Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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erschütterte.

      Er machte einen verzweifelten Versuch, sich auf den Weg zu machen, allein in dem Augenblick, als er den Schutz des Feuers verließ, sprang der kühnste Wolf auf ihn los, doch zu kurz. Der Mann rettete sich dadurch, daß er zurückwich, aber kaum sechs Zoll von seiner Hüfte klappten die Zähne des Tieres zusammen. Das übrige Rudel drang auf ihn ein, und nur durch Feuerbrände, die er rechts und links um sich warf, trieb er die Wölfe in eine respektvolle Entfernung zurück.

      Selbst am hellen Tage wagte er es nicht, das Feuer zu verlassen, um Holz zu hauen. Etwa zwanzig Fuß entfernt erhob sich eine ungeheure vertrocknete Tanne. Er verbrachte die Hälfte des Tages damit, das Lagerfeuer nach dem Baume hinzuziehen, wobei er stets ein halbes Dutzend brennender Reisigbündel bereit hielt, um sie auf die Feinde zu schleudern. Als er den Baum erreicht hatte, studierte er den Wald in der Umgegend, um den Baum in der Richtung zu fällen, wo es das meiste Brennholz gab.

      Die Nacht verlief wie die vorige, nur daß das Bedürfnis nach Schlaf überwältigend wurde. Das Knurren der Hunde verlor seine Wirksamkeit, denn sie knurrten jetzt fortwährend, und seine schlaftrunkenen, halb erstarrten Sinne nahmen es nicht mehr wahr, wenn der Ton lauter und dringender wurde. Einmal schreckte er empor; die Wölfin war kaum einen Meter von ihm entfernt. Mechanisch ergriff er einen Feuerbrand und schleuderte ihn ihr in den offenen Rachen. Sie sprang zurück und heulte gellend vor Schmerz, und während er über den Gestank des versengten Haares und Fleisches frohlockte, sah er, wie sie zornig knurrend mit dem Kopfe hin und her schlenkerte.

      Darauf band er sich, bevor er wieder einschlummerte, einen brennenden Fichtenast an die rechte Hand. Nur auf wenige Augenblicke schloß er die Augen, dann erweckte ihn der Schmerz der Flamme an dem eigenen Fleische. An diesem Plane hielt er mehrere Stunden lang fest, und alles ging gut, bis er den Ast einmal nicht fest genug angebunden hatte. Als diesmal seine Augen sich geschlossen hatten, fiel ihm der Ast aus der Hand.

      Er träumte, daß er in Fort Mc. Gurry wäre. Es war warm und gemütlich dort, und er spielte mit dem Agenten Karten. Dabei schien es ihm, als sei das Fort von Wölfen umzingelt. Sie heulten vor dem Tor, und manchmal hielt er oder der Agent im Spiel inne, um zu lauschen und über ihre fruchtlosen Versuche einzudringen, zu lachen. Plötzlich gab es einen Krach. Die Tür wurde seltsamerweise erbrochen, und er konnte sehen, wie die Wölfe in das große Wohnzimmer des Forts eindrangen. Der Lärm und das Geheul war fürchterlich geworden, und dieses Geheul störte ihn jetzt. Der Traum verwandelte sich, aber das Geheul blieb.

      Plötzlich erwachte er vollständig und fand, daß der Lärm Wirklichkeit sei. Mit furchtbarem Geheul und Gekläff stürzten die Wölfe über ihn her. Die Zähne des einen hatten sich über seinem Arm geschlossen, und als er instinktiv ins Feuer sprang, fühlte er, wie die Zähne eines andern ihm ins Bein drangen. Und nun begann ein Kampf mit den Waffen des Feuers. Eine Zeitlang schützten die dicken Pelzhandschuhe ihm die Hände, und so warf er nach allen Richtungen glühende Kohlen in die Luft, bis das Lagerfeuer einem Vulkan glich.

      Doch konnte das nicht lange dauern. Die Hitze versengte ihm das Gesicht, die Augenbrauen und Wimpern waren ihm verbrannt und an den Füßen wurde die Glut unerträglich. Mit einem brennenden Ast in der Hand sprang er aus dem Feuer heraus, doch die Wölfe hatte er zurückgetrieben. Überall, wohin die glühenden Kohlen gefallen waren, zischte es im Schnee, und von Zeit zu Zeit verkündete ein knurrendes Gebrumm und ein wilder Satz, daß ein fliehender Wolf auf eine glühende Kohle getreten war.

      Nachdem der Mann noch ein paar feurige Brände den letzten Feinden nachgeschickt hatte, warf er die rauchenden Pelzhandschuhe in den Schnee und stampfte umher, um sich die Füße abzukühlen. Die beiden letzten Hunde waren fort, und er wußte wohl, daß sie nur ein Gang bei dem lang ausgesponnenen Mahl gewesen waren, das mit dem Dicken begonnen hatte, und dessen letzter wahrscheinlich er selber sein würde.

      »Ihr habt mich aber doch noch nicht!« schrie er und ballte die Faust gegen die hungrigen Bestien, und bei dem Ton seiner Stimme geriet das ganze Rudel in Aufregung. Das Knurren wurde allgemein, und die Wölfin schlich heran und betrachtete ihn gierig.

      Er machte sich jetzt daran, eine Idee, die ihm gekommen war, auszuführen. Er dehnte das Feuer zu einem großen Kreise aus und ließ sich innerhalb desselben auf den Schlafdecken nieder, um sich gegen den schmelzenden Schnee zu schützen. Allein kaum war er hinter der Flammenmauer verschwunden, als das ganze Rudel neugierig näher kam, um zu sehen, was aus ihm geworden wäre. Bisher war ihnen die Nähe des Feuers verwehrt gewesen, nun ließen sie sich dicht um dasselbe nieder, und wie Hunde zwinkerten sie mit den Augen, gähnten und dehnten die mageren Glieder in der ungewohnten Wärme. Auf einmal setzte sich die Wölfin nieder, richtete die Nase zu den Sternen empor und begann zu heulen. Sogleich stimmte ein Wolf nach dem andern ein, bis das ganze Rudel mit himmelwärts gerichteten Nasen das Hungergeheul ertönen ließ.

      Die Morgendämmerung kam und endlich das Tageslicht. Der Mann machte den Versuch, den Flammenkreis zu verlassen, aber die Wölfe stürzten über ihn her, und doch mußte er Brennholz holen, denn sein Vorrat war zu Ende und das Feuer heruntergebrannt. Zwar scheuchten die geschleuderten Feuerbrände die Wölfe zur Seite, doch nicht mehr völlig zurück, und als er es endlich aufgab und in den Flammenkreis zurücktaumelte sprang ein Wolf auf ihn los, doch zu kurz und fiel mit allen Vieren in die Kohlen. Das Tier schrie erschrocken auf, fletschte die Zähne und hinkte zurück, um die Pfoten im Schnee abzukühlen.

      Der Mann kauerte auf den Decken nieder. Den Oberkörper vornübergelehnt, den Kopf zwischen den Knieen, schien er den Kampf aufgegeben zu haben, nur von Zeit zu Zeit hob er die Augen, um das Niedersinken des Feuers zu beobachten. Der Flammenkreis begann Lücken zu zeigen, die allmählich immer größer wurden.

      »Vermutlich könnt ihr bald kommen, um mich zu holen,« murmelte er. »Auf jeden Fall will ich jetzt schlafen.«

      Einmal erwachte er und sah in einer Lücke zwischen den Flammen gerade vor sich die Wölfin stehen und ihn unverwandt anblicken. Wiederum wachte er auf, nur wenig später, obgleich es ihm schien, als seien Stunden verstrichen. Allein eine merkwürdige Veränderung war eingetreten, eine so rätselhafte, daß er verwundert die Augen aufriß. Was sich zugetragen hatte, konnte er anfangs nicht verstehen, doch die Wölfe waren fort, nur der zertretene Schnee ringsum zeigte, wie nahe sie ihm gewesen. Der Schlaf übermannte ihn von neuem, sein Kopf sank herab, als er plötzlich zusammenfuhr. Er hatte Menschenstimmen gehört, das Knirschen des Schnees unter den Schlitten, das Knarren von Lederriemen, das Bellen von Hunden. Vier Schlitten kamen vom Flußbett herauf und nach dem Lagerplatz unter den Bäumen. Ein halbes Dutzend Leute umstanden den Mann, der mitten in dem ersterbenden Feuer hockte. Sie rüttelten ihn, sie brachten ihn mit Gewalt zu sich. Er blickte sie wie ein Betrunkener an und lallte in seltsam schlaftrunkener Weise: »Rothaarige Wölfin – kam mit den Hunden zum Füttern – fraß zuerst das Hundefutter, – dann die Hunde – und hernach Bill –«

      »Wo ist Lord Alfred?« schrie einer der Männer ihm ins Ohr, indem er ihn derb schüttelte. Der andere schüttelte den Kopf.

      »Nein, den hat sie nicht bekommen. Der ist oben in den Bäumen am letzten Lagerplatz.«

      »Tot?« schrie der Mann.

      »Ja, – und im Kasten,« antwortete Heinrich. Dann schüttelte er verdrießlich die Hand des Fragenden von der Schulter ab und fuhr fort: »Laß mich in Ruh', hörst du? Ich bin ganz kaputt. – Gute Nacht, ihr alle.«

      Die Augen fielen ihm zu, sein Kinn sank auf die Brust, und kaum hatten sie ihn auf die Decken im Schnee gelegt, so erklang sein Schnarchen durch die frostkalte Luft.

      Doch ein anderer Ton ließ sich noch vernehmen, schwach und in weiter Ferne – das Geheul der hungrigen Wölfe, die auf andern Raub ausgingen, da der Mensch ihnen entgangen war.

      Zweiter

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