Charles Fourier: Sein Leben und seine Theorien. Bebel August

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Charles Fourier: Sein Leben und seine Theorien - Bebel August

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wandte sich denn Fourier nacheinander bald direkt, bald indirekt an alle ihm jeweilig zugängig erscheinenden Kreise und Personen, um diese für sein System zu interessiren und von ihnen die Mittel zur Begründung der Versuchsphalanx zu erlangen. Er schilderte ihnen den eigenen materiellen Vortheil, wie die Ehren und den Ruhm, den sie dadurch bei Mit- und Nachwelt erlangten, in den glänzendsten, glühendsten Farben. So suchte er abwechselnd und nacheinander Napoleon, französische Volksvertreter, den Adel und Klerus der Restauration, die Bourbonen, die englischen Großen, die sich für das gleichzeitig auftauchende Robert Owen'sche Assoziationsprojekt in New-Lamark interessirten, die Liberalen, ferner seine wüthendsten Gegner, die Philosophen, Rothschild, dem er ein Königreich Jerusalem in Aussicht stellte, Lord Byron, George Sand und nach der Julirevolution die Herren von Lafitte und Thiers, die emigrirten Polen etc. zu gewinnen. Er versuchte schließlich selbst mit den Saint Simonisten, insbesondere mit Enfantin, Fühlung zu bekommen. Die Saint Simonisten benutzten zwar theilweise seine Theorien, indem sie dieselben mit ihren Lehren vermischten, aber auf Weiteres ließen sie sich nicht ein.

      Alles war also vergeblich. Die Einen fanden sich unter der bestehenden Ordnung so wohl, daß sie keine Sehnsucht nach einer anderen hatten, Andere, die Wohlwollenden, hielten seine Ideen für unausführbar, sahen in denselben eine schöne Illusion oder Vision, die Dritten zuckten die Achsel und lachten über ihn als einen Träumer und Narren. Dieser Widerstand, diese Ungläubigkeit, die Fourier unbegreiflich fand und auf bösen Willen oder Vorurtheil zurückführte, denn er selbst glaubte an sich und sein System wie je ein Neuerer daran geglaubt hat, wird unser Zeitalter sehr natürlich finden. Wir wissen Alle, daß Entwicklungsperioden, die Bestehendes von Grund aus umgestalten sollen, nie durch noch so scharfsinnig und detaillirt ausgedachte, fertige Pläne von einer Idealgesellschaft herbeigeführt werden, auch nicht, wenn die größten finanziellen Mittel und das größte Wohlwollen mächtiger Persönlichkeiten dahinter steht, sondern daß die Umgestaltung aus dem Entwicklungsprozeß der ganzen Gesellschaft sich vollzieht und, wenn die Bedingungen einer neuen Gesellschaftsformation vorhanden sind, diese sich mit elementarer Gewalt auch Bahn bricht. Sie wird nicht gemacht, sie vollzieht sich, und stets unter der Form von Klassenkämpfen, gegen den Willen der alten Gesellschaftsschichten.

      Fourier will in seiner Phalanx Kapital, Arbeit und Talent berücksichtigen und zwar in der Weise, daß die Arbeit Fünfzwölftel, das Kapital Vierzwölftel, das Talent Dreizwölftel des Ertrags zugewiesen erhält. Die beiden Geschlechter sind vollkommen gleichberechtigt, sie arbeiten, vergnügen und lieben sich miteinander, wie die Neigung sie zu einander führt. Wie alle Thätigkeit und die Vergnügen gemeinsam sind, so ist auch die Kindererziehung eine gemeinsame. Die Kinder sind das dritte neutrale Geschlecht, ihrer Erziehung widmet er in seinen Werken einen breiten und hochinteressanten Raum. Es existiren nicht viele Menschen, die, wie Fourier, die menschliche Gesellschaft in allen Lebensaltern und Lebensstellungen beobachteten und studirten, und so hat er auch den Kindescharakter mit wunderbarer Gründlichkeit und Tiefe erfaßt und darauf sein Erziehungssystem begründet. Es wird keinen Pädagogen geben, der nicht heute noch die bezüglichen Kapitel mit großem Vergnügen und mit Nutzen liest.

      Die Kinder werden vom ersten Tage der Geburt ab gemeinsam in großen, für diesen Zweck auf's Bequemste und Opulenteste eingerichteten Sälen gepflegt und erzogen. Ihre Pflege übernehmen Pflegerinnen von verschiedenem Lebensalter, die sich freiwillig und aus Trieb, wie bei Allem, was in der Phalanx geschieht, diesem Dienste widmen. Sobald sich der Charakter der Kinder entwickelt, werden sie darnach in die verschiedenen Säle vertheilt. Die Pflegerinnen sind in Serien und Gruppen organisirt, sie sind Tag und Nacht zugegen und werden in den üblichen Zwischenräumen abgelöst. Die Mütter können nach Neigung unter den Pflegerinnen leben. Fourier meint aber, die Mehrzahl werde es vorziehen, ihren gewohnten Beschäftigungen und Unterhaltungen nachzugehen und nur in den Stunden der Nahrung sich einfinden, überzeugt, daß ihren Kleinen Nichts fehlt und Nichts abgeht. Für Spielen und Unterhaltungen der Kleinen ist reichlich gesorgt. Vom dritten Lebensjahre ab werden sie nach ihrem Alter klassifizirt und spielend in die verschiedenen leichten Beschäftigungen des Haushalts eingeführt und zu Handarbeiten angehalten. Jeder Zwang ist ausgeschlossen. Zweckdienlich eingerichtete Spielsäle, Küchen, kleine Werkstätten, mit kleinen Werkzeugen und Maschinen versehen, geben ihnen Gelegenheit, ihre Triebe und Fähigkeiten zu bethätigen. Der eigentliche geistige Unterricht beginnt erst mit dem neunten Jahr, nachdem inzwischen die körperliche Erziehung, die unter dem Namen der „Oper“ Gesänge, Tänze, Musik, körperliche Uebungen aller Art umfaßt, um die Kinder gewandt zu machen, zu richtigem Maß und Ausdruck im Sprechen, in Geberden und Bewegungen zu erziehen, eine feste Grundlage erlangt hat. Die Erziehung währt in verschiedenalterigen Abstufungen bis zur vollständigen körperlichen Reife der Geschlechter, also bis zum 16., 18. und selbst 20. Lebensjahr. Wir kommen bei der späteren Darlegung der Fourier'schen Theorien auf diese Dinge ausführlicher zurück.

      Das Verhältniß der beiden Geschlechter zueinander ist im Fourier'schen System das denkbar freieste. Die Kritik, die Fourier an die Beziehungen der Geschlechter in unserer Gesellschaft, an die Form der heutigen Ehe mit ihren Auswüchsen, ihrer Käuflichkeit, ihrer Heuchelei, ihrem Zwange gegen den einen oder anderen, oder gegen beide Theile, übt, gehört zu dem Schärfsten, was hierüber geschrieben wurde.

      Die Kritik der Beziehungen der Geschlechter zu einander, wie die Kritik des Handels, den er wie kein Zweiter kannte, zogen ihm hauptsächlich die Entrüstung und den Zorn der Gegner zu, verletzten Diejenigen am meisten, die in dem einmal Ueberlieferten die beste der Welten sahen. Mit seiner Theorie der freien Liebe, seiner Darstellung der sechsunddreißig Arten der Hahnreischaft und des Ehebruchs, die nach ihm existiren und die er noch zu vervollständigen sich anheischig machte; mit seiner Bloßlegung der lügnerischen und gaunerhaften Praktiken des Handels, des Geld- und Lebensmittelwuchers, des Schachers mit Grundstücken und Effekten, der Börsenmanöver, hatte er in verschiedene und sehr gefährliche Wespennester gestochen. Er rief einen solchen Sturm gegen sich wach, daß er selbst später für angemessen fand, zu erklären, Alles, was er über die Beziehungen der Geschlechter in seinen Schriften ausgeführt habe, könne erst von der dritten Generation ab, nach Gründung seines Systems, zur Durchführung kommen. Die jetzt noch übermäßig herrschenden Vorurtheile, wie die physischen Uebel und Gebrechen, die das gegenwärtige System erzeugt habe, müßten erst allmälig ausgerottet werden. Dagegen fuhr er fort, durch historische Darlegung und Kritik der geschlechtlichen und der Eheverhältnisse bei den alten Völkern, besonders an der Hand der Bibel, ihrer Erzählungen über die Nachkommen der ersten Menschen, die Lebensweise der Erzväter, dann David's, Salomo's u. s. w. nachzuweisen, welche Phasen die Geschlechtsverhältnisse der Menschen durchgemacht und wie wenig Anstoß selbst Gott daran genommen habe, indem er allen diesen aus dem alten Testament angeführten Personen fortgesetzt sein Wohlwollen und seine Gnade erhalten habe.

      Unter den neuen Lebensverhältnissen, die Fourier erstrebt, genießen die Menschen nicht nur das volle Glück, sie werden auch bei ihrer gesunden und naturgemäßen Lebensweise ein sehr viel höheres Lebensalter erreichen, als heute. 144 Jahre werden das Durchschnittsalter sein. Sie könnten also wenigstens volle achtzig Jahre die Liebe genießen, was doch wohl, wie er meint, eine zu lange Zeit sei, um mit einem Mann oder einer Frau ausschließlich leben zu sollen, „täglich von derselben Platte zu essen“. Da ferner mit dieser längeren Lebensdauer auch die Vermehrung der Menschen entsprechend wachse, sei Urbarmachung neuen Bodens, Ansiedelung in bisher wenig bevölkerten Ländern und Erdtheilen geboten. Aber auch dieses Hülfsmittel werde bald der Vermehrung ein Ziel setzen, wenn nicht gleichzeitig mit der Entwicklung des Menschengeschlechts durch die neue soziale Organisation unser Erdball in klimatischer Beziehung bis zum höchsten Nord- und Südpol eine vollständige klimatische Umwandlung durchmache, die auch auf den anderen Planeten und Fixsternen ähnlich sich vollziehen soll.

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