Mami Bestseller 17 – Familienroman. Carmen Lindenau
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»Kinder«, dozierte Jenny ernsthaft und sah dabei selbst aus wie ein etwas zu groß geratenes Kind. »Kinder machen mich munter! Einfach munter!«
Sie knöpfte die lange Reihe der winzigen Knöpfe sorgfältig zu, hin und wieder einen Blick in den Spiegel werfend.
»Sie sind für mich wie ein Anregungsmittel! Frag mich nicht, wieso, denn ich weiß es nicht. Es ist einfach so. Ich bin schon so auf die Welt gekommen, glaube ich manchmal.«
»Als ewiges Kind?« fragte Carola in einem liebevollen, neckenden Ton.
Jenny hatte die Knopfreihe fertig und betrachtete sich im Spiegel.
»Vermutlich«, erwiderte sie. »Aber es ist schön, einfach schön. Ich jedenfalls fühle mich wohl, so wie ich bin.«
Carola war unvermittelt wieder ernstgeworden.
»Du wirst deinen Kindern eine wundervolle Mutter sein«, sagte sie leise, »sie sind schon jetzt zu beneiden!«
Mit der gleichen Zärtlichkeit, mit der sie Kinder behandelte, streichelte Jenny Carolas bloßen Arm.
»Du auch«, murmelte sie, und ihr behutsames Lächeln war wie Trost für alles.
Kein Wunder, daß die Kinder sie so liebten, diese Jenny.
Sie wandten sich zum Gehen, als das Telefon im ›Tantenzimmer‹ läutete.
Carola ging an den Apparat.
»Für dich«, sagte sie dann, »deine Mutter.«
Jenny nahm den Hörer.
»Hallo, Mam, was gibt es?«
Frau Amrasts Stimme klang heller als sonst, und sie sprach schneller als gewöhnlich.
Jenny lächelte in sich hinein. Daß Mütter immer glaubten, Kinder merkten nichts!
»Eigentlich nichts. Ich wollte nur hören, wann du heute nach Hause kommst, so ungefähr. Du triffst dich doch mit Claus, oder hatte ich das falsch verstanden?«
»Nein, hast es richtig verstanden. Ich denke, daß ich gegen elf zu Hause hin. Warum denn, Mam?«
»Na ja, weißt du, Kind, ich habe da eine Einladung, und ich dachte…«
»Geh nur, Mam. Auch wenn ich eher zu Hause sein sollte. Du brauchst doch nicht immer auf mich zu warten!«
»Wenn ich nur sicher wäre, daß du auch was Ordentliches ißt!«
»Ich esse doch immer ordentlich.«
»Aber nicht abends!«
Das stimmte. Jenny konnte den ganzen lieben langen Tag pausenlos essen, immer mit Appetit und alles, was auf den Tisch kam. Aber wenn es Abend wurde, war’s vorbei. Sie hatte dann auch nicht ein Fünkchen Appetit mehr.
»Vielleicht bin ich deshalb so schlank.«
»Das ist keine Schlankheit, das ist schon…«
»Mam, komm, laß uns am Telefon nicht über das alte Thema streiten. Also, du kannst beruhigt gehen. Ich verspreche hiermit hoch und heilig, heute abend noch was zu essen. Gut so?«
»Gut so, Schatz, viel Spaß dann. Grüß Claus von mir.«
»Mach’ ich. Und du auch.«
Frau Amrast war irritiert »Wie bitte?«
Jenny feixte.
»Ich meine, dir auch einen schönen Abend, Mama.«
»Ach so! Ja, danke. Bis denn, Jennylein!«
Jenny legte auf. Carola stand wartend an der Tür. Mit ihrem liebevoll geformten Kinn wies Jenny auf das Telefon.
»Meine alte Dame geht auf Freiersfüßen und glaubt, ich hätte keine Ahnung!«
Sie lachte fröhlich auf.
»Deine alte Dame ist eben vierundvierzig Jahre alt!« sagte Carola.
»Eben! Ich wünsche es ihr von ganzem Herzen! Ich habe ja gar nichts dagegen. Und Bernd auch nicht.«
Bernd war Jennys Bruder. Er studierte zur Zeit in Tübingen.
Beider Vater war seit fünfzehn Jahren tot, sie hatten nur noch eine schwache Erinnerung an ihn.
Mam hatte, obwohl eine zarte, verwöhnte Frau, bewiesen, daß sie ihren Mann stehen konnte, und ihre Kinder großgezogen, ohne daß denen das Fehlen des Vaters beklagenswert bewußt geworden wäre.
Da sie finanziell einigermaßen versorgt waren, konnte Frau Amrast es sich leisten, nicht arbeiten zu gehen, sondern ganz für ihre Kinder dazusein.
Das war auch so gewesen, bis vor wenigen Monaten. Da war ihr ein Mann begegnet, bei dem sie glaubte, noch einmal ein neues Glück zu finden.
Bernd war aus dem Haus, Jenny würde bald gehen. Es würde still werden um sie herum. Und sie war ja noch jung.
»Weiß sie das?«
»Nein. Sie hat uns ja nie gefragt. Du, sie macht alles so unheimlich heimlich oder so heimlich unheimlich, daß ein Blinder mit ’nem Krückstock merken muß, was los ist«
»Wie du darüber sprichst!«
Jenny sah erstaunt auf.
»Ja, wie soll ich denn darüber sprechen? Wie ein Pastor? Oder wie?«
Carola zuckte die Schultern.
»Ich meine mit ein bißchen mehr Respekt vor den Gefühlen deiner Mutter.«
Sie waren weitergegangen, standen schon vor der Tür, die Jenny abschloß. Sie zog den Schlüssel heraus und sah ihn an.
»Carola, die Gefühle meiner Mutter sind mir so heilig wie nichts sonst auf der Welt. Ich liebe meine Mutter und wünsche ihr alles Glück dieser Erde.«
Das hatte sie leise gesagt, fast feierlich. Jetzt hob sie ihre Stimme und ließ ihre grauen Augen funkeln, daß sie grün wirkten.
»Aber deshalb muß ich doch nicht im Beerdigungston darüber reden, verflixt noch mal! Liebe ist doch was Schönes! Warum soll man nicht lachen dabei?«
Sekundenlang starrte Carola Jenny mit offenem Mund an.
»Ja«, sagte sie dann endlich, »du hast recht! Warum eigentlich nicht?«
Arm in Arm gingen sie zu Jennys Wagen.
»Ich fahre dich eben nach Hause.«
»Wartet Claus nicht?«
»Schon, aber er wartet gern. Er weiß ja, daß ich komme, wenn auch manchmal fünf Minuten später.«
Sicher und