Perry Rhodan Neo 181: Der Mond ist nur der Anfang. Kai Hirdt
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 181: Der Mond ist nur der Anfang - Kai Hirdt страница 3
»Café Orion, Desert Gardens. Sofort. Wichtig.« Das war der ganze Text.
Rhodan grübelte. Er kannte Roofpitter als intelligenten, bodenständigen Mann. Diese Charaktereigenschaften hatten sich gewiss nicht geändert, seit er den Dienst bei der Flotte quittiert hatte – trotz dieser kryptischen Nachricht.
Desert Gardens war in zwanzig Minuten erreichbar. Hin, eine Stunde für das Treffen, zurück, zwanzig Minuten Puffer für unerwartete Entwicklungen. Rhodan konnte rechtzeitig zurück sein, um seine Rede zu halten. Und es blieb ihm erspart, weiter der ausufernden Diskussion zu lauschen. Seine zwischenzeitliche Abwesenheit würde zwar keinen guten Eindruck machen, aber damit konnte er leben, solange er nur rechtzeitig für seinen Einsatz zurück war.
Um das sicherzustellen, musste Rhodan lediglich dafür sorgen, dass die Debatte nicht auf einmal rasant voranschritt. Rhodan winkte Isatraub Merriner heran, die als Vertreterin Panamas die Redebeiträge gegen Willems Antrag koordinierte, und informierte sie über seinen neuen Zeitrahmen.
Merriner würde dafür sorgen, dass Rhodans Planung nicht über den Haufen geworfen wurde. Er mochte solche Spiele nicht, aber er beherrschte sie ebenso gut wie Sdelo Willem.
Perry Rhodan stand auf, lächelte in die Runde und ging.
2.
Perry Rhodan sah auf die Uhr: Er hatte nur siebzehn Minuten nach Desert Gardens gebraucht. Er hatte sich wohl nach der Debatte ein wenig an der Gleitersteuerung abreagiert. Nach wildem Flug stellte er sein Fahrzeug nun ganz gesittet ab, ließ die Stummelflügel einfahren und betrat das Café.
Pete Roofpitter wartete bereits. Der einst graue Schnurr- und Kinnbart des Polizisten war in den zurückliegenden Jahren fast weiß geworden. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen, dazu trug er eine blaue Baseballmütze. Die Sonne schien zwar, aber nicht so stark, dass eine solche Kostümierung nötig gewesen wäre.
»Ein unerwartetes Vergnügen.« Rhodan nahm Platz. »Haben wir Zeit für den Austausch von Höflichkeiten, oder brennt es, was auch immer es sein mag?«
»Es brennt«, erwiderte der Polizist trocken. »Die Vorläufe haben schon begonnen.«
Rhodan nickte weise. »Sie wissen, dass ich kein Wort verstehe, oder?«
Roofpitter nahm einen Schluck Espresso und wischte über seinen Schnäuzer. »Ich bin seit drei Jahren hier quasi der Sheriff in Desert Gardens. Ruhiger Job meistens. Der größte Ärger sind illegale Gleiterparcours-Rennen in ungenutzten Lagerhallen. Die Kids bauen sich eine schwer zu navigierende Strecke und rasen ohne Sicherheitsvorkehrungen hindurch. Große Party, laut, viele Drogen, illegale Wetten, häufig Unfälle. Nichts, was die Bürger eines feinen Vororts dulden wollen.«
Ein Kellner kam vorbei. Rhodan nutzte die Gelegenheit, ebenfalls einen Espresso zu bestellen, und wandte sich Roofpitter wieder zu. »Dafür tauscht man doch gern den Posten auf dem Einsatzschiff des Protektors ein. Wenn es Sie irgendwann juckt, zurückzukehren ...«
Roofpitter schüttelte den Kopf. »Ich bin zufrieden, auch ohne Fronteinsätze und hohe Politik. Deshalb bin ich ja so sauer gerade.«
Rhodan runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
»GHOST bittet um Amtshilfe.«
»Wobei?« Nun war Rhodans Interesse erwacht. Die General Human Organization of Security and Trust, der Geheimdienst der Terranischen Union, hatte im stillen Kämmerlein schon manchen Plan ausgebrütet, mit dem Rhodan nicht einverstanden gewesen war.
»Im Moment läuft eins dieser Rennen«, gab Roofpitter Antwort. »Wir hätten es normalerweise ignoriert, weil wir zurzeit ehrlich gesagt anderes zu tun haben. Aber wir sollen bei den Finalläufen zuschlagen und alle Piloten und Organisatoren verhaften.«
Rhodan war verwirrt. »Wieso interessiert sich der Geheimdienst für Rennen von Vorstadtkids?«
Der Kellner stellte den Espresso ab. Roofpitter griff in einen Stoffbeutel, zog den Ausdruck eines Überwachungskamerabilds heraus und reichte ihn herüber. »Habe ich mich auch gefragt. Also habe ich ein bisschen recherchiert.«
Perry Rhodan nahm die Aufnahme und betrachtete sie. Er erschrak. Seine Hand krampfte sich zusammen. »Wer weiß davon?«
»Hab ich also doch nicht gesponnen«, murmelte Roofpitter. »Ich habe keine Ahnung, von wem bei GHOST diese Anfrage ursprünglich kam, und selbst wenn, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Was ich aber weiß, ist, dass meine Leute Journalisten mit Kameradrohnen bei der Halle gesehen haben. Die Medien haben also einen Tipp bekommen und warten darauf, dass sich bei unserem Einsatz etwas Spektakuläres tut.« Pete Roofpitter schob Rhodan das Säckchen zu, aus dem er das Bild gezogen hatte. »In zwanzig Minuten müssen wir den Laden ausheben. Das kann ich nicht aufhalten. Mein Tipp wäre: Gehen Sie vorher da rein und verhindern Sie, dass Ihre Söhne dieses Rennen mitfliegen.«
Als sich die Gleiterkanzel öffnete, sah es für Außenstehende aus, als springe ein junger Mann mit dunklem, hochfrisiertem Haar, zu engen Jeans und einer schwarzen Lederjacke, wie sie vor hundert Jahren modern gewesen war, daraus hervor. Das war das Aussehen, mit dem der Spiegelfeldgenerator aus Roofpitters Stofftasche Perry Rhodan tarnte. Eine gute Wahl, fand Rhodan. Der Rockabilly-Look war seit etwa einem Jahr wieder erstaunlich populär unter Terranias Jugendlichen.
Er rannte über den Platz zu der Halle, die Roofpitter ihm gewiesen hatte. Eine Ecke vom Eingang entfernt wartete er kurz, bis sein Atem sich beruhigt hatte. Der Transportbeutel sah in der Tarnung aus wie ein Rucksack, den er lässig über einer Schulter trug. Er richtete sich auf und stolzierte in selbstgefälliger Haltung auf die geschlossene Hallentür zu.
Ein bulliger, kalkweißer Türsteher mit verschwitzter Glatze sah ihn abschätzig an. »Hast du dich verlaufen?«
»Ich will wetten«, behauptete Rhodan.
»Die Rennen laufen schon«, kam als Einwand.
»Ich wette nur aufs Finale.«
Der Dicke lachte. »Den Einsatz kannst du dir nicht leisten.«
Rhodan griff in seine Tasche und zog ein Bündel Euroscheine hervor, das ebenfalls aus Roofpitters Wundertüte stammte. Rhodan hatte lange kein Bargeld mehr in der Hand gehabt. Aber für Geschäfte, die nicht nachverfolgt werden sollten, stand die Währung der EU nach wie vor hoch im Kurs, mittlerweile auf dem gesamten Territorium der Terranischen Union.
Der Türsteher nahm die Scheine und blätterte sie mit dem Daumen durch. Er hatte nun eine andere Miene aufgesetzt. Nicht mehr herablassend, sondern misstrauisch. »Wer bist du?«
»Das ganze Ding hier ist illegal«, erwiderte Rhodan. »Glaubst du, ich verrate meinen Namen?«
Der Mann nickte. »Okay.« Er gab das Bündel zurück. »Meine Leute behalten dich im Auge. Mach keinen Ärger.«
»Ich doch nicht!« Rhodan lächelte und steckte die Scheine wieder weg.
Hinter der Tür wartete ein düsterer, kühler Raum von der Größe einer Eishockeyhalle. Unbequeme Sitztribünen zogen sich an allen vier Wänden hoch. Der Bereich im Zentrum war vollgestellt mit großen Warencontainern und Rampen, chaotisch aneinandergelehnt. Das Ganze mutete an, als hätte ein Riese seine Bauklötze ausgekippt.
Dazwischen