Butler Parker 126 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Butler Parker 126 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 5

»Hudson und Wemloke sind das ebenfalls. Und alle anderen hier, die sich an der Rallye beteiligen. Nein, nein, Mr. Parker, das Bargeld ist kein Problem! Wir müssen herausfinden, wer im Lauf des Nachmittags zahlen wird – und wie er das besorgt.«
»Die zuständige Polizei könnte eine diskrete Beschattung der Teilnehmer vornehmen, Mylady«, schlug Parker vor, obwohl er bereits im voraus wußte, daß seine Herrin darauf niemals einging. Er war sich aber diese Bemerkung schuldig, wie er glaubte.
»Polizei!« Lady Agatha schnaubte verächtlich. »Phantasielose Männer in genormten Anzügen, Hüten und Mänteln werden überall herumstehen und diese Gangster zum Lachen bringen. Davon will ich nichts hören. Das ist unser Fall, falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten!«
»Wie Mylady befehlen!« Parker senkte ergeben den Blick und unterdrückte einen Seufzer.
»Und dieser Fall wird der Stoff für meinen geplanten Bestseller«, redete die selbstbewußte Dame weiter. »Ich spüre es in allen Fingerspitzen, Mr. Parker, daß hier der Kriminalroman meines Lebens auf mich wartet. Agatha Christie wird sich wundern und sich in Grund und Boden ärgern.«
»Mylady haben bestimmte Befehle?« Parker ging auf den geplanten Bestseller erst gar nicht ein. Lady Agatha schrieb ihn schon seit fast einem Jahr, aber war über die erste Zeile noch nicht hinausgekommen. Sie ließ sich immer wieder ablenken und konnte sich für kein Thema entscheiden.
»Handeln Sie nach Ihrem Gefühl«, ordnete die Detektivin an. »Entwickeln Sie Eigeninitiative, Mr. Parker! Ich werde das ebenfalls tun.«
»Darf ich mich erkühnen, Mylady zu warnen?«
»Warnen?« Lady Agatha sah ihren Butler erstaunt an.
»Mylady sollten an diese beiden Fahrer im Jeep denken. Sie werden sich möglicherweise rächen.«
»Das möchte ich mir auch ausgebeten haben«, lautete die grimmige Antwort. »Ich wäre sehr enttäuscht, wenn man sich an mir nicht noch mal vergreifen würde!«
*
Butler Parker hatte das Sporthotel verlassen und lustwandelte gemessen über die Hauptstraße von Richmond. Sein Ziel war der kleine Marktplatz, der gleichzeitig das geschäftliche Zentrum bildete. Hier befanden sich auch die Banken der kleinen hübschen Stadt. Falls Myladys Vermutung richtig war, mußten hier früher oder später einige Teilnehmer der Oldtimer-Rallye auftauchen, um Geld abzuheben.
Während seines Spaziergangs achtete Parker darauf, ob er verfolgt wurde.
Er hatte seinen eigenen Niederschlag noch nicht vergessen und war davon überzeugt, daß er sich aus irgendeinem ihm noch unerfindlichen Grund mißliebig gemacht hatte.
Als er den Marktplatz erreichte, entdeckte er drei Bankfilialen, die in schönen alten Häusern untergebracht waren. Sie lagen praktisch Tür an Tür und ließen sich leicht überwachen. Parker betrat eine nett und vertrauenswürdig aussehende Teestube, bestellte sich Tee, ein wenig Gebäck und beschäftigte sich dann intensiv mit einer Landkarte, die er umständlich ausbreitete. Über den Rand dieser Karte hinweg beobachtete er die drei Eingänge auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes.
Der Butler brauchte nicht lange zu warten.
Zuerst erschien ein gewisser Mr. Stallett, ein untersetzter Endfünfziger, der eindeutig Teilnehmer der Rallye war. Er schaute sich verstohlen nach allen Seiten um, als er die mittlere der drei Banken betrat.
Fast unmittelbar danach tauchte Stanley Hudson auf. Er entschied sich für die linke der drei Banken und machte eine knappe Minute später Platz für Mr. Brakers, einen langen, fast dürren Mann, der gut und gern seine sechzig Jahre alt war und einen weiten, karierten Radmantel trug. Brakers hielt es mit der rechten der drei Banken.
Daß diese Herren nicht den jüngsten Stand der Börsennotierungen studieren wollten, lag für den Butler auf der Hand. Sie hoben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit je fünftausend Pfund ab, um den Forderungen der Erpresser nachzukommen.
Parker erhob sich.
Er hatte die Absicht, sich an Stalletts Fersen zu heften, um die Formalitäten der Geldübergabe zu studieren. Mit etwas Glück konnte er dann einen der Erpresser sogar stellen und überwältigen. Parker wünschte sich ein schnelles Ende dieses Falles. Obwohl bisher nicht viel passiert war, konnten die Dinge doch jederzeit Umschlagen und in einen ernsten Mord münden.
Zu seiner peinlichen Überraschung aber mußte er diesen Versuch aufgeben. Ihm wurde plötzlich schlecht. Er hatte nur wenige Schluck Tee getrunken, doch die mußten seinen Magen bereits nachhaltig verstimmt haben. Parker spürte einen penetranten Brechreiz in sich aufsteigen, stand hastig auf und ging natürlich nicht nach draußen. Er eilte zum Waschraum und bemühte sich um Würde. Dabei besaß er aber noch die Geistesgegenwart, sich die Gesichter der Gäste in der Teestube anzusehen. Ihm entging dabei nicht, daß ein etwa dreißigjähriger Mann ihn irgendwie spöttisch musterte.
Mit Mühe und Not erreichte Parker den Waschraum. Ihm war völlig klar, daß man ihn elegant überlistet hatte. Ihm war jedoch zu übel, um sich darüber gründlich zu ärgern. Er hatte im Moment andere Dinge zu tun.
*
Der junge Mann schob sich vorsichtig ins Hotelzimmer und drückte die Tür leise hinter sich ins Schloß. Er schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein, denn er pirschte sich auf Zehenspitzen an das Badezimmer heran, aus dem das Rauschen und Plätschern von Wasser zu vernehmen war.
Er hatte diesen günstigen Zeitpunkt genau abgepaßt. Vom Korridor aus hatte er das Rauschen der Wasserleitung gehört, dann noch etwa zehn Minuten gewartet und ging jetzt zum Angriff über.
Der Eindringling war etwa achtundzwanzig Jahre alt, schlank, von normaler Größe und zeigte eine leicht deformierte Nase. Trotz eines Jet-Helms war er von einem gewissen »Glücksbringer« hart erwischt worden. Splitter des Sonnenvisiers hatten den Nasenrücken gründlich zerschrammt.
Der Mann freute sich darauf, dieses alte Pferd, wie er Lady Agatha insgeheim und privat nannte, zur Rechenschaft zu ziehen. Er hatte sich bereits einige Bösartigkeiten überlegt, die alle davon ausgingen, daß dieses »alte Pferd« schließlich in der Badewanne saß. Diesen Nachmittag würde sie nie mehr im Leben vergessen, das wußte er bereits jetzt...
Agatha Simpson war ahnungslos.
Sie trällerte eine Melodie, plantschte wieder im Badewasser herum und behauptete dann, sie sei von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. So wenigstens lautete der Text des Chansons, das sie mit dunkler Baritonstimme von sich gab.
Der Eindringling öffnete vorsichtig die Tür zum Badezimmer und spähte zur Wanne hinüber. Sein Opfer war sehr verschwenderisch mit einem Badeschaummittel umgegangen. Wahre Berge türmten sich aus der Wanne in die Höhe. Der neugierige Mann sah nur den Haarschopf der Sechzigjährigen.
Er grinste wie ein Filmgangster, zog seinen kurzläufigen Revolver aus der Schulterhalfter und betrat dann schwungvoll die Fliesen. Er marschierte sofort zur Badewanne und schlug mit dem Lauf seiner Waffe auf den Haarschopf. Nicht besonders fest, denn die verrückte Lady sollte ja nicht ohnmächtig werden.
Doch der Schlag entpuppte sich als eine Niete. Es handelte sich im wahrsten Sinn um einen Schlag ins Wasser. Revolver, Hand und Haarschopf versanken im Schaumgebirge, und gleichzeitig kassierte der Mann einen derben Stoß, der seine Schulterblätter traf.