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Martin Luther - Martin Luther Die Mystiker-Reihe

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Thomas a Kempis (gestorben 1471) zugeschrieben wird: „Daher sei unser höchstes Studium, uns in Jesu Leben zu versenken. Seine Lehre überragt ja alle Lehren der Heiligen, und die Gottes Geist haben, werden dort ‚verborgenes Manna‘ finden … Wer aber Christi Worte völlig verstehen und schmecken will, der muss danach trachten, sein ganzes Leben ihm nachzubilden [conformitas].“11

      Aus demselben Kreis jener Devotio moderna stammt ein anderes Werk, das der junge Erfurter Augustiner hoch schätzte, nämlich das sogenannte Rosetum geistlicher Übungen des Mauburnus (Johannes Mombaer aus Brüssel). Auf diese Weise gewann Luther Einblick in die meditative Praxis vom ältesten Christentum bis zu den Mystikern und Mystikerinnen des Mittelalters. Und das kann nicht die einzige Quelle dieser Art gewesen sein. Wesentlich ist die Gebetspraxis als solche, die durch den gottesdienstlichen Vollzug Tag für Tag und von Gebetszeit zu Gebetszeit im Kloster geübt wird. Man sollte daher nicht vergessen, dass der Initiator der Reformation volle fünfzehn Jahre lang Mönch gewesen ist! Nun fragt es sich: Wie passen Mystik und reformatorische Erkenntnis bei Luther biografisch betrachtet zusammen? – Es ist der in die Tiefe der Gottesferne und der daraus sich ergebenden Verzweiflung hineingestürzte, mit der iustitia Dei, der Gerechtigkeit Gottes, ringende Christ, der keinen Ausweg findet. Dieser Situation gibt er Ausdruck in den Versen aus seinem Lied „Nun freut euch lieben Christen g’mein“:

       „Die Angst mich zur Verzweiflung trieb, dass nichts denn Sterben bei mir blieb / zur Höllen musst ich sinken.“

      Man wird sich nicht damit aufhalten müssen, dass diese hohe Rühmung aus heutiger Sicht gewiss eine Überbewertung darstellt. Der Zeitpunkt und der Lebensaugenblick des mit der Gerechtigkeit Gottes ringenden Ordensmannes sind zu bedenken. Feststeht immerhin, dass die Theologia Deutsch als eine Grundschrift der volkssprachlichen Mystik nach der Art der Predigten eines Johannes Tauler in einem entscheidenden Augenblick Luthers Aufmerksamkeit geweckt hat. Es handelte sich um die Jahre um und nach 1510, als der Mönch und Theologe den theologischen Klärungsprozess durchlief, der ihn zur reformatorischen Erkenntnis in Wort und Schrift und Tat geführt hat. Es ist jene Erkenntnis, die in den „Glauben ohne des Gesetzes Werke“ (sola fide) einmündet. Es war der katholische Kirchenhistoriker Hubert Jedin, der darauf hinwies, dass dieser Glaube bei Luther ausgesprochen mystische Züge trägt. Es ist jene Mystik, die mit dem Begriff des raptus ausgedrückt wird; gemeint ist ein „Hineingerissenwerden des Geistes in die klare Erkenntnis des Glaubens“. Da ist der ganze Mensch beteiligt, der mit Gott konfrontierte Mensch in der Tiefe seiner Existenz.

      3. LUTHERS EINSCHÄTZUNG DER GLAUBENSMYSTIK

      Gleichwohl hat Luther selbst spirituelle Höhenerfahrungen aufzuweisen. Zu ihnen hat er sich gelegentlich ausdrücklich bekannt. Und doch muss man sagen: Diese Art des Innewerdens der Gottesnähe konnte sein Weg nicht sein. Ihm konnte es nicht darum gehen, in die Höhe spiritueller Ausnahmezustände zu gelangen, sondern ihm war von entscheidender Wichtigkeit, dass Gott in Jesus Christus den Weg in die Tiefe gegangen ist. Das ist das Eine. – Auf der anderen Seite aber haben wir zahlreiche Zeugnisse dafür, wie Luther sich immer wieder der Aussageweise der Mystik bedient, um das Wesen seines Christusglaubens verständlich zu machen, beispielsweise in seinen Vorlesungen über den Hebrärerbrief. Für ihn war der Christusglaube in seiner Hochform nach eigenem Bekunden „ein Hinweggenommenwerden [raptus] und ein Entrücktwerden [translatio].

      Nach seiner Überzeugung werde Christus

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