Die Geheimbünde. Marco Frenschkowski
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Ich möchte behutsam die Theorie vertreten, dass Geheimbünde eine Fortsetzung bestimmter Aspekte der mittleren, »liminalen« Phase von Initiationsriten sind, in der »besondere Gesetze« gelten, und die sich daher vom Alltag mit seinen sozialen Regeln unterscheidet. Der auffällige Zusammenhang zwischen Initiationsriten und Geheimbünden wird dann als ein innerer und sachlich notwendiger, nicht allein als ein zufälliger sichtbar: Die Geheimbünde sind sozusagen Prolongationen, »Verewigungen« der Liminalität, die in initiatorischen Übergangsriten geschaffen wird. Das vom Alltag abgehobene Gemeinschaftsgefühl der Liminalität wird in der Bruderschaft oder Schwesternschaft des Geheimbundes fortgesetzt. Das Wissen, dass hier Besonderes, nicht Alltägliches geschieht, setzt sich u.a. dadurch fort, dass eine strikte Grenze zum »normalen« Leben so geschaffen wird, dass Geheimhaltung herrscht. Geheimbünde lieben also deshalb Initiationen, weil sie strukturell mit ihnen zusammenhängen: Sie sind nichts anderes als ihre Fortsetzung in das normale Leben hinein.
Indogermanische Männerbünde?
Das Motiv der Verwandlung nach einer »heroischen Initiation« spielt, wie wir hier nur in einer kurzen Andeutung zur Sprache bringen können, eine Rolle in der Erforschung der gemeinsamen Wurzeln europäischer Kultur. Hat es in der Zeit indogermanischer Einwanderung oder in der proto-germanischen Kultur bestimmte Männerbundphänomene gegeben, die ihre Spuren in Sage, Mythos und Brauchtum hinterlassen haben, ohne direkt greifbar zu sein? Ein mythologisiertes Nachleben indogermanischer Bünde junger Männer wurde z.B. gerne in den Traditionen der »wilden Jagd« u.ä. gesehen, in den »Berserkern« der germanischen Kriegsführung und ähnlichen Erscheinungen. Odin wird als mythologisierter Anführer eines solchen Bundes interpretiert, dessen »Einheriar« sich mit ihm durch feierliche Eide verbinden und die in Gemeinschaft mit den Ahnengeistern und von einem ekstatischen »furor«, einer sakralen Wut besessen, in die Schlacht ziehen. Die Erforschung potentieller indogermanischer Männerbünde und ihres Einflusses auf die frühe europäische Geschichte hat lange an ihrer Funktionalisierung in der nationalsozialistischen Zeit gelitten; erst allmählich wird deutlich, dass das Thema ernsthafter Bearbeitung bedarf (weiterführend jetzt K. Kershaw).
Literatur:
Stig Wikander, Der arische Männerbund. Lund 1938 * Geo Widengren, Der Feudalismus im alten Iran. Köln und Opladen 1969 * Georges Dumézil, Gods of the Ancient Northmen. Berkeley, LA 1973 * Bernfried Schlerath, Georges Dumézil und die Rekonstruktion der Indogermanischen Kultur. In: Kratylos 40 u. 41 (1996), 1-48 bzw. 1-67 * Kris Kershaw, The One-Eyed God. Odin and the (Indo-)Germanic Männerbünde. Washington, D. C. 2000.
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