Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 2
»… mitzunehmen, vornehm ausgedrückt«, unterbrach Mike Rander seinen Butler. »Sie brauchen sich gar nicht so gewunden auszudrücken. Ich kenne doch Ihre Geschicklichkeit. Wenn es sein muß, beschämen Sie einen ausgelernten Taschendieb.«
»Sir, Sie schmeicheln meinen bescheidenen Fähigkeiten«, antwortete Parker leicht verschämt. »Wenn ich Ihnen diese Anstecknadel vielleicht einmal zeigen darf?«
»Ausgeschlossen, versuchen Sie es erst gar nicht, Parker.« Mike Rander war fest entschlossen, nicht anzubeißen. »Ich will mit dieser Geschichte nichts zu tun haben. Ich werde Ihnen aber einen guten Rat geben. Werfen Sie diese Anstecknadel schleunigst in den Müllschlucker, sonst werden Sie eines Tages noch sehr viel Ärger haben. Oder noch besser, senden Sie sie anonym an die Polizei. Sie wird dafür bezahlt, die ›Rotnasen‹ zu erwischen.«
»Ich bedanke mich in aller Form für diesen Hinweis«, sagte Josuah Parker. »Allein der Name dieser Anstecknadel wird bei der Polizei eine Sensation hervorrufen.«
»Wie bitte?« erkundigte Mike Rander sich gegen seinen Willen, doch sofort danach merkte er bereits, daß er sich schon viel zu sehr interessierte. Unwillkürlich lachte er leise auf. Er war wieder einmal auf einen echten Parker-Trick hereingefallen.
»Ich sprach in aller Zurückhaltung und Bescheidenheit von der bewußten Anstecknadel, Sir.«
»Dann sagen Sie schon endlich, was auf ihr steht.«
»Wenn Sie sich vielleicht selbst vergewissern wollen, Sir?« Josuah Parker griff hinter sich und zog ein kleines silbernes Tablett von einem Anrichtetisch. Darauf lag die Nadel, ein Zeichen, daß Parker sicher gewesen war, sie seinem jungen Herrn zeigen zu können.
Mike Rander verlor seine Abwehrbereitschaft. Er hob die kleine, ovale Nadel hoch und hielt sie gegen das Licht. Die Nadel bestand aus Silber, der ovale Kopf aus Goldblech mit einem kobaltblauen Emailüberzug. Das geschwungene dunkelrote Schriftband darauf lautete: St. John’s Junior Club.
»Donnerwetter«, bemerkte der Anwalt und pfiff leise. »St. John’s Junior Club, das klingt sehr exclusiv, ist es ja schließlich auch.«
»Wenn Sie es wünschen, Sir, kann ich Ihnen mit wenigen Worten einige Tatsachen über diesen Club berichten.«
»Schön, ich kenne ihn zwar, bin aber gespannt, was Sie dazu zu sagen haben.« Rander lächelte verschmitzt.
»Dieser sogenannte ›St. John’s Club‹, Sir, ist in der Wahl seiner Mitglieder sehr vorsichtig. Nur die sogenannten Spitzen der Gesellschaft werden nach längerer Wartezeit und nach Stellung zweier Bürgen in einem speziellen Rituell aufgenommen. Der Beitrag ist enorm hoch und sichert so allein schon die Sonderstellung. Das Clubhaus befindet sich in unser unmittelbaren Nachbarschaft. Neben den Senioren gibt es auch Junioren, die sich in einem gesonderten Club treffen. Hier handelt es sich zumindest um die Töchter und Söhne der Mitglieder. Nachteiliges wurde bisher nicht bekannt. Der St. John’s Club legt keinen Wert auf Publicity.«
»Stimmt genau, Parker. Um so mehr wundert es mich, daß eine der Rotnasen diese Nadel trug.«
»Das, Sir, war geeignet, mein Interesse zu wecken.«
»Es wird sich natürlich um eine verlorengegangene Nadel handeln, anders kann ich mir das nicht vorstellen.« Mike Rander sprach immer leiser und stellte sich vor das große Fenster. »Auf der anderen Seite ist es natürlich nicht ausgeschlossen, daß irgendein Junior des Clubs zum Verbrecher geworden ist.«
»So deutlich, Sir, wagte ich es nicht auszudrücken«, warf Parker respektvoll ein. »Könnte man nicht diskrete Ermittlungen einziehen, bevor ich die Anstecknadel der Polizei übersende?«
Mike Rander wandte sich um, grinste niederträchtig.
»Der Angelhaken sitzt bereits«, sagte er dann. »Wir werden dieser Sache mal so nebenbei nachgehen, Parker. Es trifft sich wunderbar, daß einer meiner Gäste heute abend dem St. John’s Club angehört.«
»Auf diese Tatsache wollte ich Sie gerade aufmerksam machen, Sir.«
»Sie haben schon gründliche Vorarbeit geleistet, Parker.«
»Wenn Sie es wünschen, kann ich bereits mit einer vollständigen Mitgliederliste aufwarten, Sir. Sie betrifft allerdings vorerst die Senioren.«
»Wie, zum Henker, sind Sie denn an dieses Staatsgeheimnis geraten?«
»Ich möchte weder ungezogen noch unhöflich sein, Sir, bitte jedoch, mir die Antwort vorerst zu erlassen.«
»Genehmigt«, erwiderte Mike Rander. »Aber wenn schon, denn schon. Besorgen Sie auch die Mitgliederliste der Junioren.«
»Sie wird für mich gerade angefertigt und kopiert, Sir. Ich denke, daß ich sie bereits in wenigen Stunden in Besitz haben werde.«
Parker verbeugte sich und verließ das Arbeitszimmer des Anwalts. Mike Rander starrte auf die ovale Anstecknadel und schüttelte zweifelnd den Kopf.
Ob das hier wirklich eine brauchbare Spur war …?
*
Ein seltsames, hochbeiniges Fahrzeug rollte durch Chikagos Straßen. Es handelte sich um ein ehemaliges Londoner Taxicab, an dem selbst mit einer Lupe keine einzige abgerundete Ecke zu entdecken gewesen wäre.
Dieser Wagen machte einen jämmerlichen Eindruck. Passanten glaubten schnaufende und asthmatische Geräusche des Motors zu vernehmen, doch das war reine Einbildung. Sie konnten schließlich nicht wissen, daß sich unter der eckigen Motorhaube ein äußerst gepflegter Rennmotor befand, der zu Höchstleistungen fähig war.
Der Wagenaufbau verbarg zudem die supermoderne technische Einrichtung. Dieser Wagen, den man nur als ein Monstrum bezeichnen konnte, war nichts anderes als eine Tarnung. Butler Parker bevorzugte solche technischen Spielereien.
Steif wie ein hoher Würdenträger saß er am Steuer. Seine schwarze, stahlgefütterte Melone saß untadelig auf seinem Kopf. Das glattrasierte Pokergesicht mit den großen Augen zeigte keine Regung. Korrekt war der Sitz des schneeweißen Eckkragens, fleckenlos sein Covercoat. Die nervigen Hände Parkers staken in schwarzen Handschuhen. Der obligate Universal-Regenschirm mit seinen diversen Überraschungen hing am gewohnten Platz neben dem Fahrer.
Der Butler ignorierte das Grienen und Grinsen seiner Mitmenschen. Er übersah das ängstliche Ausweichen der überholenden Wagen. Ihn interessierte einzig und allein sein Ziel. Vor dem grauen und massigen Bau des St. John’s Club verringerte er die Fahrt seines hochbeinigen Monstrums und bog in das Grundstück ein. Da er als privater Besucher kam, fuhr er um den großen Gebäudekomplex herum und hatte Zeit und Gelegenheit, die ausgesuchten Häßlichkeiten des Clubs zu bewundern. Das Haus stammte wohl noch aus der Zeit der Jahrhundertwende. Die Zahl der Kamine auf dem winkligen Dach war nur abzuschätzen. Der Architekt hatte keine Chance versäumt, immer noch einen zusätzlichen Erker oder Turm anzubringen.
Josuah Parker wurde erwartet. Er hatte sich telefonisch angesagt. Er ließ sein Monstrum, auf dem Parkplatz für Lieferanten stehen und klingelte am Hintereingang.
Ein Clubdiener öffnete. Als er Butler Parker sah, zuckte er diensteifrig zusammen und verbeugte sich. Erst dann ging ihm auf, daß er ja den Eingang für Lieferanten und Dienstboten geöffnet hatte. Entsprechend knurrig fiel danach seine Frage aus.
»Mr.