Butler Parker 117 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 117 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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fand. Er wußte sich darauf einen Vers zu machen. Agatha Simpsons Temperament schien wieder mal mit ihr durchgegangen zu sein.

      »Die Tasche«, sagte der erste Mann.

      »Und zwar ein bißchen plötzlich«, sagte der zweite. Dann schob er seine rechte Hand in die Tasche seines angerissenen Jacketts und machte deutlich, daß er noch über eine Schußwaffe verfügte.

      »Sind die Herren sicher, sich an die richtige Adresse gewandt zu haben?« erkundigte sich Parker, während seine Herrin einen grimmigen Eindruck machte.

      »Die Lady scheint die falsche Tasche erwischt zu haben«, sagte der erste Mann jetzt vermittelnd.

      »Etwas plötzlich, sonst ist hier gleich der Teufel los«, drohte der zweite Mann gereizt.

      »Man wird Ihre Wünsche möglicherweise respektieren«, gab Josuah Parker würdevoll zurück und musterte die beiden Männer, die ihm sehr bekannt vorkamen. »Gehe ich recht in der Annahme, Sie in einem Morris gesehen zu haben?«

      »Die Tasche her!« Der erste Mann verlor die Geduld.

      »Oder seid ihr scharf auf blaue Bohnen?« erkundigte sich der zweite Mann.

      »Mitnichten«, erwiderte Josuah Parker höflich und ... wurde dann sehr aktiv. Drohungen dieser Art konnte er nicht vertragen. Er sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, erzieherische Maßnahmen zu ergreifen. Sein altväterlich gebundener Universal-Regenschirm wurde in Sekundenbruchteilen zu einer gefährlichen Waffe.

      Der erste Mann quiekte betroffen, als die stählerne Zwinge sich in seine empfindliche Magenpartie bohrte. Bevor der zweite Mann reagieren konnte, machte er Bekanntschaft mit dem Bambusgriff, der mit Blei gefüllt war. Die Kinnlade des Mannes knirschte, worauf der Mund sich schief stellte. Anschließend taumelte der Mann zurück und hatte das Pech, in die Reichweite der älteren Dame zu gelangen.

      Er hätte sich besser für eine andere Richtung entschieden ...

      Agatha Simpson ließ sich die Möglichkeit nicht entgehen. Ihr Pompadour schwang hoch und legte sich auf die Brust des vorkippenden Mannes. Der Getroffene wurde zurückgeworfen und setzte sich entgeistert auf seinen Hosenboden. Er wollte noch etwas sagen, doch erst jetzt stellte sich die volle Wirkung des im Pompadour befindlichen »Glücksbringers« ein. Der Mann schloß daraufhin die Augen und verzichtete auf jede Diskussion.

      Der von der Schirmzwinge Getroffene litt immer noch unter Luftschwierigkeiten und verbeugte sich unwillkürlich in Richtung Lady Simpson.

      Parker trat höflich zurück und lüftete seine schwarze Melone.

      »Ich möchte Mylady nicht vorgreifen«, sagte der Butler dazu in seiner unnachahmlichen Art.

      »Was ich mir auch ausgebeten haben möchte!« Agatha Simpson sah den Butler kurz, aber streng an, um ihren Pompadour dann noch mal in Pendelschwingungen zu versetzen.

      Der zweite Mann setzte sich neben den ersten und bereute seine Unhöflichkeiten.

      »Eine Erziehung haben diese jungen Leute von heute! Es ist einfach nicht zu glauben.« Agatha Simpson war entrüstet, maß die beiden Männer mit einem strafenden Blick und bestieg dann den Wagen, dessen Tür Parker höflich schloß. Dann setzte er sich ans Steuer und verließ den Parkplatz.

      »Wissen Mylady möglicherweise, was sich in der Aktentasche befindet?« erkundigte sich Parker, als er die Straße erreicht hatte. Ein Blick in den Rückspiegel hatte ihm gezeigt, daß der kleine Zwischenfall auf dem Parkplatz von der Öffentlichkeit nicht bemerkt worden war. Dazu war erfreulicherweise alles zu schnell geschehen.

      »In der Tasche befindet sich wahrscheinlich Wettgeld«, erwiderte die Detektivin animiert. »Sagt Ihnen der Name Joe Calster etwas, Mister Parker?«

      Der Butler bemühte sich ehrlich, sein tiefes Luftholen nicht zu zeigen, doch es gelang ihm nur recht unvollkommen.

      »Joe Calster«, wiederholte Agatha Simpson noch mal, aber bedeutend lauter. »Schnaufen Sie nicht, antworten Sie lieber!«

      »Mister Joe Calster, Mylady, gilt in eingeweihten Kreisen als der Chef einer Bande, die sich mit verbotenem Wettspiel befaßt«, erklärte der Butler, der sich wieder unter Kontrolle hatte. »Besagter Joe Calster soll ein äußerst bedenkenloser, ja, fast brutaler Gangster sein.«

      »Dann wird es höchste Zeit, diesem Subjekt gute Manieren beizubringen«, entschied Agatha Simpson unternehmungslustig und rückte sich wohlig auf dem Sitz zurecht. »Ein guter Nachmittag, Mister Parker, finden Sie nicht auch?«

      *

      Dr. Harold Bushford war groß, schlank und elegant, ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren.

      Er sah gereizt auf, als Agatha Simpson sich in seine Ordination schob, kniff dann ratlos die Augen zusammen und wußte mit der majestätischen Erscheinung der älteren Dame nichts anzufangen. Vielleicht hatte er sofort erkannt, daß diese Frau ganz sicher keine psychiatrische Hilfe brauchte, dazu sah sie einfach zu dynamisch aus.

      »Wer hat Sie hereingelassen?« fragte er, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte. »Ich habe keine Sprechstunde mehr. Hat meine Sprechstundenhilfe Ihnen das nicht gesagt? Miß Merlin! Miß Merlin, wo stecken Sie denn?«

      Kay Merlin erschien.

      Die Sprechstundenhilfe des Psychiaters war eine adrette Blondine von etwa dreißig Jahren, ein wenig mollig wirkend. Sie machte einen leicht verstörten Eindruck und sorgte dafür, daß sie nicht zu nahe an Agatha Simpson herankam.

      »Miß Merlin ist unschuldig«, raunzte die Detektivin den Psychiater an. »Sie hätte mich niemals aufhalten können, Doktor. Ich habe nämlich mit Ihnen zu sprechen.«

      »Das ist Lady Simpson, Doktor«, flüsterte die Sprechstundenhilfe beeindruckt.

      »Ich habe meine festen Sprechstunden«, gab Dr. Bushford zurück. »Bitte, Mylady, machen Sie mit meiner Sprechstundenhilfe einen passenden Termin aus! Ich bin überbeschäftigt.«

      »Sie suchen nach der ›Wanze‹, nicht wahr?« Agatha Simpson schloß vor Kay Merlins Nase die Tür und marschierte zum Schreibtisch, hinter dem Dr. Bushford stand.

      »Sie wissen?« Der Psychiater sah die ältere Dame überrascht an.

      »Mein Butler war schon bei Ihnen«, erklärte sie und ließ sich in dem Besuchersessel nieder. »Sie waren sehr zurückhaltend, Doktor, was den Namen Ihrer Patientin betrifft.«

      »Den kann ich nicht nennen, Mylady«, schränkte der Psychiater ein. »Ich müßte vorher mit ihr reden und ihr Einverständnis einholen.«

      »Haben Sie die Dame bereits informiert, Doktor?« Agatha Simpson sah den Mann scharf an.

      »Wie komme ich eigentlich dazu, Ihre Fragen zu beantworten?« brauste Dr. Bushford auf. »Dieser Fall geht nur die Polizei etwas an.«

      »Haben Sie sie bereits verständigt, Doktor?«

      »Ich habe jetzt keine Zeit mehr, Mylady.« Dr. Bushfords Stimme klang eisig.

      »Aber ich«, stellte die Detektivin kriegerisch fest. »Obwohl Sie wissen, daß sich hier in Ihrer Ordination eine ›Wanze‹ befindet, haben Sie noch nichts unternommen. Ich nenne das Dummheit und Fahrlässigkeit.«

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