Mann und Weib. Уилки Коллинз

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mann und Weib - Уилки Коллинз страница 33

Mann und Weib - Уилки Коллинз

Скачать книгу

Blick, der für einen Mann nicht leicht zu ertragen war.

      Arnold bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung um ihr mit der schuldigen Rücksicht zu antworten.

      »Werden meine Bewegungen beobachtet«, fuhr sie zornig fort, »und haben Sie die Rolle eines Spions übernommen.

      »Sie kennen mich noch nicht lange, Miß Silvester«, antwortete Arnold ruhig, »aber Sie sollten mich doch schon gut genug kennen, um nicht so etwas zu glauben; ich bin der Ueberbringer eines Briefes von Geoffrey.«

      Sie war im Begriff seinem Beispiel zu folgen und auch ihrerseits von Geoffrey mit seinem Vornamen zu reden, aber sie hielt inne, bevor sie das Wort ausgesprochen hatte.

      »Sie meinen Herrn Delamayn?« antwortete sie kalt.

      »Ja.«

      »Welche Veranlassung hat Herr Delamayn, mir zu schreiben?« Sie war entschlossen sich zu nichts zu bekennen und hielt ihn beharrlich von sich fern.

      Arnold that instinctmäßig, was ein Mann von großer Welterfahrung aus Berechnung gethan haben würde.

      Er faßte sich in Dem was er ihr zu sagen hatte ganz kurz.

      »Es nützt Ihnen nichts, Miß Silvester, hinter dem Berge zu halten; wenn Sie den Brief nicht nehmen wollen, so zwingen Sie mich zu reden; ich bin hier mit einem höchst unangenehmen Auftrag, und fange an, aus Herzensgrund zu wünschen, daß ich denselben nicht übernommen hätte.«

      Ein schmerzlich krampfhaftes Zucken überflog ihr Gesicht. Sie fing an ihn zu verstehen.

      Er zauderte, seine edle Natur sträubte sich dagegen, sie zu verletzen.

      »Fahren Sie fort«, sagte sie mit großer Selbstüberwindung.

      »Versuchen sie es, nicht böse auf mich zu sein, Miß Silvester, Geoffrey weiß, das er mir vertrauen kann.«

      »Ihnen vertrauen« unterbrach sie ihn. »Warten Sie!«

      Arnold hielt ein und sie sagte nicht zu ihm, sondern zu sich selbst: »Als ich im Nebenzimmer war, fragte ich, ob Geoffrey hier sei und dieser Mann antwortete für ihn.«

      Mit einem Schrei des Entsetzens trat sie ihm einen Schritt näher. »Hat er Ihnen gesagt —?«

      »Um Gotteswillen, lesen Sie doch seinen Brief?«

      Gewaltsam stieß sie die Hand, mit der er ihr den Brief reichte, von sich. »Sie können mir nicht gerade in’s Gesicht sehen, er hat es Ihnen gesagt?«

      »Lesen Sie doch seinen Brief«, wiederholte Arnold, um seinetwillen, wenn nicht um meinetwillen.«

      Arnold, dem die peinliche Situation nachgerade unerträglich geworden war, hatte diese letzten Worte mit männlicher Entschlossenheit in Blick und Ton gesprochen.

      Sie nahm den Brief. »Verzeihen Sie mir, Herr Brinckworth« sagte sie in einem plötzlichem ebenso überraschenden wie ergreifenden Uebergang zur tiefsten Demuth in Ton und Wesen, »jetzt erst verstehe ich meine Lage recht, ich bin ein zwiefach verrathenes Weib, verzeihen Sie mir, was ich eben gesagt habe, als ich noch einen Anspruch auf Ihre Achtung zu haben glaubte; jetzt werden Sie mir vielleicht Ihr Mitleid nicht versagen, auf etwas Anderes habe ich keinen Anspruch mehr.

      Arnold schwieg. Einer so vollkommenen Verzweiflung gegenüber war jedes Wort umsonst. Kein Mensch, selbst Geoffrey nicht, hätte bei ihrem Anblick ungerührt bleiben können. Jetzt erst warf sie einen, Blick auf den Brief, sie öffnete ihn auf der verkehrten Seite. »Mein eigener Brief, sagte sie, »in den Händen eines Dritten!«

      »Sehen Sie die letzte Seite an«, sagte Arnold.

      Sie sah die letzte Seite an und las die eilig mit Bleistift geschriebenen Zeilen. »O, der Elende, der Elende, der Elende!« Bei der dritten Wiederholung dieser Worte ballte sie den Brief krampfhaft in der, Hand zusammen und schleuderte ihn weit von sich in eine Ecke des Zimmers, aber schon im nächsten Augenblicke hatte sich ihr Zorn wieder gelegt. Schwach und langsam streckte sie die Hand nach dem nächsten Stuhl aus, setzte sich, Arnold den Rücken zugewandt, auf denselben und sagte: »Er hat mich verlassen.« Das war Alles, was sie hervorzubringen vermochte. – unheimlich unterbrachen diese Worte die tiefe, im Zimmer herrschende Stille; sie waren der Ausdruck eines unermeßlichen Schmerzes.

      »Sie haben Unrecht, Sie irren sich! Es ist keine Ausrede, es ist die Wahrheit! Ich war zugegen, als die Nachricht von seinem Vater eintraf.«

      Ohne auf seine Worte zu hören, saß sie regungslos’ da und wiederholte: »Er hat mich verlassen!«

      »Fassen Sie es doch nicht so auf«, bat Arnold »es ist schrecklich, Sie so reden zu hören, ich weiß gewiß, daß er Sie nicht verlassen hat.« Sie antwortete ihm nicht und gab auf keine Weise zu erkennen, daß sie ihn gehört hatte. Wie vom Schlage getroffen, saß sie da und doch konnte er in diesem Augenblick die Wirthin unmöglich rufen. In seiner verzweifelten Rathlosigkeit, wie er sie wieder zu sich bringen solle, rückte er sich einen Stuhl neben sie und klopfte ihr schüchtern auf die Schultern. Kommen Sie, sagte er in seiner einfach kindlichen, herzlichen Weise, »seien Sie doch guten Muthes.«

      Langsam wandte sie den Kopf nach ihm um und sah ihn mit dem Ausdruck stampfen Erstaunens an. »Sagten Sie nicht vorhin, er habe Ihnen Alles erzählt?«

      »Ja!«

      »Ja? und Sie verachten mich nicht?«

      Bei dieser fürchterlichen Frage mußte Arnold an das einzige Wesen denken, das ihm ewig heilig war, an das Weib, das ihm das Leben gegeben hatte.

      »Wer seine Mutter geliebt hat,« erwiderte er, »kann kein Weib verachten.«

      Diese Antwort brachte ihren bis jetzt zurückgehaltenen Jammer zum Ausbruch; sie reichte ihm die Hand, dankte ihm mit schwacher Stimme und fühlte sich endlich durch einen Strom von Thränen erleichtert.

      Arnold stand auf und trat im seiner Verzweiflung an’s Fenster und blickte hinaus.

      »Ich meine es gut«, sagte er, »und kann doch nichts thun, als Sie betrüben.«

      Sie versuchte es ruhig zu erscheinen. »Nein«, sagte sie, »Ihre Worte sind mir tröstlich, kehren Sie sich nicht an mein Weinen, es thut mir wohl.«

      Dabei warf sie ihm einen dankbaren Blick zu. »Ich möchte Sie nicht betrüben, Herr Brinkworth, ich bin Ihnen Dank schuldig und danke Ihnen. Kommen Sie wieder her, wenn ich nicht glauben soll, daß Sie mir zürnen.«

      Arnold setzte sich wieder zu ihr.

      Sie reichte ihm abermals die Hand. »Man versteht die Menschen nicht gleich,« sagte sie anspruchslos. »Ich glaubte Sie seien wie andere Männer, ich hatte bis heute keine Ahnung davon, wie gut Sie sein können! Sind Sie zu Fuß hergekommen?« fügte sie, um die Unterhaltung aus einen andern Gegenstand zu lenken, hinzu. »Sind Sie müde? Man hat mich freilich hier nicht besonders freundlich ausgenommen, aber ich kann Ihnen doch unbedenklich zur Verfügung stellen, was der Gasthof bietet.«

      Es war unmöglich, sie ohne Mitgefühl und ohne Interesse zu betrachten; aber Arnold’s rechtschaffenes Verlangen, ihr zu helfen, trat doch etwas zu deutlich an den Tag, als er jetzt sagte:

      »Alles, was ich will ist, mich Ihnen womöglich nützlich zu erweisen, Miß Silvester, kann ich möglicherweise Ihre Stellung hier angenehmer machen? – Sie wollen doch hier bleiben, nicht wahr Geoffrey wünscht es!«

      Sie

Скачать книгу