Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen). Niccolò Machiavelli

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen) - Niccolò Machiavelli страница 18

Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen) - Niccolò Machiavelli

Скачать книгу

wie Sicherheit der Signorie, im Jahre 1298 der Palast derselben gegründet und die Stelle, wo ehemals die Häuser der Uberti standen, zum Platze vor demselben gemacht. Um dieselbe Zeit begann man den Bau öffentlicher Gefängnisse, welche Gebäude innerhalb weniger Jahre vollendet wurden. Nie war unsere Stadt in einem glücklichern und bessern Zustande als damals, wo sie reich war an Bewohnern, an Schätzen, an Ehre. Der waffenfähigen Bürger waren dreißigtausend, zu welchen siebzigtausend aus dem Gebiete kamen. Von Toscana war ein Teil untertan, der andere befreundet. Und fanden auch zwischen Adel und Volk Reibungen und Verdacht statt, so kam es doch zu keinen schlimmen Taten, und alle lebten einig und im Frieden. Wäre dieser Friede durch innere Zwietracht nicht von neuem gestört worden, so hätte er äußere Anfeindung nicht zu fürchten gebraucht: denn die Stadt war so stark, daß weder das Reich noch die Verbannten ihr Besorgnis einflößen konnten, und sie allen Staaten Italiens hätte entgegentreten dürfen. Das Übel aber, das von außen nicht kommen konnte, fügte heimischer Zwist ihr zu.

      Es gab in Florenz (1300) zwei Familien, die Cerchi und Donati, mächtig durch die Zahl ihrer Glieder, durch Adel und Reichtum. Zwischen ihnen, welche durch Landbesitz Nachbarn waren, hatte einige Mißhelligkeit stattgefunden, nicht indes von der Art, daß es zu offenem Kampfe gekommen wäre. Vielleicht wäre ihre Feindschaft ohne ernste Wirkungen geblieben, hätten nicht äußere Ursachen sie gemehrt. Zu den ersten Geschlechtern Pistojas gehörte das der Cancellieri. Es traf sich einmal, daß Lore, der Sohn des Messer Guglielmo, und Geri, der Sohn des Messer Bertaccio, alle aus dieser Familie, miteinander spielten und, da sie in Wortwechsel gerieten, Geri von Lore leicht verwundet wurde. Dies mißfiel dem Messer Guglielmo, und indem er durch Freundlichkeit dem Übel ein Ende zu machen suchte, mehrte er es: denn er befahl seinem Sohne, nach der Wohnung des Vaters des Verletzten zu gehn und ihn um Entschuldigung zu bitten. Lore gehorchte, aber dieser Beweis von Versöhnlichkeit milderte den wütenden Groll Messer Bertaccios nicht: er ließ Lore durch seine Dienstleute greifen, die Hand ihm zu größerem Schimpf auf einem Troge abhauen, und sandte ihn heim mit den Worten: Sag’ deinem Vater, Wunden heile man mit Eisen, nicht mit Reden. Die Grausamkeit dieser Tat erregte in solchem Grade Guglielmos Unwillen, daß er die Seinen bewaffnete, um Rache zu üben. Auch Messer Bertaccio rüstete sich zur Verteidigung, so daß nicht diese Familie allein, sondern ganz Pistoja in Parteien zerfiel. Und da die Cancellieri von Messer Cancelliere abstammten, welcher zwei Frauen gehabt, von denen einen Bianca hieß, so nannte sich die eine Partei nach dieser die Weiße, während man die andere, in entgegengesetzter Bezeichnung, die Schwarze hieß. Viele Händel fielen zwischen diesen vor, viele Menschen verloren ihr Leben, viele Häuser wurden zerstört. Da sie miteinander sich nicht zu einigen vermochten und, doch des Unheils müde, entweder ihrer Feindschaft ein Ende zu machen, oder durch Hineinziehung anderer sie ins Große zu treiben wünschten, so kamen sie nach Florenz. Die Schwarzen, mit den Donati bekannt, fanden Aufnahme bei Messer Corso, dem Haupte dieser Familie, weshalb die Weißen, um gegen diese einen kräftigen Schutz zu haben, an Messer Vieri de’Cerchi sich wandten, einen Mann, der Messer Corso in keiner Beziehung nachstand.

      Dieser von Pistoja gekommene Unfriede mehrte den alten Haß zwischen den Cerchi und Donati, und dieser ward so offenbar, daß die Prioren und übrigen guten Bürger fürchteten, sie würden jeden Augenblick aneinandergeraten und die Stadt in neue Verwirrung stürzen. Deshalb wandten sie sich an den Papst und baten ihn, er möge in seiner Machtvollkommenheit ein Mittel gegen diesen Hader anwenden, welches sie mit eigner Macht nicht anwenden könnten. Der Papst ließ Messer Vieri kommen und gab ihm auf, mit den Donati Frieden zu schließen. Vieri stellte sich verwundert und sagte, er führe keinen Krieg mit jenen: da nun ein Friedensschluß Krieg voraussetze, so wisse er nicht, was Friede solle, wo kein Kampf sei. Als nun Vieri von Rom zurückkehrte, ohne daß etwas zustande gekommen wäre, so steigerte sich die Gereiztheit in solchem Maße, daß jeder, auch der kleinste Zufall das Signal zum offnen Bruch geben konnte. Dies geschah denn auch wirklich. Es war im Monat Mai, während dessen öffentliche Festlichkeiten in Florenz stattfinden. Einige junge Leute aus dem Geschlechte der Donati, von mehreren ihrer Freunde begleitet, hielten eines Tages zu Pferde auf dem Platze vor der Kirche Santa Trinità, um Frauen tanzen zu sehn. Auch einige von den Cerchi, von einer Schar Edelleute gefolgt, kamen dazu, und da sie die vor ihnen stehenden Donati nicht kannten und besser sehn wollten, drängten sie mit ihren Rossen so sehr vorwärts, daß sie an jene anrannten. Sich für beleidigt haltend, griffen die Donati zu den Waffen, die Cerchi desgleichen, und sie trennten sich erst, nachdem auf beiden Seiten viele verwundet worden waren. Dies war der Anfang eines neuen Streites, der Adel wie Volk veruneinigte, und wobei die Parteien die Namen der Weißen und Schwarzen annahmen. Häupter der Weißen waren die Cerchi und zu ihnen hielten die Adimari, die Abati, ein Teil der Tosinghi, der Bardi, der Rossi, der Frescobaldi, der Nerli und Mannelli, alle Mozzi, Scali, Gherardini, Cavalcanti, Malespini, Bostichi, Giandonati, Vecchietti und Arrigucci. Viele Popolanfamilien scharten sich zu diesen nebst allen in Florenz befindlichen Gibellinen, so daß ihnen, ihrer großen Zahl wegen, die Verwaltung der Stadt beinahe ganz gehörte. Andrerseits waren die Donati Häupter der Schwarzen, und zu ihnen hielten solche Mitglieder der oben bezeichneten Häuser, welche nicht zur weißen Partei gehörten, überdies alle Pazzi, Visdomini, Manieri, Bagnesi, Tornaquinci, Spini, Buondelmonti; Gianfigliazzi, Brunelleschi. Nicht auf die Stadt allein beschränkte sich diese Feindschaft: sie erstreckte sich über das ganze Gebiet. Die Capitani der guelfischer Partei und alles, was es mit dieser Faktion und der Republik hielt, fürchteten deshalb sehr, dieser Unfriede werde zum Nachteil der Stadt die gibellinische Partei wieder ins Leben rufen. Darum sandten sie zu Papst Bonifaz, damit er auf eine Abhilfe denke, wenn er nicht wolle, daß die Stadt, welche stets der Kirche Schild gewesen, zugrunde gehe oder gibellinisch werde. Der Papst sandte den Kardinal von Porto, Matteo von Acquasparta, als Legat nach Florenz, und da dieser bei den Weißen auf Schwierigkeiten stieß, indem dieselben weniger fürchteten, weil sie sich für die Stärksten hielten, so zog er unwillig ab und ließ die Stadt im Interdikt. So herrschte nach seiner Abreise größere Verwirrung als vor seiner Ankunft.

      Während nun aller Gemüter gereizt waren, traf es sich, daß bei einer Leichenfeier, wo viele der Cerchi und Donati zusammen sich einfanden, man zu Worten kam, dann zu den Waffen griff, woraus indes damals nur Tumult entstand. Als nun jeder nach Hause gegangen, beschlossen die Cerchi die Donati anzugreifen und suchten sie auch mit einer großen Schar der ihrigen: aber die Tapferkeit Messer Corsos schlug ihren Angriff ab und viele zogen verwundet heim. Die ganze Stadt war in Waffen; die Prioren und die Gesetze vermochten nichts gegen die Mächtigen; die weisesten und besten Bürger waren voll Besorgnis. Die Donati und ihre Partei fürchteten mehr, weil sie die Schwächeren waren. Deshalb verband sich Messer Corso mit den übrigen Häuptern der Schwarzen und mit den Hauptleuten der guelfischen Partei, und sie beschlossen, den Papst zu bitten, einen von königlichem Blute zu senden, um Florenz umzugestalten, indem sie auf solche Weise über die Weißen zu siegen hofften. Diese Zusammenkunft und Beschlußnahme kamen zu den Ohren der Prioren und wurde von den Gegnern als eine Verschwörung gegen die Freiheit ihnen zur Last gelegt. Da beide Parteien bewaffnet waren, so faßten die Signoren, auf den Rat wie durch die Weisheit Dantes, welcher zu jener Zeit unter ihnen saß, neuen Mut und hießen das Volk sich waffnen, welchem viele aus der Landschaft sich anschlossen. Hierauf nötigten sie die Häupter, die Waffen niederzulegen, und sandten Messer Corso und andere der Schwarzen in die Verbannung. Und um ihre Unparteilichkeit an den Tag zu legen, verbannten sie auch mehrere der Weißen, welche indes nicht lange darauf aus anscheinend gültigen Gründen zurückkehrten.

      Messer Corso und die Seinen, welche an eine günstige Gesinnung des Papstes glaubten, begaben sich nach Rom (1301), und indem sie Bonifaz mündlich vortrugen, was sie ihm schon schriftlich gemeldet, erreichten sie ihre Absicht. Am Hofe zu Rom befand sich Carl von Valois, Bruder des Königs von Frankreich, vom Könige von Neapel nach Italien berufen, um mitzuwirken zur Wiedereroberung Siziliens. Auf die Bitten der Florentiner gestattete der Papst, daß Carl sich bis zur Zeit, wo die Seefahrt unternommen werden könnte, nach Toscana begeben sollte. So kam denn der Prinz, und obgleich die Weißen in großer Besorgnis waren, wagten sie doch sein Kommen nicht zu hindern, da er Haupt der Guelfen und päpstlicher Abgesandter war. Aber um ihn sich zum Freunde zu machen, erteilten sie ihm Machtvollkommenheit, über die Angelegenheiten von Florenz nach seinem Gutdünken zu verfügen. Nachdem Carl diese Autorität erhalten, ließ er alle seine Anhänger sich bewaffnen, was bei dem Volke

Скачать книгу