Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz

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und zudem ignis infernalis … ein furchtbares Feuer, das man nicht mit Wasser, sondern nur mit Wein löschen kann. Gebt Wein her! Und gehen wir zum Höllengott, wie der hochselige Bischof Zawisza aus Kurozwek zu sagen pflegte.«

      »Und mit dem Höllengott zur Hölle, wie der Teufel sagte,« fügte der Hofnarr Charuszek hinzu.

      »Der Teufel soll Dich holen!«

      »Wunderschön wäre es, wenn er Euch holte! Zwar hat man bis heute noch keinen Teufel mit einem Weihwedel gesehen, aber ich glaube, daß wir noch alle diese Freude haben werden.«

      »Zuerst muß ich Dich aber noch besprengen. Gebt Wein her, es lebe die Christenliebe!«

      »Die wahre Christenliebe!« wiederholte mit Nachdruck Kuno Lichtenstein.

      »Wie?« rief hier der Krakauer Bischof Wysz, sich stolz emporrichtend. »Leben wir denn nicht seit Ewigkeit in einem christlichen Staate? Sind denn hier die Kirchen nicht älter als in Marienburg?«

      »Ich weiß es nicht,« erwiderte der Kreuzritter.

      Der König war immer besonders gereizt, wenn sein Christentum in Frage gezogen ward, und da er glaubte, der Kreuzritter habe vornehmlich auf ihn angespielt, bedeckten sich seine hervortretenden Backenknochen mit roten Flecken und seine Augen blitzten.

      »Was meint Ihr denn?« erwiderte er in barschem Tone. »Bin ich etwa kein christlicher König?«

      »Wohl, das Königreich wird ein christliches genannt, aber die Sitten sind heidnisch geblieben,« antwortete der Kreuzritter kalt.

      Nun erhoben sich drohend die Ritter: Marcin aus Wrocimowice, der das Abbild einer halben Ziege im Wappen trug, Florian aus Korytnica, Bartosz aus Wodziuka, Domarat aus Kobylany, Powala aus Taczew, Paszko Zlodziej aus Biskupice, Zindram aus Maszkowice, Jasca aus Targowisko, Krzon aus Kozichglowy, Zygmunt aus Bobowa und Staszko aus Charbimowice, lauter mächtige Fürsten, die sich schon in vielen Schlachten und Turnieren ausgezeichnet hatten. Die einen waren bleich, die andern rot vor Zorn geworden, und zähneknirschend schrien sie wirr durcheinander.

      »Wehe uns! Denn er ist unser Gast und kann nicht zum Zweikampfe herausgefordert werden.«

      Und Zawisza Sulimczyki, der Berühmteste unter den Berühmten, das wahre Urbild eines Ritters, wandte sich mit finsterer Miene zu Lichtenstein und sagte: »Ich erkenne Dich nicht wieder, Kuno! Wie magst Du, als Ritter, ein herrliches Volk verhöhnen, zumal Du weißt, daß Dich, den Abgesandten, keine Strafe treffen kann?«

      Doch Kuno kümmerte sich wenig um die drohenden Blicke und erwiderte in bedächtigem, eindringlichem Tone: »Ehe unser Orden nach Preußen kam, führte er Krieg in Palästina, aber sogar auch dort, bei den Sarazenen, wurden die Gesandten geehrt. Ihr allein ehrt sie nicht – und darum nannte ich Eure Sitten heidnische.«

      Auf diese Worte hin wurde der Tumult nur noch größer. Rings um den Tisch ließen sich wieder die Rufe vernehmen: »Wehe! Wehe!« Doch ward alles still, als der König, auf dessen Antlitz sich Zorn und Aerger malten, nach litauischer Sitte einige Male in die Hände klatschte. Und nun erhob sich der alte Jasko Topor aus Teczyn, der ernste, grauhaarige Kastellan von Krakau, der vermöge seines Amtes und seiner Würde allein schon Schrecken erweckte, und sprach: »Edler Ritter von Lichtenstein, wenn Euch als Abgesandter irgend eine Schmach widerfahren ist, so sprecht, und es soll strenge Gerechtigkeit geübt werden.«

      »In keinem andern christlichen Lande wäre mir Derartiges geschehen,« entgegnete Kuno. »Gestern auf dem Wege nach Tyniec überfiel mich einer von Euern Rittern, und wennschon er an dem Kreuz auf meinem Mantel leicht hätte erkennen können, wer ich bin, trachtete er mir doch nach dem Leben.«

      Als Zbyszko diese Worte vernahm, ward er totenbleich. Unwillkürlich richtete sich sein Blick auf den König, dessen Gesicht einen furchtbaren Ausdruck angenommen hatte.

      Jasko aus Teczyn aber sagte in höchster Verwunderung: »Kann dies möglich sein?«

      »Fragt nur den Herrn aus Taczew, welcher Zeuge des ganzen Vorfalls gewesen ist.«

      Aller Augen richteten sich nun auf Powala, welcher während eines kurzen Momentes mit gesenktem Haupte, düster vor sich hinschauend, dastand und dann sprach: »Es ist so, wie er sagt!«

      Als die Ritter dies hörten, riefen sie: »O der Schande! Wenn doch die Erde sich unter einem solchen Menschen aufthun würde!« Und vor Scham schlugen sie sich mit den Fäusten an die Brust und an die Schenkel, wieder andere aber schoben die Zinnschüsseln auf dem Tische hin und her, ohne zu wissen, wohin sie die Blicke wenden sollten.

      »Warum hast Du ihn denn nicht erschlagen?« wütete der König.

      »Weil sein Haupt dem Gerichte verfallen ist,« antwortete Powala.

      »Habt Ihr ihn gefangen genommen?« fragte der Kastellan Topor aus Teczyn.

      »Nein, er ist ein Edelmann und gab sein Ritterwort, daß er sich stellen werde.«

      »Aber er wird sich nicht stellen,« rief Kuno, spöttisch den Kopf zurückwerfend.

      In diesem Augenblick rief eine jugendliche Stimme in tieftraurigem Tone dicht hinter dem Kreuzritter: »Verhüte Gott, daß ich die Schande dem Tode vorzöge! Ich habe es gethan, ich, Zbyszko aus Bogdaniec!«

      Bei diesen Worten erhoben sich die Ritter und wollten auf den unglücklichen Zbyszko zustürzen, sie wurden aber durch das grimmige Kopfschütteln des Königs zurückgehalten, der aufsprang und mit vor Wut erstickter, heiserer Stimme schrie: »Schneidet ihm den Hals ab, schneidet ihm den Hals ab! Der Kreuzritter mag dann den Kopf des jungen Mannes seinem Herrn, dem Meister zu Marienburg schicken!«

      Und dem neben Zbyszko stehenden litauischen Ritter, dem Sohne des Statthalters von Smolensk, rief der König laut zu: »Halte ihn fest, Jamont!«

      Voll Schrecken über den Zorn des Königs legte Jamont die zitternde Hand auf Zbyszkos Schulter. Aber dieser wandte ihm sein bleiches Antlitz zu und sagte: »Ich fliehe nicht!«

      Da erhob der weißhaarige Kastellan von Krakau, Topor von Teczyn, die Hand zum Zeichen, daß er zu sprechen wünsche, und als nun eine tiefe Stille eintrat, sagte er: »Allergnädigster König! Möge sich der Komtur überzeugen, daß nicht Dein Wille, sondern unser Gesetz den mit dem Tode bestraft, der sich an der Person des Gesandten vergreift. Sonst könnte man ja glauben, daß es kein christliches Gesetz in diesem Reiche gebe. Morgen soll Gericht über den Schuldigen gehalten werden!«

      Die letzten Worte sprach er mit erhobener Stimme, und offenbar nicht einmal dem Gedanken Raum gebend, daß man ihm nicht Gehör schenken könne, gebot er Jamont: »Führt ihn ins Gefängnis! Und Ihr werdet Zeugnis ablegen, Ihr, der Herr aus Taczew,« fügte er zu diesem gewendet hinzu.

      »Ich will genau berichten, worin die ganze Schuld des Jünglings besteht. Wahrlich kein reifer Mann unter uns hätte sich jemals zu einer solchen That hinreißen lassen,« erwiderte Powala, düster auf Lichtenstein schauend.

      »Ihr sprecht wahr!« bekräftigte sogleich ein anderer Ritter – »er ist ja noch ein Knabe! Weshalb also hat man uns alle beschimpft?«

      Ein tiefes Schweigen folgte, und unwillige Blicke richteten sich auf den Kreuzritter.

      Mittlerweile hatte Jamont den Angeklagten weggeführt, um ihn den Händen der Bogenschützen zu übergeben, welche am Burgthore die Wache hielten. Sein inniges Mitleid mit dem Jüngling ward noch verstärkt durch

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