La San Felice Band 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу La San Felice Band 4 - Александр Дюма страница 4
»Sie kommen,« fuhr die junge Frau fort, »mir zuweilen vor wie ein Wesen, welches nicht dieser Welt angehört.«
»Der Grund davon,« sagte Salvato lachend, »liegt vielleicht darin, daß ich diese Welt beinahe schon wieder verlassen hatte, ehe ich dieselbe noch betreten.«
»Wäre es also wahr, daß Sie, wie die Wahrsagerin Nanno behauptete, von einer Todten geboren sind?« fragte Luisa erbleichend.
»Das hat die Wahrsagerin Ihnen mitgetheilt?« fragte der junge Mann, indem er sich erstaunt auf seinem Bett emporrichtete.
»Ja; aber nicht wahr, es ist nicht möglich?«
»Die Wahrsagerin hat Ihnen blos die Wahrheit gesagt, Luisa. Es ist dies eine Geschichte, die ich kämen einmal erzählen werde, theure Freundin.«
»Ja, und ich werde derselben mit allen Fasern meines Herzens lauschen.«
»Aber später.«
»Wann Sie wollen.«
»Heute,« fuhr der junge Mann auf sein Bett zurücksinkend fort, »würde diese Erzählung meine Kräfte übersteigen. Wie ich Ihnen eben sage, mit Gewalt dem Schoße meiner Mutter entrissen, mischten die ersten Regungen meines Lebens sich mit den letzten Zuckungen des Todes und ein seltsames Band hat trotz des Grabes uns fortdauernd aneinander gefesselt. Sei es nun die Sinnestäuschung eines übermäßig erregten Geistes, sei es eine wirkliche Erscheinung, sei es endlich, daß unter gewissen abnormen Bedingungen die Gesetze, welche für andere Menschen bestehen, für solche, die außerhalb dieser Gesetze geboren worden, nicht vorhanden sind, so erhält von Zelt zu Zeit – ich wage kaum dies zu sagen, so unwahrscheinlich klingt es – meine Mutter, ohne Zweifel weil sie gleichzeitig Heilige und Märthrerin war, von Gott die Erlaubniß, mich besuchen zu dürfen.«
»Was sagen Sie da?« murmelte Luisa schaudernd.
»Ich sage Ihnen das,« was ist; das aber, was für mich ist, ist vielleicht für Sie nicht und dennoch habe ich jene theure Erscheinung nicht allein gesehen.«
»Jemand Anders als Sie hat sie auch gesehen?« rief Luisa.
»Ja, eine sehr einfache Frau, eine Bäuerin, die nicht fähig gewesen wäre, eine solche Geschichte zu erfinden, nämlich meine Amme.«
»Ihre Amme hat den Schatten Ihrer Mutter gesehen?«
»Ja. Wollen Sie, daß ich Ihnen dies erzähle?« fragte der junge Mann lächelnd.
Luisas Antwort bestand darin, daß sie den Verwundeten bei beiden Händen faßte und ihn begierig anschaute.
»Wir wohnten in Frankreich – denn wenn meine Augen sich auch nicht in Frankreich erschlossen haben, so fingen sie doch hier erst an zu sehen. Wir wohnten in der Mitte eines großen Waldes. Mein Vater hatte für mich eine Amme aus einem Dorfe angenommen, welches ungefähr eine Stunde von dem Hause entfernt war, in welchem wir wohnten.
»Eines Nachmittags bat sie meinen Vater um Erlaubniß, einmal nach Hause gehen zu dürfen, um ihr Kind zu sehen, welches wie man ihr gesagt, krank war. Es war dies dasselbe, welches sie entwöhnt, um mir die Stelle desselben einzuräumen. Mein Vater ertheilte ihr nicht blos die gewünschte Erlaubniß, sondern begleitete sie auch, um sich ebenfalls von dem Befinden ihres Kindes zu überzeugen. Man gab mir zu trinken man legte mich in meine Wiege und da ich niemals eher als um zehn Uhr des Abends erwachte und mein Vater mit seinem Cabriolet zum Hin- und Rückweg nach dem Dorfe höchstens anderthalb Stunden gebrauchte, so schloß er die Thür zu, und steckte den Schlüssel in die Tasche, ließ die Amme mit in dem leichten Wagen Platz nehmen und brach unbesorgt auf.
»Ihr Kind litt, wie sich ergab, blos an einigen unbedenklichen Verdauungsbeschwerden. Mein Vater beruhigte die gute Frau, ließ ihrem Mann ein Recept und einen Louisdor zurück, damit das Recept auch gemacht würde, und wollte mit der Amme wieder nach seiner Wohnung zurückkehren, als ein junger Mann ganz verzweiflungsvoll herbeigestürzt kam und sagte, daß sein Vater, ein Waldhüter in der vergangenen Nacht durch einen Wildschützen schwer verwundet worden sei. Meinem Vater fiel es nicht ein, eine solche Ansprache an seinen Beistand zurückzuweisen. Deshalb übergab er der Amme, den Schlüssel zum Hause und empfahl ihr, sich unverweilt auf den Rückweg zu machen und zwar um so mehr, als ein Gewitter im Anzuge zu sein schien.
Die Amme machte sich auf. Es war sieben Uhr Abends. Sie hoffte noch vor acht Uhr das Haus erreicht zu haben, und mein Vater ging seines Weges, nachdem er sie vorher sich in der Richtung entfernen gesehen, welche sie wieder zu mir führen mußte. Eine halbe Stunde ging Alles gut, dann aber umzog sich der Himmel plötzlich, der Donner grollte und unter Blitzen und wolkenbruchartigem Regen kam ein furchtbares Gewitter zum Ausbruch.
»Zum Unglücke wählte die gute Frau, anstatt auf dem gebahnten Wege weiter zu gehen, um schneller an Ort und Stelle zu gelangen, einen Fußsteig welcher die Entfernung allerdings etwas abkürzte, den aber die Nacht sehr schwierig zu begehen machte. Ein Wolf, welcher, selbst durch das Gewitter erschreckt, ihr über den Weg lief, jagte ihr Furcht ein. Sie sprang seitwärts in ein Dickicht hinein, verirrte sich darin und lief, durch das Gewitter immer mehr beunruhigt, rufend, weinend und schreiend aufs Gerathewohl darin herum, ohne jedoch auf ihr Rufen eine andere Antwort zu erhalten, als das Geschrei der Uhu’s und Nachteulen.
»So irrte sie drei Stunden lang umher, an Bäume und auf der Erde liegende Stämme anrennend, oft in Schluchten stürzend und mitten unter dem Rollen des Donners neun, zehn und elf Uhr schlagen hörend.
»Endlich, gerade als sie den ersten Schlag der Mitternachtsstunde vernahm, zeigte ihr ein Blitz unser so lange gesuchtes Haus in einer Entfernung von kaum hundert Schritten und als der Blitz erloschen, als der Wald wieder in Finsterniß gehüllt war, ward sie durch einen Lichtschein geleitet, der aus dem Zimmer fiel, in welchem meine Wiege stand.
»Sie glaubte, mein Vater wäre vor ihr nach Hause gelangt und verdoppelte ihren Schritt.
»Aber wie war er dann hineingekommen da er ja ihr den Schlüssel gegeben hatte? Besaß er vielleicht noch einen zweiten? Dies dachte sie und durchnäßt vom Regen mit zerstoßenen und geschundenen Händen und Füßen und durch die Blitze geblendet, schloß sie die Thür auf, stieß sie hinter sich zu, ging rasch die Treppe hinauf, durchschritt das Zimmer meines Vaters und öffnete die Thür des meinigen.
»Auf der Schwelle aber blieb sie, einen lauten Schrei ausstoßend, stehen.
»Mein Freund! mein Freund!« rief Luisa, die Hände des jungen Mannes drückend.
»Eine weiß gekleidete Frau stand an meinem Bette,« fuhr der junge Mann mit veränderter Stimme fort. »Sie murmelte leise eines jener mütterlichen Lieder, womit man die Kinder in den Schlaf lullt, und schaukelte zugleich mit der Hand meine Wiege. Diese Frau war jung und schön, aber ihr todtenbleiches Antlitz zeigte mitten auf der Stirn einen rothen Flecken.
»Die Amme stützte sich an das Thürgewand, um nicht umzusinken. Ihre Füße versagten ihr den Dienst.
»Sie begriff recht wohl, daß sie sich einem übernatürlichen Wesen aus dem Lande der Seligen gegenüber befand, denn das Licht, welches das Zimmer erhellte, ging von der Erscheinung aus. Uebrigens wurden die anfangs vollkommen scharfen Umrisse derselben allmälig undeutlich; mit den Zügen des Gesichts war dasselbe der Fall, die Gewänder verschwammen, der Körper ward Wolke, die Wolke verwandelte sich in Dunst, welcher dann seinerseits verschwand und die vollkommenste Finsterniß und in derselben einen unbekannten Wohlduft zurückließ.
»In diesem Augenblick kam mein Vater