Die wichtigsten Werke von Novalis. Novalis

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Die wichtigsten Werke von Novalis - Novalis

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Poet versteht die Natur besser, wie der wissenschaftliche Kopf.

      Die Bücherwelt ist in der Tat nur die Karrikatur der wirklichen Welt. Beide entspringen aus derselben Quelle. Jene aber erscheint in einem freiem, beweglicheren Medio. Daher sind dort alle Farben greller, weniger Mitteltinten, die Bewegungen lebhafter, die Umrisse daher frappanter, der Ausdruck hyperbolisch. Jene erscheint nur fragmentarisch, diese ganz. Daher ist jene poetischer, geistvoller, interessanter, malerischer, aber auch unwahrer, unphilosophischer, unsittlicher. Die meisten Menschen, die meisten Gelehrten mitgerechnet, haben auch nur eine Buchansicht, eine fragmentarische Ansicht der wirklichen Welt, und dann leidet sie unter den nämlichen Gebrechen und genießt aber auch die nämlichen Vorteile, als die Bücherwelt. Viele Bücher sind auch nichts als Darstellungen solcher einzelnen, fragmentarischen Ansichten der wirklichen Welt. – Mehr über das Verhältnis der Buchwelt (Literarwelt) zur wirklichen Welt.

      Die Meisten wissen selbst nicht, wie interessant sie wirklich sind, was sie wirklich für interessante Dinge sagen. Eine echte Darstellung ihrer selbst, eine Aufzeichnung und Beurteilung ihrer Reden würde sie über sich selbst in das höchste Erstaunen setzen und ihnen in sich selbst eine durchaus neue Welt entdecken helfen.

      Jeder muß mit seiner Stimme und mit seinem Stile zu ökonomisieren, beide gehörig immanent zu proportionieren und zu nuancieren wissen.

      Die intuitive Darstellung beruht auf systematischem Denken und Anschaun.

      Schöne liberale Ökonomie. Bildung einer poetischen Welt um sich her. Dichten mit lebendigen Figuren.

      Die gemeine Sprache ist die Natursprache – die Büchersprache die Kunstsprache.

       Das Höchste ist das Verständlichste, das Nächste, das Unentbehrlichste. Nur durch Unbekanntschaft mit uns selbst, Entwöhnung von uns selbst entsteht für uns eine Unbegreiflichkeit, die selbst unbegreiflich ist.

      Des Dichters Reich sei die Welt, in den Fokus seiner Zeit gedrängt. Sein Plan und seine Ausführung sei dichterisch, das ist, dichterische Natur. Er kann alles brauchen, er muß es nur mit Geist amalgamieren, er muß ein Ganzes daraus machen. Das Allgemeine, wie das Besondere muß er darstellen – alle Darstellung ist im Entgegengesetzten, und seine Freiheit im Verbinden macht ihn unumschränkt. Alle dichterische Natur ist Natur. Ihr gebühren alle Eigenschaften der letzteren. So individuell sie ist, so allgemein interessant doch. Was helfen uns Beschreibungen, die Geist und Herz kalt lassen, leblose Beschreibungen der leblosen Natur – sie müssen wenigstens symbolisch sein, wie die Natur selber, wenn sie auch kein Gemütszustandsspiel hervorbringen sollen. Entweder muß die Natur Ideenträger, oder das Gemüt Naturträger sein. Dieses Gesetz muß im Ganzen und im Einzelnen wirksam sein. Egoist darf der Dichter durchaus nicht erscheinen. Er muß sich selbst Erscheinung sein. Er ist der Vorstellungsprophet der Natur, so wie der Philosoph der Naturprophet der Vorstellung. Jenem ist das Objektive Alles, diesem das Subjektive. Jener ist Stimme des Weltalls, dieser Stimme des einfachsten Eins, des Prinzips, jener Gesang, dieser Rede. Jenes Verschiedenheit vereinigt das Unendliche, dieses Mannigfaltigkeit verbindet das Endlichste. Der Dichter bleibt ewig wahr. Er beharrt im Kreislauf der Natur. Der Philosoph verändert sich im ewig Beharrlichen. Das ewig Beharrliche ist nur im Veränderlichen darstellbar. Das ewig Veränderliche nur im Bleibenden, Ganzen, gegenwärtigen Augenblick. Vor und nach sind ihre Bilder. Sie ist allein Realität. Alle Darstellung des Dichters muß symbolisch oder rührend sein. Rührend hier für affizierend überhaupt. Das Symbolische affiziert nicht unmittelbar, es veranlaßt Selbsttätigkeit. Dies reizt und erregt, jenes rührt und bewegt. Jenes ist ein Handeln des Geistes, dies ein Leiden der Natur, jenes geht vom Schein auf Sein, dies vom Sein auf den Schein, jenes von der Vorstellung zur Anschauung, dies von der Anschauung zur Vorstellung. Ehemals konnte der Dichter Allen Alles sein, der Kreis war noch so eng, die Menschen noch gleicher an Kenntnissen, Erfahrungen, Sitten, Charakter; ein solcher bedürfnisloser Mensch erhob in dieser Welt einfacher aber stärkerer Bedürfnisse die Menschen so schön über sich selbst, zum Gefühl der höheren Würde der Freiheit, die Reizbarkeit war noch so neu.

       Inhaltsverzeichnis

      

       (15. April – 6. September 1800)

       Inhaltsverzeichnis

      

       Den 15ten April 1800.

      Süße Wehmut ist der eigentliche Charakter einer echten Liebe – das Element der Sehnsucht und Vereinigung.

      Es gibt so manche Blumen auf dieser Welt, die überirdischen Ursprungs sind, die in diesem Klima nicht gedeihen und eigentlich Herolde, rufende Boten eines bessern Daseins sind. Unter diese Blumen gehört vorzüglich Religion und Liebe.

      Das höchste Glück ist seine Geliebten gut und tugendhaft zu wissen. Die höchste Sorge ist die Sorge für ihren Edelsinn.

      Aufmerksamkeit auf Gott und Achtsamkeit auf jene Momente, wo der Strahl einer himmlischen Überzeugung und Beruhigung in unsre Seelen einbricht, ist das Wohltätigste, was man für sich und seine Lieben haben kann.

       Den 16ten April

      Die Fröhlichkeit löst allmählich alle Bande. Daher schickt sie sich nicht für die Jahre und Stände, wo die Erhaltung und Befestigung jener Bande eine heilige, höhere Pflicht wird; Eheleute dürfen nicht mehr jenen jugendlichen Festen beiwohnen. Ein milder Ernst ist ihre nötige Stimmung, und eine klare Besonnenheit, eine Hütung ewiger Verhältnisse ihr Beruf.

      Wem es einmal klar geworden ist, daß die Welt Gottes Reich ist, wen einmal die große Überzeugung mit unendlicher Fülle durchdrang, der geht getrost des Lebens dunkeln Pfad und sieht mit tiefer, göttlicher Ruhe in die Stürme und Gefahren desselben hinein.

       Den 17ten April.

      Ein schuldloses Herz, und Bewußtsein eines guten Willens und einer lobenswerten Tätigkeit steht unter allen beruhigenden Mitteln oben an.

       Den 23sten April

      Wo schläft ein Kind wohl sicherer, als in der Kammer seines Vaters.

       Den 25sten Junius 1800.

      Heftige Gewitter und andre Unterbrechungen des bürgerlichen Lebens sind poetische Irruptionen und Heilkräfte des einschlummernden Lebensgenusses.

       Den 22sten Julius.

      Es gibt unendlich viel unbekanntes Unglück, aber es gibt auch gewiß unendlich viel unbekannte Wohltaten Gottes.

      Die äußern Umstände machen schlechterdings nicht unser eigentliches Glück oder Unglück aus, sondern sie sind nur die willkürlichen Sprachzeichen eines unbekannten innern Geistes, dessen Dasein oder Entfernung jene Nuancen bestimmt. Der wahre

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