Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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wußte nicht, wie lange er, in Gedanken versunken, am Seeufer gesessen hatte, als plötzlich Stimmengewirr zu ihm herandrang. Die Stimmen kamen von rechts, sie näherten sich und wurden allmählich deutlicher. Er unterschied französische Laute, Wortfetzen, die der leichte Wind vom See her zu ihm herübertrug. Er glitt unwillkürlich hinter den Baum, unter dem er gesessen hatte, und verschmolz mit dem Stamm. Plötzlich zuckte er zusammen: Das gab es doch nicht. Das war doch unmöglich. Ihm stockte der Atem, er glaubte sich von einem Spuk genarrt. Aber dann wurde die Stimme, die da sprach, deutlich, er hörte den scharfen, befehlsgewohnten und Widerspruch von vornherein ausschließenden Ton. Diese Stimme gab es nur einmal. Mochte es zusammenhängen wie es wollte, einer der beiden Männer, die da, französisch miteinander sprechend, herankamen, war Edmund Hotham, sein Vetter, der Mann, dessen er eben noch grollend gedacht hatte. Dann sah er die Umrisse zweier Männer sich schattenhaft vom Spiegel des Wassers abheben. Der zweite Mann – er vermochte Einzelheiten nicht zu erkennen – war seiner holprigen Aussprache und seiner Akzentuierung nach ein Indianer, der andere aber, jeder Zweifel war ausgeschlossen, sein Vetter Hotham.

      »Mein Freund mag ruhig sein, ich habe die zwanzig Krieger selbst ausgewählt«, sagte der Indianer. »Sie sind ihnen auf den Fersen. Der hungrige Wolf kann nicht eifriger einer Spur folgen als meine jungen Leute. Sie haben noch einen anderen Grund. Bei den Yengeese weilt ein Miamihäuptling, ein räudiger Hund, der den großen Mona-ka-wache aus dem Hinterhalt abschoß. Mein Bruder glaube mir: wir werden sie finden.«

      »Und wenn sie sich längst zu den englischen Truppen oder zu den Engländern befreundeten Stämmen durchgeschlagen hätten?«

      »Sie können soweit noch nicht sein. Ob sie sich nun nach Osten oder Westen gewandt haben, meine Krieger finden sie. Der weiße Mann mag mir glauben. Der weiße Mann hat viel Geld gegeben; die Seneca kennen den Wert des Geldes; sie wissen, was sie an Büchsen und Decken dafür kaufen können. Er kann sich auf sie verlassen.«

      »Ich verdoppele die Summe, sobald ich Gewißheit habe, daß der Mann nicht mehr lebt«, sagte der Weiße.

      »Er soll sterben wie die anderen. O-kon-tha gab sein Wort; er wird es halten. Die Seneca sind bereit, hundert Krieger zu opfern, um den Miami zu fangen. Die Huronen sind den Seneca befreundet. Die weißen Leute, deren Tod mein Bruder wünscht, befinden sich bei dem Miami. Sie werden alle nicht entkommen. Im Osten stehen Franzosen und Huronen, im Westen – aber mein Bruder wird sehen. Er wolle jetzt mit mir in das Kanu steigen, ich bringe ihn zum Lager der Krieger aus den Kanadas. O-kon-tha muß dann zu den Seinen zurück.«

      Der von wilden Gefühlen geschüttelte Waltham sah zähneknirschend, wie die beiden Männer ein im Ufergebüsch bereitliegendes Kanu bestiegen und in den See hineinfuhren. Bald tauchten sie in der Dunkelheit unter.

      Richard Waltham war wie gelähmt; er vermochte sich nur schwer aus seiner Erstarrung zu lösen. Dann war es, als zöge sich ein eiserner Ring um sein Herz. Dieser Schuft! dachte er. Soweit gehen Ehrgeiz und Geldgier also, daß sie selbst den Verrat nicht scheuen. Ein Mann, der auf den englischen Pairstitel Anspruch erhebt, konspiriert mit dem Landesfeind! Scheut sich nicht, mitten im Krieg die Hilfe des Feindes für seine persönlichen Schurkereien zu erkaufen! Dann kamen die nüchternen Überlegungen: So nahe also stand der Feind! In den Wäldern Irokesen und jenseits des Sees französische Truppen! Er erhob sich schwerfällig und ging nach der Blockhütte zurück. Er hatte sie noch nicht erreicht, als ihm der Miami entgegenkam. Mit hastigen Worten flüsterte der Weiße ihm zu, was er soeben erlauscht hatte.

      Das Gesicht des Häuptlings verdüsterte sich, dann verzogen sich seine Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. »Finden nicht Spur«, sagte er, »zu viel Fels. Denken auch nicht, daß wir nach Westen gehen, suchen nach Osten. Hier nicht gut. Sicher viel Seneca und Oneida im Wald. Können Spur nicht verbergen. Großer Büffel zu schwer. Wenn Sonne da, Seneca werden sehen.«

      »Was also tun, Falke?«

      »Ni-kun-tha wird warten, bis der Seneca zurückkommt.«

      »Töte ihn nicht, Falke. Das würde sie uns erst recht auf den Hals hetzen.«

      »Nicht töten. Verfolgen. Sehen, wo Seneca schlafen.«

      »Ja, das ist gut, Falke.«

      »Du gehen zu Shanty zurück. Wecken alle. Zu viele Feinde. Wenn Eule schreit, dann Gefahr.«

      Der Indianer entfernte sich in der Richtung, aus der Waltham gekommen, und dieser ging zur Blockhütte zurück. Er weckte die Gefährten bis auf Way-te-ta und berichtete ihnen sein Erlebnis.

      Der alte Burns zeigte sich besorgter als je zuvor. Selbst John schien einigermaßen ratlos, und Bob äußerte den Wunsch, das ganze Irokesengezücht möchte nur einen Hals haben, damit er ihm die Gurgel zudrücken könne.

      Indessen erkletterte Ni-kun-tha draußen eine hochragende Fichte, von der aus er die ganze Fläche des Sees zu überblicken vermochte. In der Entfernung von einigen Meilen sah er die hellen, glühenden Punkte der französischen Wachfeuer. Dort mochten die Truppen liegen, von denen der Seneca gesprochen hatte. Er stieg wieder hinab, verbarg sich in der Nähe der Stelle, wo das Kanu gelegen hatte und wartete geduldig. Eine der besten indianischen Eigenschaften ist das geduldige Wartenkönnen.

      Es verging ein Weilchen, bis er den regelmäßigen Schlag eines Ruders vernahm. Er sah aus seinem Versteck heraus den Irokesen landen und in den Wald hineingehen, einem schmalen, mit dem Tomahawk roh ausgehauenen Pfade folgend.

      Ni-kun-tha folgte ihm mit den geschmeidigen Bewegungen einer Wildkatze. Sie mochten an die fünfhundert Schritte zurückgelegt haben, als der Miami Feuerschein durch die Baumstämme schimmern sah. So nahe also lagerte der Feind? Wunderbar genug, daß sie das Shanty erreicht hatten, ohne bemerkt zu werden.

      Der junge Miami fühlte eine starke Versuchung, dem Senecakrieger sein Messer in den Nacken zu stoßen; er erlag ihr nicht, sagte er sich doch, daß ein kleiner Schrei des Mannes das ganze Lager in Aufruhr bringen würde. Er wußte jetzt, wo die Irokesen lagerten. Offenbar waren es dieselben Leute, die mit Mona-ka-wache den Fluß herabgekommen waren, dessen Leben seine Kugel ein Ende bereitet hatte.

      Er ging vorsichtig und nach allen Seiten sichernd nach dem Shanty zurück, wo man ihn schon sehnsüchtig erwartete. »Sehen Franzosenlager, Irokesenlager. Kommen, nehmen Kanu, gehen auf See«, sagte er kurz, »Wasser keine Spur.«

      Sie ergriffen das Kanu, das sie vorsorglich mitgenommen hatten, und gingen zum Ufer. Ni-kun-tha und John griffen zu den Rudern. Auf Weisung des Indianers fuhren sie quer über das Wasser zu einem Punkt, der etwa die Mitte zwischen den feindlichen Lagern bildete.

      Sie spähten, sich dem Ufer nähernd, nach einer Bachmündung aus, erschien es doch gefährlich, unmittelbar das Land zu betreten. Hunderte scharfer Augen lauerten rundum in den Wäldern. Es mußte damit gerechnet werden, daß Läufer den See abstreiften. Nach vergeblichem Suchen glaubten sie zwischen dem den Uferrand säumenden Schilf eine Öffnung zu erblicken und lenkten das Kanu darauf zu. Es zeigte sich gleich darauf, daß sie nicht in eine Bachmündung, sondern in einen Sumpf einliefen, der von Schilfinseln und Bäumen durchsetzt, sich weit auszudehnen schien. Sie fuhren in der Dunkelheit hin und her; augenscheinlich hatten sie sich bereits ziemlich weit vom Seeufer entfernt. Es schien äußerst bedenklich, sich noch weiter zu wagen, zumal niemand wissen konnte, wie weit das Sumpfgebiet sich erstreckte. Sie hielten deshalb im Schilf und erwarteten die Morgendämmerung.

      Der Aufenthalt in dem schmalen indianischen Kanu war für alle reichlich unbequem, da keiner die Glieder zu rühren vermochte, die allmählich in der Feuchtigkeit zu erstarren begannen. Vor allem Bob wußte kaum noch, wie er seine gewaltigen Gliedmaßen unterbringen sollte.

      Way-te-ta verhielt sich

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