Die wichtigsten Werke von Oscar Wilde. Оскар Уайльд

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Die wichtigsten Werke von Oscar Wilde - Оскар Уайльд

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von einem anderen sprechen.«

      »Unser Wirt ist ein entzückendes Thema. Vor vielen Jahren nannte man ihn den Prinz Märchenschön.«

      »Ach! Erinnere mich nicht daran!« rief Dorian Gray.

      »Unser Wirt ist recht greulich heute abend«, antwortete die Herzogin und errötete. »Er denkt wohl, Monmouth habe mich nur aus wissenschaftlichen Gründen geheiratet, weil ich das beste Musterbeispiel eines modernen Schmetterlings bin.«

      »Ich hoffe aber, er wird Sie nicht auf Stecknadeln spießen, Frau Herzogin«, lachte Dorian.

      »Oh! Das besorgt schon meine Kammerjungfer, Herr Gray, wenn sie sich über mich ärgert.«

      »Und worüber ärgert sie sich, Frau Herzogin?«

      »Über die geringsten Dinge, Herr Gray, glauben Sie nur! Gewöhnlich, wenn ich zehn Minuten vor neun nach Hause komme und ihr sage, daß ich bis halb neun angezogen sein muß.«

      »Wie unvernünftig von ihr! Sie sollten ihr den Laufpaß geben!«

      »Das wag' ich nicht, Herr Gray. Sie erfindet nämlich meine Hüte. Sie erinnern sich nicht an den Hut, den ich auf Lady Hilstones Gartenfest getragen habe? Natürlich nicht, aber es ist hübsch von Ihnen, daß Sie so tun. Also der war geradezu aus nichts gemacht. Alle guten Hüte werden aus nichts gemacht.«

      »Wie jeder gute Ruf, Gladys!« unterbrach Lord Henry. »Jede Wirkung, die man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß eine Mittelmäßigkeit sein, wenn man eine Beliebtheit sein will.«

      »Nicht unter Frauen«, sagte die Herzogin und schüttelte den Kopf; »und Frauen regieren die Welt. Ich behaupte steif und fest, wir können Mittelmäßigkeiten nicht vertragen. Wir Frauen, hat mal jemand gesagt, lieben mit den Ohren, gerade so, wie ihr Männer mit den Augen liebt, wenn ihr überhaupt liebt.«

      »Es scheint mir, daß wir überhaupt nie etwas anderes tun«, flüsterte Dorian.

      »Ach! Herr Gray, dann lieben Sie nie in Wirklichkeit«, antwortete die Herzogin wie in spöttischer Trauer.

      »Meine liebe Gladys!« rief Lord Henry. »Wie kannst du das sagen? Die Romantik lebt von Wiederholung, und die Wiederholung verwandelt jeden Anreiz in Kunst. Übrigens, jedesmal, wenn man liebt, ist es das erstemal, daß man geliebt hat. Die Verschiedenheit des Objektes verändert die Einzigkeit der Leidenschaft nicht. Sie macht sie nur stärker. Wir können im Leben bestenfalls nur ein einziges großes Erlebnis haben, und das Geheimnis des Lebens besteht darin, dieses Erlebnis so oft als möglich zu wiederholen.«

      »Selbst wenn es einen verwundet hat, Harry?« fragte die Herzogin nach einer Pause.

      »Besonders wenn es einen verwundet hat«, entgegnete Lord Henry.

      Die Herzogin wandte sich um und sah Dorian Gray an mit einem seltsamen Ausdruck in ihren Augen. »Was sagen Sie dazu, Herr Gray?« forschte sie.

      Dorian zögerte einen Augenblick. Dann warf er den Kopf zurück und lachte. »Ich stimme mit Harry immer überein, Frau Herzogin.«

      »Auch wenn er unrecht hat?«

      »Harry hat nie unrecht, Frau Herzogin.«

      »Und macht Sie seine Philosophie glücklich?«

      »Glück habe ich nie gesucht. Wer braucht Glück? Ich habe Vergnügen gesucht.«

      »Und gefunden, Herr Gray?«

      »Oft. Zu oft.«

      Die Herzogin seufzte. »Ich suche Frieden,« sagte sie, »und wenn ich jetzt nicht gehe und mich anziehe, habe ich ihn heut abend nicht.«

      »Lassen Sie mich Ihnen ein paar Orchideen holen, Frau Herzogin!« rief Dorian, sprang auf und ging ins Gewächshaus hinunter.

      »Du flirtest ganz schändlich mit ihm«, sagte Lord Henry zu seiner Kusine. »Du solltest dich lieber in acht nehmen. Er kann sehr faszinieren.«

      »Wenn er es nicht könnte, gäb's keinen Kampf.«

      »Also Griechen kämpfen gegen Griechen?«

      »Ich bin auf seiten der Trojaner. Sie kämpften für ein Weib.«

      »Sie wurden besiegt.«

      »Es gibt ärgere Dinge als Gefangenschaft«, erwiderte sie.

      »Du galoppierst mit verhängtem Zügel.«

      »Das Tempo macht Leben«, war die Antwort.

      »Ich will mir das heut abend in mein Tagebuch schreiben.«

      »Was?«

      »Daß ein gebranntes Kind das Feuer liebt.«

      »Ich bin noch nicht einmal versengt. Meine Flügel sind unberührt.«

      »Du gebrauchst sie zu allem, nur nicht zur Flucht.«

      »Der Mut ist von den Männern zu den Frauen gewandert. Das ist ein neues Erlebnis für uns.«

      »Du hast eine Rivalin.«

      »Wen?«

      Er lachte. »Lady Narborough«, flüsterte er. »Sie betet ihn an.«

      »Du machst mir Angst. Die Beschwörung des Altertums ist für uns Romantiker stets gefährlich.«

      »Romantiker! Du hast alle Methoden der Wissenschaft.«

      »Männer haben uns erzogen.«

      »Aber nicht erklärt.«

      »Gib uns eine Definition unseres Geschlechtes«, forderte sie ihn heraus.

      »Sphinxe ohne Geheimnisse.«

      Sie sah ihn lächelnd an. »Wie lange Herr Gray wegbleibt«, sagte sie. »Wir wollen ihm helfen. Ich habe ihm noch nicht einmal die Farbe meines Kleides angegeben.«

      »Pah! Du mußt dein Kleid seinen Blumen anpassen, Gladys.«

      »Das wäre eine zu frühe Übergabe.«

      »Die romantische Kunst beginnt mit dem Höhepunkt.«

      »Ich muß mir die Möglichkeit des Rückzuges offen halten.«

      »Wie die Parther?«

      »Sie fanden Schutz in der Wüste. Mir wäre das nicht möglich.«

      »Man läßt den Frauen nicht immer die Wahl«, entgegnete er; aber kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, als von dem äußersten Winkel des Gewächshauses her ein unterdrücktes Stöhnen kam, dem das dumpfe Geräusch eines schweren Falles folgte. Alles sprang auf. Die Herzogin stand regungslos da vor Schreck. Mit ängstlichen Augen stürzte Lord Henry durch die wehenden Fächer der Palmen und fand Dorian Gray in einer todesähnlichen Ohnmacht am Boden liegend, mit dem Gesicht auf den kühlen Fliesen.

      Er wurde sofort in den blauen Salon gebracht und auf

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