Günter, der innere Schweinehund, lernt flirten. Stefan Frädrich
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Phase 5 der intimen Nähe: Ihr seid intim – schöööööööön!
10. Erst schauen, dann lächeln, dann sprechen
Erst schauen, dann lächeln, dann sprechen. Halte dich an diese Reihenfolge. Wenn du dabei je länger als drei Sekunden wartest, wirkst du verklemmt.
Günter staunt: »Ist das nicht ein bisschen technisch?« Kann sein, Schweinehund. Viele Dinge erscheinen technisch, wenn man sie systematisch betrachtet. Doch Schweinehunde lernen sich fast immer nach den fünf Phasen der Nähe kennen! Und wenn du weißt, was in welcher Phase passiert, gewinnst du.
Besonders spannend ist der Anfang und der Übergang von Phase 1 zu Phase 2: Wie spricht man jemanden an? Hier gilt ein ganz eigenes Gesetz: Erst schauen, dann lächeln, dann sprechen! Und das möglichst innerhalb von Sekunden. Erwidert jemand deinen Blick? Wenn nein: Erst mal aussteigen! Wenn ja: Gut! Lächle ihn an – möglichst sofort. Lächelt er zurück? Wenn nein: Aussteigen! Wenn ja: Gut! Sprich ihn an – wenn ihr euch gegenüber steht und die Situation es erlaubt, innerhalb von drei Sekunden. Lächelt ihr euch über einige Entfernung an, sprich ihn später an.
Was du dir hinter die Schweinehundeohren schreiben solltest: Erwidert jemand deinen Blick nicht, verweigert er dir die Erlaubnis zum Lächeln. Erwidert jemand dein Lächeln nicht, verweigert er dir die Erlaubnis, ihn anzusprechen. Verstößt du gegen diese Verbote, wirst du wahrscheinlich bestraft – mit einer Abfuhr.
11. Wann endlich küssen?
Vorsicht, Günter, nicht so stürmisch: Aus unerotischen Berührungen werden zärtliche, aus zärtlichen Berührungen werden erotische. Erst dann zaghafte Küsse.
»Und wann darf ich knutschen?«, fragt Günter aufgeregt. Auf keinen Fall in den Phasen 1 bis 3, sondern erst ab der vierten!
In Phase 3 sind leichte unerotische Berührungen gut. Ein leichtes Tippen an die Schulter, die Entfernung eines Fussels an einer unbedenklichen Stelle. Wenn du dabei Feingefühl beweist, ohne zärtlich zu sein, erzeugst du gespannte Erwartung und Lust auf mehr. Bei Erwiderung oder positiver Reaktion kommt Phase 4.
In Phase 4 gehst du von unerotischen auf zärtliche Berührungen über. Denk dran, dass diese Phase Stunden dauern kann! Am besten genießt ihr jeden noch so kleinen Schritt. Um keine Irritationen zu erzeugen, sollten sich deine Hände erst auf Rücken und Schulter konzentrieren, und als Zeichen der Zusammengehörigkeit auf die Hände. Erst dann kommen Gesicht und Hals – sie sind schon ziemlich intim. Dann kümmert sich dein Mund mit zaghaften Küssen ums Gesicht und den Mund, und erst dann spielen Zunge und üblicherweise bedeckte Körperteile eine Rolle.
Aber Geduld: So weit sind wir noch lange nicht!
12. Schweinehund, ärgere dich nicht!
Flirten ist wie ein Spiel, das zu einem Ziel führt. Halte dich an die Reihenfolge und gib keinen Anlass für ein »Nein«. Dann bekommst du, was du willst.
»Hm«, brummt Günter. »Man kann also nicht gleich loslegen und alles auf einmal machen?« Doch, Günter. Das geht schon. Aber nur, wenn beide Schweinehunde das wollen und wenn sie das gleiche Tempo haben. Doch du wirst feststellen, dass die Reihenfolge auch bei eindeutigen Angeboten gilt. Erst zeigt man sich, dass man sich mag, und dann geht vielleicht mehr. Das ist auf den wildesten Partys so!
Stell dir das Ganze einfach als Spiel vor. So wie »Mensch, ärgere dich nicht«. Ein Schritt kommt nach dem anderen, und das dauert seine Zeit. Bei jedem Schritt rückst du dem anderen Schweinehund ein bisschen näher. Jedes Mal gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der andere Schweinehund lässt es zu – dann gehst du nach einer Weile weiter zum nächsten Schritt. Oder der andere Schweinehund lehnt es ab und sagt »Nein« – dann fliegst du raus und darfst von vorne anfangen.
Und jetzt überleg mal: Wenn du zum Ziel kommen willst, musst du nur eins nach dem anderen tun und vermeiden, dass du rausfliegst. Was bedeutet das? »Das bedeutet, dass ich ans Ziel komme! Ich muss mich nur an die Regeln halten und dem anderen keinen Anlass bieten, mich rauszuwerfen.« Bingo!
13. Küssen oder nicht küssen?
Um nicht rauszufliegen, solltest du die Spielregeln und Codes verschiedener Kulturen respektieren.
In welcher Reihenfolge was im Einzelnen kommt, hängt übrigens auch davon ab, wo du lebst. Bei vielen Franzosen zum Beispiel kommt das Küssen auf den Mund schon relativ früh, bei uns gilt es eher als intim. Jetzt stell dir mal vor, ein französischer und ein deutscher Schweinehund flirten miteinander: Wenn der französische Schweinehund den deutschen küsst, findet er das ganz normal – aber der Deutsche fühlt sich vom Franzosen vielleicht überrumpelt, weil der sich nicht an die gewohnte Reihenfolge hält. Jetzt kann der Deutsche den Franzosen rauswerfen, und der Franzose versteht das Spiel nicht mehr. Oder der Deutsche lässt sich darauf ein und macht da weiter, wo in seinem Code das Küssen steht, und reißt dem Franzosen die Kleider vom Leib. Dann fühlt sich der Franzose überrumpelt, weil der Deutsche sich nicht an die vom Franzosen gewohnte Reihenfolge hält – denn Phase 5 beginnt in Frankreich erst viel später.
Wie kommen die beiden dann zusammen? Mit Toleranz und Nachsicht. Überall auf der Welt gelten Spielregeln, und immer ist die jeweilige Reihenfolge verbindlich. Du solltest diese Codes kennen und respektieren.
Übrigens: Je geübter du bist, desto mehr liegst du mit deinem Gefühl richtig. Wenn du in Phase 3 oder 4 das Gefühl hast, dass ihr euch jetzt vielleicht küssen solltet, dann hat das Gefühl wahrscheinlich recht. Also küssen!
14. Nein?
Ob du weitergehen kannst, musst du selbst erspüren. Die meisten Neins sind still. Bevor ein lautes Nein kommt, musst du vorher schon für einige Irritationen gesorgt haben.
»Und wie bekomme ich das hin, dass ich nicht rausfliege?«, fragt Günter. Mit ein wenig Pfotenspitzengefühl: Wenn dein Gegenüber ein »Nein!« signalisiert, schaltest du einen Gang zurück und bleibst erst mal in der jetzigen Phase stehen. Würdest du das Nein aber »übersehen«, wäre der andere Schweinehund schnell weg … »Okay, wenn jemand Nein sagt, halte ich mich zurück.« Ganz so einfach ist es leider nicht, Günter: Ein Nein muss nämlich nicht erst ausgesprochen sein. Im Gegenteil: Wenn der andere ein Nein ausspricht, hast du vorher einige stille Neins nicht wahrgenommen. Und die meisten Neins sind still.
Stell dir vor, du wanderst einen steilen Berg hinauf. Damit du nicht mit dem Geröll ins Tal hinunterstürzt, schaust du ganz genau, wo du hintrittst. Ein Fehltritt – und du kannst von vorne anfangen! Bei so einer Bergtour sagen die Steine auch nicht: »Vorsicht, ich sitze locker!« Sondern du musst es selbst ertasten. Du setzt deinen Fuß auf den Stein und erfühlst, ob er trägt. Erst wenn du sicher bist, gehst du den nächsten Schritt. Darum merk dir: Steine sind still. Neins meist auch.
15. Hallo, ich