nehmen Sie doch diese Verse, Gräfin, und überlegen Sie dieselben.«
Die Gräfin nahm das Papier, rollte es in Form eines Anzünders zusammen und legte es neben ihren Teller.
Der König schaute ihr zu.
»Sire,« sagte Chon, »ein wenig von diesem Tokayer.«
»Er kommt unmittelbar aus den Kellern Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich,« sprach die Gräfin, »fassen Sie Vertrauen, Sire.«
»Oh! aus den Kellern des Kaisers?« versetzte der König; »nur ich besitze davon.«
»Ich habe ihn auch von Ihrem Kellermeister erhalten.«
»Wie! Sie haben verführt?«
»Nein, ich habe befohlen.«
»Gut geantwortet, Gräfin. Der König ist ein Thor.«
»O ja, doch Herr Frankreich . . .«
»Herr Frankreich ist wenigstens so gescheit, Sie von ganzem Herzen zu lieben.«
»Ah! Sire, warum sind Sie nicht wirklich Herr Frankreich kurzweg?«
»Gräfin, keine Politik.«
»Wird der König Kaffee trinken?« sagte Chon.
»Gewiß.«
»Und der König wird ihn wie gewöhnlich brennen?« fragte die Gräfin.
»Wenn die Dame des Schlosses sich nicht widersetzt.«
Die Gräfin stand auf.
»Was machen Sie?«
»Ich will Sie bedienen, Sire.«
»Immer zu,« sprach der König, indem er sich auf seinem Stuhle ausstreckte, wie ein Mensch, der vollkommen zu Nacht gespeist, und bei dem ein gutes Mahl die Launen in’s Gleichgewicht gesetzt hat; »immer zu, es ist das Beste, was ich thun kann, daß ich Sie gewähren lasse.«
Die Gräfin brachte auf einem silbernen Rechaud eine feine Kaffeekanne, welche heißen Mokka enthielt; dann stellte sie vor den König einen Teller, der eine Tasse von Vermeil und einen kleinen Caraffon von böhmischem Krystall trug; endlich legte sie neben den Teller einen papierenen Anzünder.
Mit der tiefen Aufmerksamkeit, die er gewöhnlich dieser Operation schenkte, berechnete der König seinen Zucker, maß er seinen Kaffee, goß sachte seinen Branntwein ein, daß der Alkohol obenauf schwamm, nahm die kleine Papierrolle, zündete sie an der Kerze an, und theilte mit derselben die Flamme dem heißen Tranke mit.
Dann warf er die Rolle in den Rechaud, wo sie sich vollends verzehrte. Fünf Minuten nachher schlürfte er seinen Kaffee mit der ganzen Wollust eines vollendeten Gastronomen.
Die Gräfin ließ ihn machen, aber bei dem letzten Tropfen rief sie:
»Ah! Sire, Sie haben Ihren Kaffee mit den Versen von Herrn von Voltaire angezündet, das wird den Choiseul Unglück bringen.«
»Ich täuschte mich,« sagte der König lachend.
Die Gräfin stand auf und sprach:
»Sire, will Eure Majestät sehen, ob der Gouverneur zurückgekehrt ist?«
»Ah! Zamore? Bah! warum dies?«
»Um nach Marly, zu fahren, Sire.«
»Es ist wahr,« sprach der König, und machte einen Versuch, sich dem Wohlbehagen zu entreißen, das er empfand. »Wir wollen sehen, Gräfin, wir wollen sehen.«
Madame Dubarry gab Chon ein Zeichen und diese verschwand.
Der König begann wieder seine Nachforschungen, doch es ist nicht zu leugnen, mit einem Geiste, der weit von dem verschieden war, welcher sein erstes Suchen geleitet hatte. Die Philosophen behaupten, die düstere Art oder die Rosenfarbe, mit der der Mensch die Dinge betrachte, hänge beinahe immer von dem Zustande seines Magens ab. Da nun die Könige menschliche Magen haben, welche allerdings in der Regel minder gut sind, als die ihrer Unterthanen, aber ihr Wohlbehagen oder ihr Uebelbefinden, gerade wie die anderen, dem übrigen Körper mittheilen, so schien Ludwig XV. von einer so reizenden Laune zu sein, als dies einem König nur immer möglich ist.
Nachdem er zehn Schritte in dem Corridor gemacht, kam ein neuer Wohlgeruch in Stößen dem König entgegen
Eine Thüre, welche auf ein reizendes Zimmer ging, das mit blauem, von natürlichen Blumen brochirtem Atlaß ausgeschlagen war, öffnete sich und enthüllte, erhellt durch ein geheinmißvolles Licht, den Alkoven, nach welchem seit zwei Stunden die Schritte der Zauberin gestrebt hatten.
»Nun, Sire,« sagte sie, »es scheint, Zamore ist nicht wieder erschienen; wir sind immer noch eingeschlossen, und wenn wir nicht durch das Fenster aus dem Schlosse fliehen . . .«
»Mit den Betttüchern?« fragte der König.
»Sire,« erwiederte die Gräfin mit einem bewunderungswürdigen Lächeln, »wir wollen gebrauchen und nicht mißbrauchen.«
Der König öffnete lachend die Arme, und die Gräfin ließ die schöne Rose fallen, welche sich, auf dem Boden fortrollend, entblätterte.
XXXIV.
Voltaire und Rousseau
Das Schlafzimmer in Luciennes war, wie gesagt, ein Wunder hinsichtlich des Baus und der Einrichtung.
Gegen Osten liegend, war es so hermetisch durch die vergoldeten Läden und die atlaßenen Vorhänge geschlossen, daß der Tag nie eindrang, ohne zuvor wie ein Höfling den kleinen und den großen Zutritt erlangt zu haben.
Im Sommer bewegten unsichtbare Ventilatoren eine gereinigte Luft, der ähnlich, welche tausend Windfächer hätten hervorbringen können.
Es war zehn Uhr, als der König das blaue Zimmer verließ.
Diesmal
22
Déesse des plaisirs, tendre mère des Grâces,
Pourquoi veux-tu mêler aux fêtes de Paphos
Les noirs soupçons, les honteuses disgrâces ?
Pourquoi médites-tu la perte d’un héros ?
Ulysse est cher à la patrie,
Il est l’appui d’Agamemnon ;
Sa politique active et son vaste génie,
Enchaînent la valeur de la fière Ilion.
Soumets les dieux à ton empire,
Vénus, sur tous les cœurs, règne par la beauté ;
Cueille, dans un riant délire,
Les roses de la volupté,
Mais à nos yeux daigne sourire,
Et rends le calme à Neptune agité.
Ulysse, ce mortel aux Troyens formidable,
Que-tu poursuis de ton courroux,
Pour la beauté n’est redoutable
Qu’en soupirant à ses genoux.