Das Original-Mayerling-Protokoll. Georg Markus

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Original-Mayerling-Protokoll - Georg Markus страница 2

Das Original-Mayerling-Protokoll - Georg  Markus

Скачать книгу

sondern auch die kaiserliche Familie selbst, sodass die engsten Angehörigen der beiden Toten über einen ganzen Tag im Glauben gelassen wurden, Mary Vetsera hätte den Kronprinzen vergiftet. Mit diesem vor allem der Familie Vetsera gegenüber brutalen und herzlosen Vorgehen sollte erreicht werden, dass die verzweifelte Mutter ja nicht nach Mayerling fahre, um ihre tote Tochter abzuholen. Nur so konnten die wahren Umstände vertuscht und die bereits in Mayerling lauernden Journalisten vom beispiellosen Skandal abgelenkt werden, dass der Kronprinz ein junges Mädchen mit in den Tod genommen hatte. Der perfide Plan ging zunächst auf: Marys Mutter war vor Scham darüber, dass ihre Tochter den ahnungslosen Kronprinzen vergiftet habe, bereit, sofort aus Wien abzureisen – zu ihrem eigenen Schutz, wie man nicht müde wurde zu betonen –, da man bei dem zu befürchtenden Volkszorn gegen die Familie der Mörderin des Thronfolgers nicht mehr für ihre Sicherheit bürgen könne. Marys Mutter stimmte allem, was vom Obersthofmeisteramt bzw. vom Generaladjutanten des Kaisers gefordert wurde, zu. Damit wurde es überhaupt erst möglich:

      – dass Mary Vetsera über 36 Stunden in dem Zustand, in dem sie gefunden wurde, nur mit ihren Kleidern zugedeckt, nicht einmal mit geschlossenen Augen, in einem Nebenzimmer versteckt lag,

      – dass sie bei Nacht und Nebel von ihren Onkeln, Alexander Baltazzi und Georg Graf Stockau, die den Leichnam abholten, aus dem Schloss geschmuggelt werden musste, wobei weder Sarg noch Leichenwagen benutzt werden durften, da es ja offiziell keine zweite Leiche in Mayerling gegeben hatte,

      – was wiederum bedeutete, dass Mary wie eine »Lebende« aus dem Schloss getragen und neben den Onkeln sitzend (!) – also von ihnen gestützt – in der Kutsche nach Heiligenkreuz gebracht wurde,

      – dass sie in Heiligenkreuz von einem Abgesandten des Hofes abgefangen und direkt auf den Friedhof eskortiert wurde, wo sie gegen Mitternacht in einen notdürftig gezimmerten Sarg – allein auf Sägespäne gebettet und mit ihrem Hut als Polster – gelegt und in aller Frühe heimlich am Friedhof beerdigt wurde.

      Den wahren Sachverhalt erfuhr Marys Mutter erst zwei Tage später. Und erst Monate nach der Tragödie, als Helene Vetsera erkannte, dass sich die Verleumdungen, Verdächtigungen und absichtlich verbreiteten Lügen hartnäckig hielten, fasste sie den Entschluss, die vorliegende Denkschrift zu verfassen.

      Die originalen »Gedenkblätter« Helene Vetseras wurden von ihrem Bekannten, dem Wiener Journalisten Philipp von Newlinsky, redigiert und für eine Fassung bearbeitet, die im Sommer 1889 von Johann Nepomuk Vernay in einer Auflage von 200 Exemplaren gedruckt wurde. Da dies jedoch dem Hof bekannt geworden war, wurde sie sogleich samt Satzlettern vom Polizeipräsidenten Baron Krauß konfisziert und – abgesehen von drei Abschriften durch Beamte, die seinem Geheimakt über den Tod des Kronprinzen beigelegt wurden, der sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv befindet – vernichtet.4 Ungefähr 25 gedruckte Exemplare entgingen jedoch der polizeilichen Vernichtung5, gelangten ins Ausland und wurden auszugsweise in einer französischen Tageszeitung veröffentlicht. Wo sich diese Exemplare heute befinden, ist nicht bekannt – ausgenommen eines in der Österreichischen Nationalbibliothek. Das Druckmanuskript wurde, laut ihren Nachfahren, von Helene Vetsera vernichtet, diesen sind jedoch sechs Abschriften bekannt, die die Baronin engen Freunden gab. Eine von Marys Schwester Hanna angefertigte handschriftliche Version wurde Hermine Tobis geschenkt. Von dieser Fassung in Privatbesitz, die laut Nachfahren auch die einzige ist, in der der Zusatz enthalten ist, dass Marie Larisch Mary mehr oder weniger genötigt hatte, den Kronprinzen um Geld zu bitten, das diese der Gräfin gab, befindet sich eine stark gekürzte Abschrift aus dem Besitz der Familie Zichy in der Wienbibliothek. Zwei weitere Abschriften der originalen Version befanden sich laut Heinrich Baltazzi-Scharschmied, einem Neffen Helene Vetseras, im Besitz der Firma Rodeck sowie der Familie Schöffel, eine weitere Version soll sich in New York befinden. Vom Verbleib der übrigen zwei ist bis heute nichts bekannt.6

      Die vorliegende handschriftliche Fassung ist insofern von besonderer Bedeutung, als es sich nicht um eine Abschrift der bekannten Druckversion handelt. So sind in der vorliegenden Handschrift im Unterschied zur Druckversion alle Namen der beteiligten Personen sowie einige zusätzliche Passagen – vor allem die Vorgangsweise des Obersthofmeisteramtes betreffend – enthalten, die wohl aus Rücksicht auf den Hof in der Druckversion weggelassen wurden. Ein Vergleich mit der Publikation von Ernst Planitz aus dem Jahr 1902, der eine originale Version aus dem Hause Vetsera selbst zugrunde lag, legt vielmehr die Vermutung nahe, dass es sich bei der vorliegenden Fassung um eine handschriftliche Abschrift des Originalmanuskriptes handelt. Planitz, der seine Quelle nicht namentlich preisgeben wollte, bestätigte, dass es sich um die ins Reine geschriebene Fassung des ersten Konzeptes handelte. Er betonte, dass »seine« Abschrift historisch noch wertvoller wäre, da sich darin ebenfalls die nachträglichen »Streichungen und Milderungen« nicht vorfinden, die, wie er es formulierte, mit Rücksicht auf den Hof vorgenommen wurden. Weiters schrieb er über die Provenienz: »Die Unterlage stammt aus dem Hause der Vetsera selbst. Das Manuskript war im Auftrag und nach Angaben der Baronin aufgesetzt worden. Dies ist nicht etwa meine private Annahme, sondern der Inhalt einer Information, welche das Manuskript selbst begleitete. Die Schreiberin ist indessen nicht die Baronin selbst, sondern eine Vertrauensperson des Hauses, die in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis zu der Baronin stand und ein wenig bigott veranlagt war.«7 Mit dieser Formulierung liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Gesellschafterin im Hause Vetsera die erste handschriftliche Originalfassung schrieb. Ihr Name konnte nicht mehr recherchiert werden, aber es ist nachvollziehbar, dass Helene Vetsera die Denkschrift zwar veranlasste und inhaltlich vorgab, sie aber, um sie neutraler wirken zu lassen, absichtlich von einer Vertrauten schreiben ließ. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass Helene Vetseras Muttersprache Englisch war. Sie lebte zwar lange genug in Wien, um Deutsch zu können (so erinnerten sich ihre Enkelkinder daran, dass sie deutsch zwar perfekt, allerdings immer mit englischem Akzent sprach), sich für die Denkschrift jedoch von jemandem behilflich sein ließ, dessen Muttersprache Deutsch und dem daher die Orthografie geläufiger war.

      Die auffallenden Übereinstimmungen der »Planitz’schen« mit der vorliegenden Fassung, Details und idente Formulierungen betreffend, die sich von der gedruckten Version deutlich unterscheiden, lassen vermuten, dass es sich entweder um diese Originalfassung handelt oder eine der zwei bislang unbekannten Abschriften. Da sich die übrigen Abschriften des Originalmanuskriptes nach wie vor in Privatbesitz befinden und damit unzugänglich sind, liegt mit der vorliegenden Denkschrift in jedem Fall eine historisch bedeutende Quelle vor, die nun erstmals im Gesamten veröffentlicht werden kann.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgEBLAEsAAD/4RwGRXhpZgAATU0AKgAAAAgADAEAAAMAAAABGFwAAAEBAAMA AAABCiYAAAECAAMAAAAEAAAAngEGAAMAAAABAAUAAAESAAMAAAABAAEAAAEVAAMAAAABAAQAAAEa AAUAAAABAAAApgEbAAUAAAABAAAArgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAbAAAAtgEyAAIAAAAUAAAA 0YdpAAQAAAABAAAA6AAAASAACAAIAAgACAAAASwAAAABAAABLAAAAAFBZG9iZSBQaG90b3Nob3Ag Q1MgV2luZG93cwAyMDE0OjAzOjE0IDEyOjIzOjQzAAAAAAAEkAAABwAAAAQwMjIxoAEAAwAAAAEA AQAAoAIABAAAAAEAAAPooAMABAAAAAEAAAXjAA

Скачать книгу