Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Inhalt
Ihre letzte Hoffnung: Dr. Norden
»Oh, schau mal, Dan, sieht das nicht himmlisch aus?« Felicitas Norden saß im Wohnzimmer auf der Couch, die Beine dicht an den Körper gezogen und eingewickelt in eine dicke Decke. Ein gemütliches Feuer prasselte im Kamin, und der Schein der Flammen tanzten über den Reiseprospekt in ihren Händen. Begeistert blickte sie auf die Fotos, die das nächtlich beleuchtete Bangkok, weißen Sandstrand unter Palmen und Elefanten in dichtem Regenwald zeigten. »Thailand weckt alle Sinne seiner Besucher. Wie kein anderes Land bündelt es die ganze Pracht Asiens. Träumen und entspannen Sie sich an romantischen Palmenstränden im Süden. Reisen Sie in den Norden zu Bergvölkern und Elefantencamps inmitten faszinierender Berglandschaften. Lassen Sie sich vom bunten Nachtleben auf den einheimischen Nachtmärkten begeistern.« Fees Augen glänzten, als sie den Prospekt sinken ließ und ihren Mann ansah. »Mal abgesehen davon, dass es in Thailand jetzt schön warm ist, während ich hier langsam und qualvoll erfriere.«
Daniel, der seiner Frau im Sessel gegenüber saß, musterte sie mit einem belustigten Lächeln.
»Trotz einer dicken Decke, mindestens drei Paar Socken an den Füßen und einem heimeligen Kaminfeuer?«, fragte er.
»Das nützt mir ja nichts, wenn ich raus in die Kälte muss«, widersprach Fee leidenschaftlich. »Das Problem an unseren Wintern ist einfach, dass sie immer so lange dauern.«
»Dabei können wir uns hier in Deutschland noch gar nicht beklagen«, gab Dr. Norden zu bedenken. »Immerhin hat Deutschland das insgesamt warmgemäßigte Regenklima der mittleren Breiten«, erinnerte er sich an den Schulstoff, den er neulich erst mit den Zwillingen Janni und Dési gelernt hatte.
»Jaja, ich weiß.« Auch Fee hatte ihre Kinder mehr als einmal abgefragt und wusste den Text noch genau. »Aber die Westströmung wird zum Teil durch langlebige Hochdruckgebiete blockiert. Deshalb kann es bei uns auch zu sehr kalten, langen Wintern kommen«, erklärte sie mit hoch erhobenem Zeigefinger.
»Das heißt im Klartext, dass ich mit dir auf jeden Fall einen Urlaub in Thailand machen muss, wenn ich dich nicht in absehbarer Zeit an den Dauerfrost verlieren will«, verstand Daniel die indirekte Aufforderung.
Während Fee schelmisch lächelte, schälte sie sich aus ihrer Decke und stand auf. Mit wiegenden Schritten ging sie auf ihren Mann zu und setzte sich betont langsam auf Daniels Schoß.
»Das wäre die allerbeste Idee überhaupt. Vor allen Dingen deshalb, weil mein lieber Bruder Mario mir Urlaub verordnet hat. Und wenn wir zwei Wochen in Thailand waren, halte ich sicher auch noch den Rest des Winters durch, und du musst dir keine Sorgen mehr um mich machen«, erklärte sie weich und streichelte mit der Hand über seine Wange.
Dieser Charmeoffensive hatte Daniel auch nach all den gemeinsam verbrachten Jahren nichts entgegenzusetzen.
»Ich setze mich gleich an den Rechner und suche eine passende Reise für uns aus«, gab er sich gerne geschlagen. »Das Problem ist aber wahrscheinlich, dass wir nicht die einzigen sind, die auf so eine Idee verfallen und in die Wärme flüchten wollen.«
Doch auch für dieses Problem hatte Fee schon eine Lösung parat.
»Deshalb gehen wir am besten zu meiner Freundin Charlotte. Sie hat doch seit Jahren dieses kleine Reisebüro in München, und ich wollte schon immer mal einen Urlaub bei ihr buchen. Mit ihren individuellen Planungen hat sie sich einen Namen gemacht, und ich bin sicher, dass sie uns weiterhelfen kann.«
Thailand war Daniel vollkommen fremd. Die Planung selbst in die Hand zu nehmen würde einen großen Zeitaufwand bedeuten. Schon deshalb war er mit diesem Vorschlag mehr als einverstanden.
»Du hast einfach immer die besten Ideen«, raunte er seiner Frau ins Ohr und konnte ihrem verlockenden Mund nicht länger widerstehen.
Doch lange sollte das Ehepaar nicht ungestört bleiben. Die Diskussion über den geplanten Urlauber hatte Zuhörer auf den Plan gerufen.
»Wie? Ihr fliegt nach Thailand?«, unterbrach Felix, zweitältester Sohn der Familie Norden, den innigen Kuss seiner Eltern unbarmherzig. Mit einem Becher Joghurt in der einen und einem Löffel in der anderen Hand ließ er sich auf die Couch fallen.
Bedauernd löste sich Daniel von seiner Frau, als auch Anneka ins Zimmer kam.
»Da muss ich aber nicht mit, oder?«, fragte sie und bedeutete ihrem Bruder Platz zu machen. »Leon ist erst vor ein paar Tagen aus der Reha entlassen worden. Da kann ich jetzt unmöglich für zwei Wochen von der Bildfläche verschwinden.«
»Ach, muss junge Liebe schön sein!«, säuselte Felix mit verstellter Stimme und erntete einen unsanften Knuff in die Seite.
»Du bist ja nur neidisch, weil Elena dir einen Korb gegeben hat«, konterte Anneka gar nicht schüchtern und schnitt eine Grimasse.
»Na und? Einfach kann jeder. Ich muss nur hartnäckig genug sein und mich richtig ins Zeug legen. Dann KANN sie mir einfach nicht länger widerstehen«, erklärte Felix im Brustton der Überzeugung und wandte sich dann an seine Eltern, die dem freundschaftlichen Zwist der Geschwister belustigt gelauscht hatten. »Deshalb kann ich leider auch nicht mit nach Thailand kommen. Obwohl ich natürlich weiß, dass ein Urlaub ohne mich nur halb so schön ist.«
Nur mit Mühe konnte sich Fee ein lautes Lachen verkneifen. Bevor ihr oder Daniel aber eine passende Antwort einfallen konnte, steckte Janni den Kopf zur Tür herein. Seine Zwillingsschwester Dési folgte ihm auf den Fuß.
»Wer fährt in den Urlaub? Und wann?«, erkundigte sich der Junge interessiert.
Ungläubig schüttelte Fee den Kopf.
»Sagt mal, haben die Wände Ohren oder was ist hier los?«, fragte sie ungläubig. »Euer Vater und ich haben uns einfach nur mal so darüber unterhalten, wie es wäre, wenn wir nach Thailand fliegen würden.«
Als Janni das Ziel der Reise vernahm, verzog er unwillig das Gesicht. »Thailand? Da will ich nicht hin. Da gibt’s Tollwut und Malaria und viele giftige Tiere. Das haben wir bei den Klimasachen und den Vegetationszonen in Erdkunde gelernt. Nein, danke. Ich bleib freiwillig bei Lenni.«
»Wenn ich die Einzige bin, die mitfahren würde, bleib ich auch da«, beschloss Dési daraufhin.
Daniel schickte seiner Frau einen ungläubigen Blick und lachte.
»Na, dann hätten wir ja zumindest diese Frage schon mal geklärt. Wenn überhaupt, dann reisen wir also zu zweit!«
»Das