Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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beargwöhnt sie, spioniert heimlich hinter ihr her.

      Als sie sich heute aus seiner heißen Umarmung befreit und in einen der weichen, tiefen Sessel fallen läßt, die schönen langen Beine über die Lehne gestreckt, betrachtet er sie aufmerksam.

      »Du siehst übermüdet aus, Liebling«, sagt er, aus innerer Besorgnis heraus. »Warum schindest du dich so ab? Hast du nicht schon genügend Geld verdient?«

      Sie sieht ihn mit einem rätselhaften Blick an, dann greift sie zur Zigarettendose. Gleichmütig erwidert sie: »Man kann nie genug davon haben.«

      »Du bist wie besessen. Tagsüber schläfst du, machst die nötigsten Besorgungen, und nachts steckst du in dem nervenaufreibenden Betrieb. Wozu, frage ich dich?«

      Sie entzündet die Zigarette, bläst bedächtig das Streichholz aus und legt es in die Aschenschale. »Du fragst zuviel, Frank. Ich habe meine Gründe.«

      »Die möchte ich gern wissen«, beharrt er voller Hartnäckigkeit, die bei ihr ein Stirnrunzeln hervorruft. »Du bist nicht ehrlich zu mir. Ich fühle das. Was verbirgst du eigentlich vor mir?«

      Sie hält die Augen geschlossen. Die dichten Wimpern werfen einen langen Schatten auf die Haut. »Nichts! Was soll ich vor dir verbergen?«

      Ärgerlich erhebt er sich, schwingt sich auf die freie Lehne ihres Sessels und legt den Arm um sie.

      »Wollen wir nicht eine schöne Reise zusammen machen? Nach dem Rhein, nach Heidelberg an den Nekkar. Nach Hamburg? Wohin du willst. Meinetwegen auch ins Ausland.«

      Sie ist leise in seiner Umarmung zusammengezuckt. »Ich möchte hierbleiben. Ich fühle mich wohl hier. Später vielleicht«, vertröstet sie ihn.

      »Dann muß ich wohl gehen«, sagt er enttäuscht. Sie kommt auf ihn zu, legt ihre Hände um seinen Hals und lächelt ihn an.

      »Sei lieb, Frank. Ich bin wirklich fertig für heute. War ein toller Betrieb. Erst noch das Geld nachzählen und die Abrechnung prüfen.« Sie reicht ihm den Mund zum Kuß. Es ist ein kalter, flüchtiger Kuß. Zögernd wendet er sich zum Gehen.

      »Hast du mir die Zeitung besorgt?« fragt sie noch.

      »Sie liegt auf deinem Nachttisch«, erwidert er, setzt seinen Hut auf und verläßt den Raum.

      Wie befreit atmet sie auf, als seine Schritte verklingen. Sie schließt ab und beginnt sich zu entkleiden. Im Badezimmer macht sie sich für die Nacht zurecht und kehrt in einem Hausanzug zurück

      Von dem Nachttisch holt sie sich die Zeitung, wirft sich auf die breite Couch und schaltet die Wandbeleuchtung ein. Eifrig studiert sie das Blatt. Das, was sie sucht, findet sie nicht.

      Grübelnd starrt sie vor sich hin. Frank beginnt unbequem mit seinen Fragen zu werden. Er versucht, in ihre Vergangenheit einzudringen, und das will sie auf jeden Fall vermeiden. Warum er sie immer wieder, wenn auch unbewußt, daran erinnert?

      Kann er nicht zufrieden sein mit dem, was sie ihm gibt? Was sie ihm geben kann? Vielleicht ist sie überhaupt keines tiefen Gefühls fähig?

      Manchmal, wie eben jetzt, empfindet sie etwas wie Ekel vor sich selbst. Sie hat genommen, nur genommen, aber nichts gegeben.

      Sie hat Intrigen gesponnen, hat die Männer gegeneinander aufgebracht und eine wahre Freude daran gehabt. So wie manche das Spiel mit den Karten lieben, so hat sie das Spiel mit Menschenherzen geliebt. Und heute noch kann sie es nicht lassen, dieses prickelnde Gefühl zu empfinden, wenn die Männer sich gegenseitig belauern, daß sie keinen zu freundlich, keinen bevorzugt behandelt. Noch hat sie sich zurückhaltend benommen. Aber wie lange noch, und ihre wahre Natur bricht wieder hervor?

      Frank Bendler – sinnt sie weiter – und lächelt mitleidig dabei. Er ist ein Narr wie all die anderen. Er merkt kaum, daß sie ihn nur duldet, weil sie ihn augenblicklich nötig hat, weil sie im Hintergrund bleiben will und muß.

      Aber das weiß sie jetzt schon. Eines Tages wird sie ihn verlassen wie die anderen. Und sie wird keinen Schmerz dabei empfinden, höchstens Erleichterung, und ein anderer wird seine Stelle einnehmen.

      Ihre Züge sind unerbittlich, kalt, nichts Bezauberndes liegt mehr darin. Weiter arbeitet ihre Phantasie. Plötzlich verwandelt sich der kosige Raum in eine enge Zelle, kahle Kälte ausströmende Wände umschließen sie, und darin lebt ein Mann mit hellen Augen, in denen die Verzweiflung brennt.

      Plötzlich schlägt sie die Hände vor das Gesicht und stöhnt vor sich hin.

      Immer wieder martert sie dieses Bild. Es verfolgt sie unbarmherzig. Aber sie will es nicht sehen… sie will nicht!

      *

      »Ist Herr Meinhardt zu sprechen?« wendet Ulrich Karsten sich an die Dame im Vorzimmer des Bauunternehmers, mit dem er früher gut zusammengearbeitet hat.

      Die Frau sieht sich um, erkennt ihn und erschrickt. »Herr Karsten – Sie?«

      »Ja – ich«, sagt er bitter. »Ist Herr Meinhardt da?«

      »Ja, ich glaube – einen Augenblick, bitte«, stammelt sie und verschwindet. Sie kehrt bald zurück und nähert sich zögernd dem Mann, der immer noch auf demselben Fleck steht.

      »Herr Meinhardt hat eine Besprechung«, erklärt sie. »Es wird etwas dauern –«

      »Ich warte«, fällt er ihr rasch ins Wort und setzt sich auf einen der Stühle, die an der Wand aufgereiht sind.

      Das Mädchen hat hinter seinem Schreibtisch Platz genommen. Karsten sinnt vor sich hin und merkt nicht die Nervosität des Mädchens. Es schiebt Papiere auf der Schreibtischplatte hin und her, ohne etwas damit anfangen zu können. Als der Fernsprecher anschlägt, faßt sie nur zögernd danach. Zögernd legt sie den Hörer in die Gabel zurück.

      »Wollen Sie nicht noch eine Besorgung machen?« wendet sie sich an den ganz in sich versunkenen wartenden Mann. »Es wird doch noch länger dauern, als Herr Meinhardt glaubte.«

      »Eine Besorgung?« Karsten erwacht zur Wirklichkeit. Ich habe nichts zu besorgen, denkt er. »Lassen Sie nur, ich warte«, setzt er aus seinen Gedanken heraus hinzu.

      »Wie Sie wünschen!«

      Und Karsten wartet geduldig. Er hat soviel zu denken und zu überlegen.

      Marion Wendland, die Arbeit, die Vergangenheit, mit der er glaubt, gebrochen zu haben und die Wünsche an die Zukunft.

      »Herr Meinhardt ist abgerufen worden«, reißt ihn die Stimme des Mäd­chens aus der Wirrnis von Gedanken.

      Im Nu ist er hellwach. »Aber – ich sah ihn gar nicht durch das Zimmer gehen.«

      »Er hat sein Zimmer durch den zweiten Ausgang verlassen.«

      Schwerfällig erhebt er sich. »Ach so«, sagt er nur, und in den zwei Worten liegt so viel Bitternis, daß das Mädchen rasch zur Seite sieht.

      Er geht zur Tür. Auf einmal ist das Hoffnungsvolle von ihm gefallen. Seine Schultern neigen sich nach vorn wie unter einer schweren Last.

      »Wenn Sie vielleicht morgen wiederkommen könnten?« Die Stimme ist voll Mitleid, und das kann er am allerwenigsten vertragen.

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