Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried

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Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried Wilderer und Jäger Staffel

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die beiden war es selbstverständlich, Hilfe zu leisten und den Verletzten zum Arzthaus zu fahren. Lukas beschrieb ihnen den Weg dorthin, während er im Fond saß und den Bewußtlosen hielt. Doch der Doktor war zu einem Schwerkranken gerufen worden. Da Eile not tat, fuhren sie gleich weiter zum Spital.

      Da Lukas keine Angaben über den Verletzten machen konnte, mußte er im Gang vor der Notaufnahme warte­n. Er hatte sich bei den Wanderern bedankt und sie an seinem nächsten freien Samstag zu sich eingeladen. Nun aber saß er da, grübelte und sandte Stoßgebete zum Himmel. Längst war ihm klargeworden, warum­ ihm damals so übel mitgespielt worden war. Sein nächster Vorgesetzter hatte Andeutungen gemacht, aus denen man sich leicht den Rest hatte zusammenreimen können.

      Deshalb seufzte Lukas jetzt ab und an. Ihm wurde das Herz jedesmal schwer, wenn er sich vorstellte, er könnte ein zweites Mal zur Rettung zu spät dagewesen sein und erneut als Täter verdächtigt werden.

      Derweil gab es im Operationssaal einige Aufregung. Als man den frisch Eingelieferten auf dem fahrbaren Bett hereinrollte, rief eine der OP-Schwestern: »Das ist ja der Söllner-Bauer! Jesus, wie haben s’ den zugerichtet!«

      Ihr wurden mißbilligende Blicke zugeworfen, woran sie sich jedoch nicht störte. Sie beugte sich über den Bewußtlosen, prüfte seinen Puls und wandte sich mit den Worten an den Pfleger, der ihn hereingebracht hatte: »Der Chefarzt muß her – schnell!«

      »Woher kennst du den Mann?« wollte eine jüngere Kollegin wissen.

      »Er ist aus dem gleichen Bergdorf wie ich und hat schon viel Schweres erlebt. Daß ich ihn so elend wiedersehen würd, hätt ich net gedacht!«

      Unterdessen wurde es weitergemeldet, daß es sich um den Söllner handelte, der im kleinen OP lag. Das war ein Anhaltspunkt, der bald zur vollen Adresse und Kenntnis der Familienverhältnisse führte.

      So drehte sich der Verwaltungsapparat wie mit Rädern und führte Anita Söllner überraschend schnell her. Der Assistenzarzt sprach als erster mit ihr. Er war freundlich, strahlte Ruhe aus. Doch es wirkte auf das verstörte Madl nicht, weil er keine genauen Angaben über den Zustand ihres Vaters machen konnte.

      Anita sank wie vernichtet auf die Bank im Korridor und murmelte immer nur das eine: »Geschossen – geschossen – wie bei Leo…«

      Ein Stockwerk über ihr saß der Kronseder-Lukas. Er war energischer aufgetreten und beharrte darauf, abzuwarten, ganz gleich, ob er mit dem Verletzten verwandt sei oder nicht. Anita und er warteten an die drei Stunden. Es war nicht die geringste Ahnung in ihnen, wie nahe sie einander waren.

      Das Ergebnis der Operation wurde dann telefonisch zur Anmeldung durchgegeben. Auf diese Weise erfuhr Anita eher als Lukas davon. Sie sprang angstvoll auf, als eine Krankenschwester auf sie zukam. Aber sie fiel dieser um den Hals, als sie berichtete: »Madl, dein Vater ist außer Lebensgefahr. Er hat viel Blut verloren und muß eine Weile bei uns bleiben.«

      »Darf ich ihn kurz sehen?« fragte Anita.

      »Nein, der Chefarzt möchte, daß du heimfährst und morgen nachmittag gut ausgeruht wiederkommst. Dein Vater liegt noch in Narkose. Es wird hier gut für ihn gesorgt.«

      Anita nickte unter Tränen. Nie hatte sie sich verlorener gefühlt als jetzt und hier. Kein ihr Nahestehender war bei ihr. Der Gedanke war furchtbar, der Vater könnte doch in Lebensgefahr sein und sie ihn nimmer lebend wiedersehen.

      »Du kannst gewiß mit dem Jäger heimkehren, Madl«, sagte die Schwester und zog sie schon mit sich auf eine Glastür zu.

      »Mit dem Jäger!« stieß Anita entsetzt hervor. Sie riß sich los und starrte die Schwester an.

      »Ja, ihm hast viel zu verdanken, denn er hat deinen Vater blutend und bewußtlos gefunden.«

      »Einem Jager – einem Jager sollt ich danken müssen!« rief Anita verzweifelt.

      »Das ist kein Muß, mein Kind«, erwiderte die Krankenschwester und ergriff aufs neue ihre Hand.

      Diesmal ließ Anita sich führen, durch einen langen Gang, in einen Aufzug und weiter durch Gänge mit unendlich vielen Türen.

      Plötzlich stockte ihr Fuß. Sie sah einen Burschen, der sichtlich müde dasaß und vor sich hin starrte. Seine Ähnlichkeit mit Lukas war so groß, daß Anita spontan aufschrie: »Lukas!«

      Er schnellte hoch, als wäre auch auf ihn geschossen worden. Erst blickte er entgeistert, dann schrie er ebenfalls einen Namen – nämlich: »Anita!«

      Die freundliche Krankenschwester glaubte genug zu wissen und getan zu haben. Sie zog sich lächelnd zurück, indes die jungen Leute wie von Sinnen aufeinander zustürzten und sich in die Arme fielen.

      »Lukas, du bist’s wirklich! Gott sei Lob und Dank!« schluchzte Anita.

      »Madl – mein Liebes – was für ein Lichtblick, dich hier wiederzufinden!« stöhnte der Kronseder auf. Es gab zwischen ihnen nichts Fremdes, Hemmendes mehr. Sie hielten sich umfangen und wollten nur spüren, daß dies kein Traum war. Doch zu einem Busserl traute sich Lukas trotz aller Freude nicht. Als ihm jäh einfiel, weshalb er hier war, wurde er ernst und löste sich seufzend von dem Madl.

      »Warum bist hier?« fragten sie nun wie aus einem Munde.

      »Ich hab am Gamsmugl wieder einen traurigen Fund gemacht«, antwortete Lukas als erster. »Und obwohl ich nach dem ersten Mal schon arg hab leiden und mich gegen einen schrecklichen Verdacht hab verteidigen müssen, hab ich die sogenannte gute Tat halt wiederholt. Wenn ich nur schon wüßt, auf wen diesmal hinterrücks geschossen worden ist!«

      Anita, hinter deren Stirn Mühlräder zu kreisen schienen, schüttelte den Kopf. Sie faßte nicht, was hier geschah. Die Freude über das Wiedersehen war verwirrender als die Sorge um den Vater.

      »Seit Stunden bet ich, daß er durchkommt – aber net meinetwegen, sondern wegen seiner Familie!« gestand Lukas.

      »’s ist der Söllner – und es heißt, es besteht keine akute Gefahr mehr«, sagte Anita leise.

      »Ach – du kennst ihn?« stieß Lukas überrascht hervor.

      Das Madl nickte, hatte Tränen in den Augen. Von Mitleid und Liebe überwältigt, zog Lukas es an sich und sagte tröstend: »Die kennen sich hier aus. Wenn sie sagen, es besteht keine akute Gefahr für sein Leben, dann stimmt’s auch. Laß uns für den Söllner beten. Falls er alleinstehend sein sollt, werden wir zwei uns um ihn kümmern. Gelt, da machst doch mit – oder?« Bestürzt schwieg Lukas, weil er Anitas Gesichtsausdruck nicht zu deuten vermochte.

      »Hast am End was gegen den Söllner?« fragte er, als ihm ihr Schweigen zu lange dauerte.

      »Nein, nein – und er wird auch nix gegen dich haben!« stieß sie in einem Ton hervor, als könnte sie ihre Freude kaum mehr unterdrücken.

      Lukas schüttelte den Kopf. Er glaubte betäubt zu werden, als er Anita sagen hörte: »Er ist mein Vater – und er hat’s eher als du erfahren, wie lieb ich dich hab!«

      Mit ihr zusammen sank Lukas auf den am nächsten stehenden Stuhl und hielt sie fest. Sie mußte ihm gleich alles ausführlich erklären und berichten. Selbst auf dem Heimweg im Taxi stand ihr Mund keinen Augenblick still.

      »Deine Rach hat den Falschen getroffen, Anita«, meinte er später, lächelte jedoch voller Zärtlichkeit.

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