Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 38
RABE. Vergiß es auch nicht.
FLIEGE. Gewiß nicht. Er geht ab.
RABE. Hm! hm! hm! – Er klingelt, LOUISE riegelt von inwendig die Thür auf.
Zehnter Auftritt
RABE. LOUISE.
LOUISE. Klingelten Sie?
RABE. Ja wohl. – O ich glaube gar, Sie haben geweint? Ei nicht doch; denken Sie denn, daß es vorhin mein Ernst war?
LOUISE. Nicht?
RABE. Je, purer Scherz, bei meiner Seele! – Sie wissen, ich liebe Sie, wie mein leibliches Kind, und ein zärtlicher Vater geht leicht zu weit in seiner Sorgfalt. Weiß man denn nicht, daß es blos auf den Willen der Weiber ankömmt, die ganze Welt zu betrügen? – Nein, ich traue Ihnen, und Sie sollen Beweise davon haben. – Gehen Sie nur hinein, und ziehn Sie sich an. Wir sind beim Herr von Fuchs gebeten. Sie sollen künftig sehn, ob ich wohl ein argwöhnischer eigensinniger Mann bin. Er geht mit LOUISE ins Haus.
Eilfter Auftritt
KARL VON KRÄHFELD. War das nicht Louise, die eben hineinging? – das arme Mädchen muß viel von dem harten Vormunde leiden. Ihre Fenster sind zugemacht, die Vorhänge herunter gelassen. Ich hätte sie heute so gern gesprochen. – Ob sie nicht ans Fenster kommen sollte? – Wenn nur diese beiden Monate seiner Vormundschaft verflossen wären! – Mein Vater willigt gewiß ein, und in meinen Armen sollte das tugendhafte Mädchen glücklich sein. – Ist ihre Sehnsucht nur halb so stark, als die meinige, so kömmt sie gewiß. – Er lehnt sich an einen Baum, und sieht aufmerksam nach den Fenstern hinauf.
Zwölfter Auftritt
KARL VON KRÄHFELD. FLIEGE.
FLIEGE für sich. Ich hatte doch vorher den jungen Krähfeld gesehn, – ob er sich nicht in der Gegend dieses Hauses herumtreiben sollte? – Da ist er ja – Ganz gehorsamster Diener, Herr Baron.
KARL. Schon gut.
FLIEGE.Sie werden verzeihen –
KARL. Ich bitte Dich, geh, und laß mich zufrieden.
FLIEGE. Lieber Herr Baron, verachten Sie meine Armuth nicht.
KARL. Das nicht, aber Deine Niederträchtigkeit.
FLIEGE. Niederträchtigkeit?
KARL. Ja. Frage nicht noch, als ob Du daran zweifeltest. –
FLIEGE weinend. Gut, gut, der Arme muß oft viel leiden, man wird es gewohnt; – aber wahrhaftig, es ist grausam.
KARL. Wie? Er weint?
FLIEGE. Es ist wahr, ich bin arm, und muß mir selbst meinen Unterhalt suchen; ich habe kein eignes Vermögen, sondern muß mein Brod im Dienste erwerben: aber bin ich darum schon schändlich? Hab' ich schon zwischen Freunden oder Familien Uneinigkeit gestiftet? gelogen? geschmeichelt? Hab' ich Meineide geschworen, oder die Unschuld verführt? – Ich will mich lieber auf eine kümmerliche Art durchhelfen, als im Ueberfluß schändlich leben.
KARL. Es kann sein, daß ich Dir Unrecht that, – und wenn ich auch nur ein Wort zu viel sprach, so vergieb mir, und sage, was Du mir zu sagen hättest.
FLIEGE. Es betrifft Sie; und blos aus Rechtschaffenheit und Liebe zu Ihnen, hab' ich Sie aufgesucht, ob es gleich einigermaßen Unrecht ist, daß ich gegen das Interesse meines Herrn handle. – So hören Sie denn, Ihr Herr Vater ist so eben im Begriff, Sie zu enterben.
KARL. Wie?
FLIEGE. Er will Sie ganz wie einen wildfremden Menschen behandeln; und weil mir das im Herzen wehe that, kam ich hieher es Ihnen zu sagen.
KARL. Unglaublich! Unmöglich! – Mein Vater kann nicht so unnatürlich sein. –
FLIEGE. Die Rechtschaffenheit zweifelt immer an dem, was nicht gut ist. Ich will Ihnen aber noch mehr sagen. Es ist schon geschehen, oder geschieht doch in diesem Augenblick; und wenn es gefällig wäre, mit mir zu gehn, so wollt' ich Sie an einen Ort führen, wo Sie selbst alles mit anhören könnten. –
KARL. Ich bin vor Erstaunen außer mir.
FLIEGE. Wenn es nicht wahr ist, so nennen Sie mich einen Schurken, und strafen mich, so hart Sie nur immer wollen. – Das Herz blutet mir. –
KARL. Komm, ich will mit Dir gehn. – Beide gehn ab.
Zweiter Aufzug
(Das Zimmer aus dem ersten Akt.)
Erster Auftritt
V. FUCHS kömmt im Schlafrock aus dem Zimmer im Hintergrunde.
V. FUCHS. Das war ein vortrefflicher Wein, und die Pasteten nicht weniger. Nun fehlt noch Fliege, der mir gute Nachrichten von Louisen bringt, und mein Glück ist vollkommen. –
FRIEDRICH kömmt herein.
FRIEDRICH. Madam Murner –
V. FUCHS, bei Seite. O ich wollte! – Laß sie hereinkommen. – Er setzt sich in seinen Stuhl. – Giebt es denn keine reinen Freuden auf dieser Erde?
Zweiter Auftritt
V. FUCHS. MADAM MURNER.
M. MURNER. Ich habe die Ehre, Ihnen einen guten Tag zu wünschen. – Wie haben Sie geruht? Wie gespeist? Wie ist Ihr Appetit? – Immer noch so matt? Haben Sie noch immer das Brennen in der Kehle? den beständigen Durst?
V. FUCHS. O freilich, freilich. Mir hilft keine Medicin. – Und wie geht es Ihnen, Madam Murner?
M. MURNER. Was das Schlafen anbetrifft, leidlich. Vor drei Wochen war ich eine Zeitlang mit Insomnien geplagt; mein Doktor hat mir aber das Lesen, und sogar das zu viele Denken, streng verboten, und seitdem habe ich mehr Ruhe. – Mit dem Appetit – Sie sieht in einen