Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca страница 44

Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca Fürstenkrone

Скачать книгу

nicht scheintot. Also werde ich mir meinen Sherry auch selbst holen.«

      »Verzeih …«, antwortete Ulrike leise und senkte den Kopf. »Es war gut gemeint …«

      »Das weiß ich«, gab die Gräfin zu. Es klang schon wieder versöhnlich. »Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man mich so behandelt, als gehörte ich schon zur Ausschussware. Wenn du erst mal in mein Alter kommst, wirst du auch merken, dass man sich noch viel jünger fühlt.«

      Gräfin Ludovica war eine große hagere Frau. Trotz ihres Alters zeigte sich in ihrem pechschwarzen, straff zurückgekämmten Haar noch kein einziger Silberfaden. Das lange schmale Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen, den grauen Augen schien nichts zu entgegen, und die große hervorspringende Nase ließ den Betrachter sofort an einen Adler denken.

      »Nimmst du auch einen?«, fragte Tante Ludovica über die Schulter.

      »Danke, nein, es ist mir noch zu früh.«

      »Zu früh …, als ob es für einen Sherry je zu früh wäre«, nuschelte Tante Ludovica so leise, dass ihre Besucherin sie nicht verstehen konnte.

      »Verzeih, Tante Ludovica, ich kann nicht verstehen, was du sagst!«, rief Ulrike.

      »Oh, es war auch nichts Wichtiges«, antwortete die alte Dame und kam zum Tisch zurück. Sie pflegte den Sherry aus Weingläsern zu trinken. In diesen entfaltete sich die Blume besser, behauptete Tante Ludovica. Doch nicht nur Ulrike hatte den Verdacht, dass die Gräfin die etwas größeren Gläser aus einem ganz anderen Grund bevorzugte.

      Nachdem sie den ersten Schluck getrunken hatte, nahm die alte Dame das Gespräch wieder auf. »Gerhard scheint es auf Capri zu gefallen. Er wollte heute zurückkommen, aber wie er mir vorhin am Telefon sagte, sind die Geschäfte noch nicht abgeschlossen.«

      »Er …, er kommt nicht?«, Ulrike, die seit fast einem Jahr mit Tante Ludovicas Neffen Gerhard Graf von Permont eng befreundet war, konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.

      »Du machst dir Gedanken?«, die Gräfin runzelte die Stirn. »Das brauchst du nicht, Kind, denn Gerhard schlägt in die Familie der Permonts, und die sind absolut treu.«

      »Hoffentlich hast du recht!« Ulrike hielt es plötzlich nicht mehr im Sessel, sie musste sich bewegen, um ihrer Erregung Herr zu werden.

      Die Baroness wusste, wie anfällig Gerhard für weibliche Reize war, denn sie hatte ihn in Gesellschaft schöner Frauen häufig genug beobachtet.

      Ein ironisches Lächeln kräuselte Ulrikes Lippen, denn sie erinnerte sich daran, dass sie Gerhard darauf aufmerksam gemacht hatte. Wie sehr hatte er sich gegen diese Verdächtigungen gewehrt, tausend Eide hatte er ihr geschworen, dass Ulrike sich alles nur einbilde.

      Doch die Baroness hatte ein feines Gespür dafür. Außerdem war sie nicht das, was man eine außergewöhnliche Schönheit nannte. O ja, sie war nicht ohne Reiz, doch gegen manche Frauen wirkte sie einfach farblos.

      Die Baroness nahm einen kleinen Rokokospiegel von einer Kommode und betrachtete sich. Das halblange kastanienbraune Haar betonte die Blässe ihres Teints, und für Ulrikes Geschmack waren ihre braunen Augen viel zu sanft.

      Capri … Ulrike seufzte. Vielleicht hatte Gerhard dort eine glutäugige Schöne kennen- und liebengelernt? War das denn so ungewöhnlich?

      Die Baroness überhörte die Zofe Amanda, die den Servierwagen hereinschob. Als Amanda mit dem rollenden Gefährt an einen Sessel stieß und das Porzellan heftig aneinanderklirrte, zuckte Ulrike erschrocken zusammen.

      Der Rokokospiegel entglitt ihr und polterte auf die Kommode. Als die Baroness ihn wieder aufhob und zurückstellen wollte, stieß sie einen erschrockenen Schrei aus.

      Drei große Risse durchzogen das Kristallglas.

      »Wie …, wie kann ich das nur wieder gutmachen?«, stammelte die Baroness und kam mit dem antiken Spiegel zu Tante Ludovica zurück. »Er ist mir aus der Hand gerutscht«, fügte sie entschuldigend hinzu.

      »Ach, das werde ich schon noch verkraften können«, antwortete die alte Dame und schmunzelte. »Die Permonts gehören ja nicht zu den Ärmsten im Lande.«

      »Das bringt Unglück«, orakelte Amanda, die den Tee servierte. »Bei uns zu Hause sagte man jedenfalls so. Drei Risse? Das bedeutet drei Monate oder drei Jahre Unglück.«

      »Vielleicht auch nur drei Tage?«, meinte Tante Ludovica bissig.

      »Vielleicht auch das«, antwortete Amanda ahnungslos.

      »Hören Sie auf, mir das Kind zu ängstigen«, wetterte die alte Dame plötzlich und klopfte mit dem Gehstock auf den Boden. »Ich will von diesem Aberglauben nichts hören. Haben Sie mich verstanden?«

      »Ja, aber ich wollte doch nur …«

      »Lassen Sie uns allein«, forderte Tante Ludovica herrisch.

      »Wie Sie wünschen, Gräfin.« Amanda neigte den Kopf und verließ rasch das blaue Zimmer.

      »Nimm das Geschwätz nicht ernst«, sagte Tante Ludovica jetzt. »Amanda ist abergläubisch, das ist alles. Mir ist schon so mancher Spiegel aus der Hand gefallen, aber ich hatte deshalb kein Pech.«

      »Ach, im Grunde bin ich auch nicht abergläubisch«, entgegnete Ulrike nachdenklich. »Doch warum passiert es ausgerechnet jetzt?«

      »Wie meinst du das?«, Tante Ludovica betrachtete nachdenklich ihr leeres Glas. Soll ich mir noch einen genehmigen?, fragte sie sich insgeheim. Nein, lassen wir es lieber, Ulrike könnte sich falsche Gedanken über mich machen.

      »Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll …« Ulrike von Menden zögerte. Wenn sie ihre Befürchtungen artikulierte, stellte sie Tante Ludovicas Neffen nicht gerade ein gutes Zeugnis aus.

      »Zier dich nicht, mir kannst du alles sagen.« Die hellen grauen Augen fixierten die Baroness scharf.

      »Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich an Gerhard denke«, gestand Ulrike.

      »Er hat nur einmal angerufen, geschrieben hat er überhaupt nicht. Tante Ludovica, halte mich bitte nicht für hysterisch, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass sich auf Capri irgendetwas ereignet hat …«

      »Eine Frau? Unsinn.« Leichte Unsicherheit im Ton der Gräfin klang mit.

      »Und jetzt die Geschichte mit dem Spiegel?«

      Ulrike schüttelte den Kopf. »Hoffentlich habe ich unrecht.«

      »Reden wir nicht mehr davon«, schlug die Gräfin leichthin vor. »Liebes Kind, ich verspreche dir, dass ich Gerhard zurückbeordern werde, sobald er noch mal anruft. Wird dir jetzt ein bisschen leichter ums Herz?«

      »Ja, es geht schon wieder.« Die Baroness riss sich zusammen. Hatte Tante Ludovica nicht recht? »Nimm mich nicht so ernst. Wahrscheinlich habe ich mich wirklich zu sehr von Amanda anstecken lassen.«

      Die Gräfin und die Baroness plauderten noch eine gute Stunde, dann fuhr Ulrike von Menden zur Stadt zurück, in der sie eine Villa bewohnte.

      *

      Mode hatte Gerhard Graf von Permont noch nie sonderlich interessiert, doch

Скачать книгу