Dr. Katzenbergers Badereise. Jean Paul
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DRITTES BÄNDCHEN – DRITTE ABTEILUNG
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Theodas kürzeste Nacht der Reise
Präliminar-Frieden und Präliminar-Mord und Totschlag
Die Stuben-Treffen – der gebotene Finger zum Frieden
EIN VORWORT VON ULRICH HOLBEIN
Kotsasse... Hintersasse... Eingeweidewürmerkabinett... Fangkloben... Milchschwestern... Stockscheide... Schnepfendreck... Streitflegel... scheidekünstlen... triplizieren... blitzwunderlich... mausig... -- seltsame Worte läßt Jean Paul im ‚Dr. Katzenberger‘ und anderswo auf seine Nachgeborenen los, altertümliche Unförmlichkeiten wie „Schwanzstern“ statt Komet, oder Haarstern oder Blutzähre. Sodann: hemmungslose Fremdwörter wie Poetasterei, Haruspizien, Karyatiden, Incroyable, Sokkus, bisweilen sogar halbwegs verständliche wie homöpathisch, Gourmand oder Serenissimus, sehr gern anatomische Termini wie Bolus, melphigisches Schleimnetz oder Sphinkter, und stets a priori kuriose Eigen- und Ortsnamen: Mehlhorn, Strykius, Flex, Semmelmann, Fugnitz, Besau, Wampfe, Lumpelbach, Galgenbach, Potzneusiedl, Sterzel, Kratza und Huhl. Erwähnt wird – neben König Ninus – auch mal der heilige Stropinnus, über den selbst Wikipedia und Google noch nichts Genaueres weiß. Fast bleibt ‚Brehms Tierleben‘ zurück hinter den Tiernamen Jean Pauls nur allein im ‚Katzenberger‘, als da Säbelschnäbler, Dachsschliefer, Windfisch, Hasengeier aufzuzählen wären; mit Blutigel meint er Blutegel. Wunderliche Wortzusammenschiebungen wie Maschinen-Götter oder Stachelkomödien, süperbe Neologismen und Genitivmetaphern tummeln sich: Nettodreck und Bruttodreck, oder „das flüchtige Salz des Komischen“, „das Kindergärtchen des Verliebens“. Ergänzend zu Feindseligkeiten, Liebhaber und Edelknabe kreierte Jean Paul „Freundseligkeiten“, „Haßhaber“ und „Unedelknabe“, sowie auch nie gehörte Diminutive wie „föderative Staatkörperchen“, „Fürstchen“ (nicht mit Würstchen zu verwechseln), „Tyrannchen“, „Walfischchen“ oder „Wesenchen“ (offenbar kleine Wesen). Sein Plural von Korken lautet bevorzugt: „Körke“. Hinzu kommen schöne verrückte Adjektive: literarisches Schmiervieh, chaotische Anamorphosen, organischer Kolossus, nervöser Überzug, rinnende Blutkugeln, chemische Traktätchen, verpönter Knochendiebstahl, asiatischer Papst, womit er den Dalai Lama meint, kurzes Erwürgen, doppelte Unsterblichkeit, tröstender Himmel, trostloser Mensch, untergepflügter Dichter, durchwühlter Nachthimmel, zerstückte Gestalten, durchbohrte Bilder, zerschlagne Gebirge, eingefrorne Leichenheere, entseelte Masken, eingeäscherte Geschwister, eingedrückte Herzen, dicker Schlaf, wimmelnde Kugelschatten umlaufender Welten, dazu so anregend paradoxe Klöpse wie tödliche Freudenträne und angeborene Wunde. All diese Bausteine schießen zu wundersam absurden Satzfetzen zusammen: „schöne Natur, die schon dalag“, oder: „Die Einsamkeit der abwechselnden Wiedergeburt“, oder: „sein erstes Dagewesensein“, und zu Sätzen, Formulationen und Weisheiten wie: „Was sonst aus dem Nilschlamm halb lebendig aufwuchs, waren nur Leute“, oder: „Gott weiß, wo die Göttin jetzt ihre Ziegen melkt“, oder: „Eine Frau, die so lang ist als ein Mann, ist länger als ein Mann“ – alles Worte und Sätze, wie sie bei Dichterfürsten namens Goethe oder beliebig maßlosen Romantikern entweder nicht vorkommen oder undenkbar wären. Auch die vielen Ekel- und Trash-motive wie „das häßliche Stinken fauler Eier“ gingen vielen Normaldichtern gegen den guten Geschmack, oder gegen den ästhetischen Strich, und Goethe kanzelte literarische Produkte von Kollegen, die den Riß in der Schöpfung plus Weltschmerz überbetonten, ausfällig als „Lazarettpoesie“ ab, deren große Stunde dann erst viel später schlug, im 20. Jahrhundert,