Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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vergraben zu sein, von den Zäunen, Wegen und Zugängen war nichts mehr zu sehen.

      Danusia, die schon ganz in Pelz gehüllt war und eine Schaube aus Fuchspelz trug, kam noch einmal in die Stube zu Zbyszko, fiel ihm um den Hals und sagte beim Abschiede: »Wenn ich Dich auch verlasse, bin ich doch die Deine!«

      Und er küßte ihre Hände, ihre Wangen und ihre Augen, die unter dem Pelz kaum zu sehen waren, und sagte: »Gott schütze Dich! Gott geleite Dich! Mein bist Du nun, mein bis zum Tode!« Und da man sie wieder gewaltsam von ihm trennte, richtete er sich auf, so gut er konnte, lehnte sein Haupt an das Fenster und schaute hinaus. Da sah er durch den fallenden Schnee, gleichsam durch einen Schleier, wie Danusia sich in den Schlitten setzte, wie die Fürstin sie lange umarmt hielt, wie die Hofdamen sie küßten und wie Pater Wyszoniek das Zeichen des Kreuzes über sie machte. Vor der Abfahrt blickte sie noch einmal zu ihm empor und winkte mit der Hand.

      »Gott sei mit Dir, Zbyszko!«

      »Gott gebe, daß ich Dich in Ciechanow wiedersehe!«

      Aber der Schnee fiel in dichten Flocken herab, es war, als ob er alles verhüllen, alles ersticken wolle, und die letzten Worte klangen so gedämpft, daß es beiden dünkte, als ob ihre Rufe schon aus weiter Ferne kämen.

      »Wenn ich Dich auch verlasse, bin ich doch die Deine.«

      Die Kreuzritter. Zweites Buch

      Historischer Roman aus dem XV. Jahrhundert

      Inhaltsverzeichnis

      Vierter Teil.

      Erstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Auf den starken Schneefall folgte nun strenge Kälte mit trockenen aber hellen Tagen. Da funkelte der Wald in den Strahlen der Sonne, über dem Fluß lag eine dicke Eisschichte und vom Morast war nichts mehr zu sehen. Es kamen helle Nächte, in denen sich die Kälte dermaßen steigerte, daß die Bäume im Walde laut krachten und barsten. Die Vögel näherten sich den Behausungen, die Straßen wurden gefährlich, denn die Wölfe scharten sich rudelweise zusammen und überfielen nicht nur einzelne Wanderer, sondern drangen sogar bis zu den Dörfern vor. In den raucherfüllten Hütten, am wärmenden Herde, glaubten indessen die Landleute nach dem strengen Winter ein fruchtbares Jahr voraussagen zu können und sahen den herannahenden Festtagen heiter entgegen. Der fürstliche Jagdhof war verödet. Die Fürstin hatte sich mit dem Hofstaate und dem Pater Wyszoniek nach Ciechanow begeben. Zbyszko, der sich zwar schon viel wohler fühlte, aber doch noch nicht kräftig genug war, um ein Pferd zu besteigen, blieb mit seinen Leuten, Sanderus und dem böhmischen Knappen auf dem Jagdhof zurück, wo nun eine, die Oberaufsicht führende Edelfrau in gesetztem Alter die Pflichten der Hausfrau erfüllte. Aber mit allen Fibern seines Herzens zog es ihn zu seinem jungen Weibe. Wohl war es ihm ein unendlich süßer Gedanke, daß Danusia sein eigen war und keine Macht der Welt sie ihm mehr zu rauben vermochte, aber andererseits steigerte dieser Gedanke seine Sehnsucht noch mehr. Unaufhörlich wünschte er den Augenblick herbei, da er im stande sein werde, den Jagdhof zu verlassen, und überlegte, was er dann zu thun, wohin er sich zu wenden habe, und wie er Jurand versöhnen könne. Zwar überkam ihn auch manchmal eine große Unruhe, aber im allgemeinen stellte sich ihm die Zukunft im rosigsten Lichte dar. Danusia zu dienen und den Feinden die Pfauenbüsche von den Helmen zu reißen, dies erschien ihm als das Ziel seines Lebens. Gar häufig überkam ihn die Lust, mit dem Böhmen, den er lieb gewonnen hatte, davon zu sprechen, allein da er bemerkte, daß der Knappe, der Jagienka mit ganzer Seele ergeben war, nur ungern von Danusia sprach, und da er zudem das Geheimnis nicht enthüllen und nicht alles sagen durfte, was geschehen war, stand er schließlich immer wieder von seinem Vorhaben ab.

      Seine Gesundheit besserte sich indessen von Tag zu Tag. Eine Woche vor dem Christabend konnte er zum erstenmal ein Pferd besteigen, und obwohl er fühlte, daß ihm dies in der Rüstung noch nicht möglich sein werde, faßte er dennoch frischen Mut. Uebrigens glaubte er auch nicht, daß er sich binnen kurzem in Panzer und Helm zu Roß setzen müsse, und im schlimmsten Falle, meinte er, werde es nicht mehr allzulange währen, bis er kräftig genug dazu sei. In der Stube versuchte er zuweilen mit dem Schwerte zu einem Schlage auszuholen, und er kam ganz gut damit zu stande. Das Beil war ihm zwar noch zu schwer, doch sagte er sich, wenn er es mit beiden Händen beim Stil fasse, werde er es ganz gut schwingen können.

      Schließlich zwei Tage vor dem heiligen Abend, befahl er, die Wagen in Bereitschaft zu halten, die Pferde zu satteln und kündigte dem Böhmen an, er werde sich nach Ciechanow begeben. Der treue Knappe geriet darob nicht wenig in Sorge, vornehmlich da eine grimmige Kälte herrschte, aber Zbyszko sagte ihm: »Aengstige Dich nicht um mich, Glowacz,« – so nannte er ihn bisweilen, indem er seinen Namen ins Polnische übertrug – »wozu sollten wir denn noch länger hier auf dem Jagdhofe verweilen? Wenn ich in Ciechanow erkranken würde, ließe man mir auch dort die nötige Pflege angedeihen. Uebrigens will ich den Weg nicht zu Pferd, sondern zu Schlitten zurücklegen, ich will mich bis zum Halse unter dem Heu vergraben, mit Fellen zudecken, und erst wenn wir in der Nähe von Ciechanow angelangt sind, werde ich mein Pferd besteigen.

      Und so geschah es in der That. Der Böhme kannte seinen jungen Herrn genau und wußte, daß es nicht ratsam war, sich ihm zu widersetzen oder seine Befehle unausgeführt zu lassen. Eine Stunde später brachen sie daher auf. Als Zbyszko kurz vor der Abreise Sanderus mit seinen beiden Laden in einen Schlitten steigen sah, sagte er zu ihm: »Weshalb bist Du an mir hängen geblieben wie eine Klette an der Schafwolle? Du sprachst doch davon, daß Du nach Preußen wollest.«

      »Ja, ich sprach davon, daß ich nach Preußen wolle,« entgegnete Sanderus. »Aber wie könnte ich mich bei solchem Schnee allein auf die Reise machen? Die Wölfe würden mich ja auffressen, bevor der erste Stern am Himmel erscheint, und hier zu bleiben, dazu habe ich gar keine Ursache. Nein, ich ziehe vor, die Leute in der Stadt durch fromme Werke zu erbauen, sie mit meiner heiligen Ware zu beschenken und aus den Klauen des Teufels zu retten, wie ich es dem Vater der ganzen Christenheit in Rom geschworen habe. Zudem habe ich Euer Gnaden außerordentlich lieb gewonnen und ich will Euch vor meiner Rückkehr nach Rom nicht verlassen, weil es wohl möglich ist, daß ich Euch irgend eine Gefälligkeit erweisen kann.«

      »Er ist besonders gern bereit, auf Euere Kosten zu essen und zu trinken, Herr,« bemerkte nun der Böhme, »diese Gefälligkeit erweist er Euch am liebsten. Aber wenn uns im Walde bei Przasnysz ein Rudel Wölfe überfällt, dann können wir ihn zum Fraße hinwerfen, denn zu etwas Besserem taugt er nicht.«

      »Paßt nur auf, daß Euch die sündigen Worte nicht am Schnurrbart anfrieren,« entgegnete Sanderus. »Solche Eiszapfen schmelzen nur im Höllenfeuer.«

      »Ei was!« versetzte Glowacz, seinen noch etwas spärlichen Schnurrbart streichend, »und ich sage Dir, sobald wir Rast machen, wird Bier gewärmt, Du aber bekommst nichts davon!«

      »Eine neue Sünde! Denn es heißt in der Schrift: Du sollst den Durstigen tränken!«

      »Nun, einen Eimer voll Wasser sollst Du dort haben, und inzwischen bekommst Du, was ich jetzt in der Hand halte.«

      Bei diesen Worten nahm er soviel Schnee, als er mit beiden Händen fassen konnte, und warf ihn Sanderus ins Gesicht. Doch dieser wich zurück, indem er sagte: »Ihr seid ganz unnötig in Ciechanow, denn dort wird ein kleiner Bär aufgezogen, der schon ganz gut mit Schneebällen werfen kann.«

      So ergingen sie sich in Spottreden,

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